• Ehrenamt als Herzensangelegenheit

    Deutschlandstipendium an der MHH
    02.Juli 2025
    Hannover
    Im Rahmen des Deutschlandstipendiums fördert der Marburger Bund Niedersachsen bereits zum sechsten Mal den ärztlichen Nachwuchs an der Medizinischen Hochschule Hannover. Wir haben mit Philipp Ohland, unserem diesjährigen MHH-Stipendiaten, gesprochen.
    Medizinstudent Philipp Ohland wird im Rahmen des Deutschlandstipendiums durch den Marburger Bund Niedersachsen gefördert. Foto: privat
    Medizinstudent Philipp Ohland wird im Rahmen des Deutschlandstipendiums durch den Marburger Bund Niedersachsen gefördert. Foto: privat

    Herr Ohland, wir freuen uns, Sie kennenzulernen! Bitte erzählen Sie uns ein bisschen von sich. Wie sind Sie zur Medizin gekommen und warum möchten Sie Arzt werden?

    Vielen Dank – ich freue mich ebenfalls sehr über die Möglichkeit, hier vorgestellt zu werden, und fühle mich wirklich geehrt, Deutschlandstipendiat zu sein.

    Ich bin 25 Jahre alt, studiere aktuell im 10. Semester Medizin und stecke gerade mitten im Examenslernplan. Vor dem Studium hat mich mein Weg durch mehrere Bundesländer geführt – ich war unter anderem in Hessen, Brandenburg und schließlich in Cuxhaven, wo ich mein Abitur gemacht habe. Die vielen Umzüge waren manchmal eine Herausforderung, haben mich aber auch geprägt. In Cuxhaven bin ich über das Deutsche Rote Kreuz zur Notfallmedizin gekommen – und war sofort begeistert. Das direkte Arbeiten mit Menschen, das gemeinsame Handeln in kritischen Situationen und die Verantwortung, die damit einhergeht, haben mich tief beeindruckt.

    Diese Begeisterung hat sich im Studium nur noch verstärkt. Besonders die Notfallmedizin ist für mich ein Bereich, in dem ich meine Fähigkeiten und meine Haltung ideal einbringen kann. Es ist eine besondere Aufgabe – und ein großes Privileg –, Menschen in schwierigen Momenten zur Seite zu stehen. Diese Momente erfüllen mich jedes Mal aufs Neue mit Demut und Dankbarkeit.

    Bereits zu Schulzeiten haben Sie sich ehrenamtlich engagiert und auch jetzt während des Studiums. Welchen Stellenwert hat das Ehrenamt in Ihrem Leben?

    Einen sehr großen. Schon während meiner Schulzeit war das Ehrenamt ein fester Bestandteil meines Alltags – man könnte fast sagen, ich war damals fast ausschließlich damit beschäftigt. Es war für mich nie nur eine Verpflichtung, sondern vielmehr eine Herzensangelegenheit.

    Seit 2020 engagiere ich mich nun bei den Johannitern in Hannover. Dort bin ich in ganz unterschiedlichen Bereichen aktiv – vom Krankentransport über den Rettungsdienst bis hin zum Katastrophenschutz. Besonders in der Corona-Pandemie war ich viele, viele Stunden im Einsatz – insbesondere beim Testen und Impfen. Es war eine intensive Zeit, aber auch eine sehr sinnstiftende.

    Für mich bedeutet Ehrenamt mehr als nur Helfen im klassischen Sinne. Es geht um zwischenmenschliche Nähe, um Verantwortung füreinander und darum, unserer Gesellschaft das Rückgrat zu geben, das sie braucht. Gleichzeitig ist es für mich auch ein Stück Lebensqualität: Ich habe dort Freunde gefunden, wir wachsen gemeinsam an unseren Aufgaben und ich habe viel Freude an dem, was ich tue. Inzwischen ist das Ehrenamt ein bisschen wie ein Hobby geworden – nur eben eines, das auch anderen etwas bringt.

    Was bedeutet das Stipendium für Sie?

    Ich fühle mich unglaublich geehrt und auch sehr wertgeschätzt. Es ist ein schönes Gefühl, für das eigene gesellschaftliche Engagement, aber auch für persönliche Herausforderungen Anerkennung zu erhalten – vor allem, wenn man diese Dinge nicht mit dem Ziel gemacht hat, etwas dafür zu bekommen.

    Gleichzeitig bin ich sehr dankbar für die Unterstützung. Das Stipendium ist für mich ein echter Energieschub, einfach weiterzumachen – mit Freude, mit Überzeugung, mit Einsatz. Und ganz besonders habe ich mich gefreut, im Rahmen des Stipendiums den Marburger Bund näher kennenzulernen. Es ist inspirierend zu sehen, wie engagiert hier für die Interessen junger Mediziner*innen eingetreten wird.

    Sie sind bereits seit 2019 Mitglied beim Marburger Bund Niedersachsen. Warum haben Sie sich für eine Mitgliedschaft entschieden? Welche Vorteile sehen Sie hier für Studierende?

    Als ich 2019 mit dem Studium begonnen habe, war ich anfangs ziemlich überfordert. Der Beitritt zu einer mir damals noch unbekannten Gewerkschaft – dem Marburger Bund – klang für mich sinnvoll, um einen gewissen Rückhalt zu haben.

    Mit der Zeit habe ich dann gemerkt, wie viele Vorteile die Mitgliedschaft tatsächlich bietet. Besonders hilfreich waren für mich die Versicherungen und Sonderangebote, aber auch die Möglichkeit, bei Fragen kompetente Ansprechpartner zu haben. Gerade für jemanden wie mich, der aus keiner Ärztefamilie kommt und daher nicht genau weiß, was einen im Berufsleben erwartet, ist diese Unterstützung rund ums PJ und beim Übergang ins Berufsleben extrem wertvoll.

    Darüber hinaus schätze ich den klaren Einsatz des Marburger Bundes für Gleichberechtigung und faire Arbeitsbedingungen für Mediziner*innen. Je weiter man im Studium kommt, desto mehr Einblicke bekommt man in den Klinikalltag – und da merkt man schnell, wie wichtig starke berufspolitische Vertretung ist.

    Vielen Dank für das Gespräch, Herr Ohland!

    Das Gespräch führte Greta Becker, MB Niedersachsen.