• Arbeitszeit endlich genau erfassen

    Pressemitteilung
    Umfrage des Marburger Bundes an außerhessischen Universitätskliniken/ Vergleichbare Situation in Hessen
    25.Juni 2025
    Eine aktuelle bundesweite Umfrage, die der Marburger Bund Bundesverband in außerhessischen Universitätskliniken für den Tarifbereich der Länder (TdL) durchgeführt und heute (Mittwoch, 25. Juni 2025) veröffentlicht hat, zeigt deutlich: Trotz klarer tarifvertraglicher Vorgaben zur Arbeitszeiterfassung wird dort weiterhin unzureichend, lückenhaft oder gar nicht dokumentiert – mit gravierenden Folgen für Ärztinnen und Ärzte. An den hessischen Universitätskliniken besteht die gleiche Problematik.

    Die Ärztinnen und Ärzte der hessischen Universitätskliniken (Frankfurt und Gießen/Marburg) fallen nicht in den TdL-Bereich. Für sie verhandelt der Marburger Bund Hessen direkt mit Vertretern der Unikliniken und des Landes Hessen. „Dennoch schildern uns auch aus den hessischen Universitätskliniken Kolleginnen und Kollegen die gleichen Probleme, die auch in der bundesweiten Umfrage beschrieben werden“, so Dr. Christian Schwark, Landesvorsitzender des Marburger Bundes in Hessen. Die Zeiterfassung erfolgt überwiegend per Dokumentation von Soll-Arbeitszeiten in Dienstplanprogrammen, bei denen Überschreitungen einzeln nachgemeldet werden müssen.  Dadurch ist es ein anfälliges System, denn geleistete Arbeit wird nicht genau erfasst, insbesondere wenn sie nicht sofort eingetragen werden kann oder wenn direkt oder indirekt Druck auf die Ärzteschaft ausgeübt wird, Zeiten nicht nachzutragen. Dadurch gehen geleistete Arbeitszeiten sang- und klanglos unter und die Verletzungen von Arbeitszeitvorschriften bleiben im Dunkeln.

    Marburger Bund Hessen: „Letzte Chance, danach beenden wir die Gespräche“

    Im Gegensatz zum Tarifbereich TdL befindet sich der  Landesverband aktuell in Gesprächen dazu mit dem Land Hessen und den Vertretern der hessischen Unikliniken. Aber: Das nächste für Ende Juli terminierte Gespräch sei „die letzte Chance“, so Schwark. „Sollte auch dieses ergebnislos verlaufen, beenden wir die Gespräche. Am Ende des Tages ist es auch für die Unikliniken sinnvoll, die tatsächlich erforderlichen Arbeitszeiten zu kennen, denn nur so kann man auch mit der Politik die für die Behandlung der Patienten erforderliche Personalmenge verhandeln. Die Versorgung der Patienten kann und darf nicht zu Lasten der Gesundheit unserer Ärztinnen und Ärzte erfolgen“, betont der MB-Landesvorsitzende.

    Manipulationsfreie Arbeitszeiterfassung nur bei 17 Prozent der Umfrage-Teilnehmer aus außerhessischen Unikliniken

    Und wie belastend eine nicht korrekte Arbeitszeiterfassung für die Betroffenen ist, zeigen eindrücklich die Umfrageergebnisse aus den außerhessischen Unikliniken, die der Marburger Bund Bundesverband heute vorgelegt hat. Rund 3.500 Ärztinnen und Ärzte aus ganz Deutschland (mit Ausnahme von Hessen, Hamburg und Berlin-Brandenburg) haben daran teilgenommen und zeichnen ein düsteres Bild: Bei rund 62 Prozent der Medizinerinnen und Mediziner wird die Arbeitszeit digital dokumentiert (z.B. als Soll-Arbeitszeiten von Dienstprogrammen), bei rund 17 Prozent manuell (handschriftlich, in einer Excel-Tabelle, etc.) und bei etwas mehr als vier Prozent überhaupt nicht. Nur knappe 17 Prozent der Umfrage-Teilnehmenden berichten von einer elektronischen und damit manipulationsfreien Arbeitszeiterfassung.

    „Viele tragen aus Sorge vor Kritik keine Überstunden ein“

    Das hat Konsequenzen. „Ich fühle mich ausgebeutet und verliere die Motivation am Beruf“, so ein Teilnehmer der Umfrage. Ein anderer berichtet von einem schlechten Arbeitsklima und sinkender Bereitschaft, den Vorgesetzten zu unterstützen, „da ich und wir uns nicht in unserer Arbeit gesehen fühlen“. „Die Frustration steigt, viele tragen aus Sorge vor Kritik keine Überstunden ein“, schreibt ein Teilnehmer. Andere sprechen davon, in Praxen zu wechseln, die Medizin zu verlassen oder auszuwandern.

    In Kliniken, die die Arbeitszeit nicht regelkonform erfassen, befürchten die Ärztinnen und Ärzte „Patientengefährdung aufgrund Erschöpfung und unzureichender Erholungszeit“. Sie haben „keine Zeit für Forschung“, bemängeln die Work-Life-Balance, weil der Feierabend nicht planbar ist und private Termine regelmäßig ausfallen. Nicht nur das Vertrauen in den eigenen Arbeitgeber, sondern auch die Motivationen sinken und das Risiko für Abwanderung oder eigene Erkrankung steigt.

    Tarifsituation an den hessischen Unikliniken

    Die Ärztinnen und Ärzte (Zahnärztinnen und Zahnärzte) an den hessischen Universitätskliniken (Gießen, Marburg und Frankfurt) fallen nicht in den Geltungsbereich des Tarifvertrags für Ärztinnen und Ärzte der Länder (TdL), da das Land Hessen seit 2004 nicht mehr Mitglied der TdL ist. Für sie gilt ein eigener Tarifvertrag, der so genannte TV-Ärzte Hessen. Dieser wird zwischen dem Land Hessen, den Unikliniken und dem Marburger Bund Hessen verhandelt.