Warum haben Sie diesen Beruf ergriffen?
Schon während meiner Schulzeit habe ich mich früh für die Medizin und insbesondere die Unfallchirurgie und Orthopädie interessiert. Nachdem ich in meinen Sommerferien ein Praktikum bei einem niedergelassenen Orthopäden absolviert habe und dort bei einigen Operationen hautnah dabei sein konnte, stand für mich fest, dass ich später auch Chirurg werden will und verletzte Menschen "reparieren" möchte. Diese Faszination ist bis heute nicht verflogen.
Hat sich Ihre Vorstellung vom Arzt-Beruf erfüllt?
Ja und Nein. Zum einen macht es unglaublich viel Spaß in einem sympathischen Team, Tag für Tag und Nacht für Nacht, verunfallten und teils schwerverletzten Menschen zu helfen und sie bei ihrer Genesung zu begleiten. Andererseits hatte ich mir vor Eintritt ins Arbeitsleben nie vorstellen können, dass ich so viel Zeit meines Lebens bei meinem Job verbringen werde. Die Arbeit im Krankenhaus geht häufig aufgrund von Personalmangel mit einer hohen körperlichen und psychischen Belastung einher und kann daher für junge Kolleginnen und Kollegen schnell überfordernd und abschreckend sein.
Für was sind Sie als Arzt dankbar?
Ich bin dankbar dafür, einen so spannenden und abwechslungsreichen Job machen zu dürfen. Jeden Tag hat man mit neuen Patientinnen und Patienten, neuen Krankheitsfällen und teils spektakulären Verletzungsbildern zu tun. Ich hatte noch keinen Arbeitstag, an dem ich mich gelangweilt habe.
Ihr Aha-Erlebnis als Arzt?
Am Ende meines ersten Arbeitsjahres war ich zunächst sehr ernüchtert von den vielen Nachtdiensten, der hohen Arbeitsbelastung und der vielen Zeit, die ich an meiner Arbeitsstelle verbrachte. Zudem fühlte ich mich in vielen Situationen überfordert, was zu einem hohen Stresslevel führte. Am Ende dieses ersten Jahres habe ich auch den 24-Stunden-Dienst an Silvester besetzt. Der Dienst war sehr anstrengend, es kamen etliche Notfälle in die Notaufnahme und ich kam nur eine Stunde zum Schlafen. Trotz der hohen Belastung waren jedoch alle Kolleginnen und Kollegen gut drauf und motiviert bei der Arbeit und ich bemerkte das erste Mal, dass sich eine Art Routine bei mir einstellte. Ich war trotz des hohen Arbeitsaufkommens nicht gestresst und hatte Spaß bei der Arbeit. Seither bin ich immer gelassener bei der Arbeit geworden, wodurch ich viel seltener gestresst bin und fast immer Spaß bei der Arbeit habe.
Was muss sich für Ärztinnen und Ärzte dringend ändern?
Einsparungen dürfen nicht weiterhin durch Reduktion der ärztlichen Stellen erfolgen. Es müssen in Krankenhäusern mehr ärztliche Stellen geschaffen werden um die Arbeitsbelastung zu senken und die Ausbildung zu verbessern. Dadurch würden zukünftig wieder mehr Kolleginnen und Kollegen auch langfristig in Krankenhäusern arbeiten wollen, wodurch sich die Expertise und auch die medizinische Versorgung verbessern würde.
Was haben Sie am Ende Ihres letzten Nachtdienstes gedacht?
Reicht jetzt auch, der Urlaub ist verdient.
Warum engagieren Sie sich im MB?
Ich möchte mich dafür stark machen die Arbeitsbedingungen für uns Ärztinnen und Ärzte zu verbessern. Zudem interessiere ich mich für die Krankenhauspolitik und die Veränderungen, die unser Gesundheitssystem durchläuft.
Über was haben Sie als letztes während Ihrer Arbeitszeit schmunzeln müssen?
Als ein sehr fitter, älterer Patient zu mir sagte, ich solle einfach schnell seinen Kopf zutackern, er hätte heute noch einiges vor. Er war zuvor gestürzt und hatte sich eine Platzwunde am Kopf zugezogen.