
Wir leben in einer Pandemie. Im Frühjahr 2020 wurden wir in kurzer Zeit von den Meldungen dazu überrollt. Die KVen und auch die Ärztekammern konnten nicht ausreichend schnell reagieren. Mein Arbeitgeber beschloss, das MVZ in dem ich arbeite, zu schließen, um alle Kräfte im Klinikum Potsdam zu sammeln. Nur, wer sollte die mir anvertrauten (Risiko-)Patienten weiter versorgen? Wer sollte sie in dieser schwierigen Situation begleiten? Hier stand ich nicht zum ersten Mal zwischen allen Stühlen. Letztendlich konnten wir eine konstruktive Lösung finden. Und durch den Verbund mit einem großen Krankenhaus hatten wir von Anfang an auch ausreichend Schutzkleidung zur Verfügung.
Ich arbeite als angestellte Internistin in einem MVZ, bin meinen Patienten und meinem Arbeitgeber gegenüber verpflichtet, Mitglied der KV und der Ärztekammer. Mitglied im Marburger Bund bin ich, weil wir als Ärzteschaft unser Privileg, unseren Beruf selbst zu organisieren, nicht aus der Hand geben dürfen. Gemäß dem hippokratischen Eid „Ich werde ärztliche Verordnungen treffen zum Nutzen der Kranken nach meiner Fähigkeit und meinem Urteil…“
In den letzten 20 Jahren habe ich in verschiedenen ambulanten Strukturen gearbeitet. So habe ich den Abbau der Polikliniken und Ambulatorien beobachtet, in einem Modellprojekt zum Erhalt der Polikliniken gearbeitet, die Gründung von Medizinischen Versorgungszentren begleitet. Meine Arbeit in der Versorgungsforschung am ZI der KBV hat mir den Blick über mögliche zukünftige Gesundheitsstrukturen weiter geöffnet.
Die sektorale Aufteilung im Gesundheitsbereich ist im Wandel. Von den knapp 150.000 niedergelassenen Ärzte in Deutschland arbeiten mittlerweile 40.000 im Angestelltenverhältnis. Wir angestellte Ärztinnen arbeiten weiterhin in einer Zwitterstellung in dem traditionell auf Selbständigkeit/Niederlassung ausgerichteten KV-System.
Die Pandemie hat das Gesundheitssystem und die Gesundheitspolitik wie unter ein Brennglas gestellt und die veralteten Strukturen sichtbarer gemacht: Jetzt geht es wohl um konstruktive Lösungen innerhalb der Ärzteschaft über Sektorengrenzen hinaus. Ich möchte, zusammen mit jungen Kolleginnen, mitgestalten. Im MB finde ich Gleichgesinnte.
Kurzvita
- 1959 an der Nordsee geboren; 1 Sohn
- 1979-1983 Studium Psychologie an der FU Berlin
- 1982-1989 Studium Humanmedizin an der FU Berlin
- 1995 Promotion an der FU Berlin
- 1991-1997 Assistenzärztin Innere Medizin in Berlin, Bad Belzig, Potsdam.
- Seit 1997 Fachärztin für Innere Medizin; Bad Belzig, Arlesheim/ Schweiz
- Teilnahme an verschiedenen Forschungsprojekten zu AIDS und Hepatitis C in Zusammenarbeit u.a. mit dem Landestropeninstitut Berlin, Psychosoziale Forschung
- 2001-2011 leitende Ärztin im Haus der Gesundheit Berlin, zunächst Modellprojekt des Senats, später MVZ. Lehrärztin Charite, Qualitätszirkelarbeit.
- 2013-2015 Mitarbeiterin am Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in der Bundesrepublik Deutschland (ZI)
- Seit 2015 leitende Ärztin am Ernst von Bergmann-MVZ in Kleinmachnow
- MB-Mitglied seit 2010