• Pantazis: Migration als Teil der Lösung

    Hauptversammlung MB Niedersachsen
    28.April 2025
    Hannover
    „Die Migration ist Teil der Lösung des Problems“, machte Dr. Christos Pantazis, MdB und MB-Mitglied im Rahmen der Hauptversammlung des Marburger Bundes Niedersachsen am 23. April in Hannover deutlich. Er warnte vor einem drohenden Tsunami aus Pflege-, Fachkräftemangel und den Folgen für die gesundheitliche Versorgung. Dies müsse unbedingt mehr Aufmerksamkeit in der öffentlichen Debatte bekommen.
    Brachten wichtige Impulse für die Diskussionen auf der Hauptversammlung: Helge Engelke, Dr. Angelika Puls, Hans Martin Wollenberg, Dr. Christos Pantazis, Armin Ehl, Andreas Hammerschmidt, Dr. Martina Wenker (v. l. n. r.).
    Brachten wichtige Impulse für die Diskussionen auf der Hauptversammlung: Helge Engelke, Dr. Angelika Puls, Hans Martin Wollenberg, Dr. Christos Pantazis, Armin Ehl, Andreas Hammerschmidt, Dr. Martina Wenker (v. l. n. r.).

    Pantazis blickte auf „Jahre großer Herausforderungen“ für das Gesundheitswesen zurück. Er nannte veraltete digitale Strukturen, einen wachsenden dramatischen Fachkräftemangel, sich wandelnde Versorgungsbedarfe und zunehmende Finanzierungsprobleme und betonte: „Das System war dringend reformbedürftig und ist es immer noch.“

    Er habe grundsätzlich kein Problem mit Ökonomisierung des medizinischen Betriebes, wehre sich aber gegen dessen Kommerzialisierung. Dies habe auch etwas mit einem übertrieben angewandten Fallpauschalensystem zu tun, das falsche Anreize setze und damit weder im Sinne der Beschäftigten noch der Patientinnen und Patienten sei. Der Reformschritt müsse weiterhin vertieft werden.  

    Pantazis betonte die tragende Rolle der Pflegenden bei der Ausarbeitung von Beschlüssen: „Wir sind auf ihre Expertise angewiesen!“ Als Praktiker könnten sie Vorhaben realistisch einschätzen.

    In puncto zunehmende Gewalt gegen Ärzt*innen berief sich Hans Martin Wollenberg, Erster Vorsitzender MB Niedersachsen, auf aktuelle Zahlen aus dem MB-Monitor 2024 für Niedersachsen: „Es ist gesellschaftlich erschreckend, wenn fast 90 Prozent der Befragten verbale Gewalt am Arbeitsplatz kennen und mehr als jeder Zweite körperliche Gewalt am Arbeitsplatz erlebt hat.“

    Auch Helge Engelke, Verbandsdirektor der Niedersächsischen Krankenhausgesellschaft, verurteilte die zunehmende Gewalt in den Gesundheitsberufen scharf und forderte: „Wir benötigen einen gemeinsamen Bewusstseinswechsel; in allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens.“

    Auch zur Einführung der Krankenhausreform äußerte sich Engelke kritisch, vieles sei schlicht und ergreifend nicht mitgedacht worden: „Wir sind jetzt alle Beta-Tester eines Systems, von dem wir noch nicht genau wissen, wie die Leistungsgruppenzuordnung tatsächlich funktionieren wird und wie sich auch die Weiterbildung dort einfinden kann.“

    MB-Hauptgeschäftsführer Armin Ehl schloss sich der Kritik an der Krankenhausreform an, aus dem eigentlichen Planungsinstrument der Leistungsgruppen werde fälschlicherweise ein Finanzierungsinstrument gemacht. „Die Strukturen müssen den Menschen dienen - und nicht die Menschen den Strukturen!“, betonte Ehl.

    Dr. Martina Wenker, Präsidentin der Ärztekammer Niedersachsen und kooptiertes Mitglied im Landesvorstand des Marburger Bundes, machte deutlich: „15 Prozent der Ärzt*innen und Pflegekräfte in Deutschland kommen aus Drittstatten. Die Pluralität ist bereichernd und diese Fachkräfte sind für unsere medizinische Versorgung in Niedersachsen unverzichtbar.“

    Der MB-Landesvize Andreas Hammerschmidt forderte eine Überprüfung sämtlicher Dokumentationspflichten: „Wir ertrinken in Bürokratie, wir ertrinken in Papier!“ Laut Niedersächsischer Krankenhausgesellschaft würde nur eine Stunde weniger Bürokratieaufwand täglich 1700 ärztliche Stellen in Niedersachsen freimachen. Auch eine Aufstockung der Medizinstudienplätze sowie eine auskömmliche Finanzierung des Öffentlichen Gesundheitsdienstes auch nach Auslaufen des Paktes für den ÖDG im Jahr 2026 seien unverzichtbar. 

     

    Neuer Landesvorstand

    Im weiteren Verlauf der Sitzung entschieden die Delegierten des Landesverbandes turnusgemäß über die Führungsspitze des Verbandes: Im Amt des Ersten Vorsitzenden bestätigten sie Hans Martin Wollenberg mit rund 92 Prozent der gültig abgegebenen Stimmen. Für den Psychiater aus Rinteln ist es seit 2015 die sechste Amtszeit. Der Orthopäde und Unfallchirurg Andreas Hammerschmidt aus Schaumburg wurde mit 96 Prozent der gültig abgegebenen Stimmen zum vierten Mal zum Zweiten Vorsitzender gewählt.

    Als Beisitzer*innen im Landesvorstand bestätigten die Delegierten Johanna Grimme (Neustadt am Rübenberge) und Imke Loose (Neustadt am Rübenberge). Neu gewählt wurden Dr. Jan Galuska (Oldenburg), Nils Pursche (Göttingen) sowie Dr. Mustafa Yilmaz (Hannover). Die Legislaturperiode umfasst zwei Jahre. Die Hauptversammlung wählte zudem die Tarifkommission des Landesverbandes neu. Sie erteilte dem Vorstand und der Geschäftsführung Entlastung