Ich bin Jahrgang 1949 und in der DDR aufgewachsen. Die Wendezeit 1990 erlebte ich in Aufbruchstimmung. Ich war Oberärztin im KKH Strausberg und gehörte zu den Gründungsmitgliedern des Virchowbundes und der Landesärztekammer Brandenburg.
Auch dem Marburger Bund trat ich sofort bei, sah ich in ihm doch den unmittelbaren Standesvertreter und Ansprechpartner bei den auf uns zurollenden Problemen. Alle im Jahr 1990 eingestellten vollapprobierten Assistenzärztinnen und –ärzte wurden nach dem Beitritt der DDR zur BRD in den AIP-Status rückversetzt bzw. erhielten die Kündigung, wenn sie den Facharzt für Allgemeinmedizin angestrebt hatten. Ein Wechsel in eine andere Fachabteilung bzw. in arztfremde Bereiche waren die einzig mögliche Chance für diese jungen Kolleginnen und Kollegen. Ein fataler Fehler seitens der Politik und der Krankenhausträger, war doch der Hausärztemangel solcherart vorprogrammiert! Unterbefristete Weiterbildungsverträge und ein eingeschränktes Angebot an Einrichtungen mit voller Weiterbildungsbefugnis knebelten die Kolleginnen und Kollegen der Klinikabteilungen. Im Marburger Bund sah ich die Möglichkeit, sich ehrenamtlich für Klinikärztinnen und –ärzte zu engagieren.
Meilensteine in der Marburger Bund Politik sehe ich heute rückblickend in der Umsetzung des Arbeitszeitgesetzes, in der Abschaffung des AIP und in der Loslösung von Verdi, die den Abschluss arztspezifischer Tarifverträge durch den Marburger Bund ermöglichte. Dennoch sehe ich in den Arbeitsbedingungen der Ärztinnen und Ärzte in den Krankenhäusern (incl. Rehakliniken und MVZ) eine Dauerbaustelle für die Gewerkschaftsarbeit. Statistiken belegen, dass mit Einführung des DRG-Fallpauschalensystems sich an allen deutschen Kliniken die Verweildauer der Patienten verkürzt, die Fallzahl erhöht und die Bettenzahl reduziert haben, d. h., kontinuierlich bestehen eine Leistungsverdichtung und ein wachsender Druck, Patienten schneller abzufertigen. Wir Ärztinnen und Ärzte leiden unter einer überbordenden Bürokratie, die uns immer weniger Zeit für die Patienten lässt. Eine Entlastung von arztfremden Tätigkeiten würde uns mehr Zeit für die Patienten geben.
Als Mitglied des Vorstandes des MB-Landesverbandes Berlin-Brandenburg in drei Legislaturperioden und als Delegierte des Landesverbandes hatte und habe ich die Möglichkeit, an den Aktivitäten des Marburger Bundes mitzuwirken und meinen Kolleginnen und Kollegen zu vermitteln, dass der Marburger Bund ihre Interessenvertretung darstellt und ein hoher Organisationsgrad in unserer Gewerkschaft unsere Ziele unterstützt.
Kurzvita
- Leitende Oberärztin der Allgemeinchirurgie des Krankenhauses MOL in Strausberg,
seit 1998 Schwerpunkt Viszeralchirurgie - 1979 Promotion bei Prof. Dr. Schmauss in Berlin zum „Dr. med.“
- 1974 verteidigte ich meinen „Dipl.-Med.“ bei Prof. Rapoport im Institut für Biochemie,
- Weiterbildung zum Facharzt für Chirurgie im Kreiskrankenhaus Strausberg
- Studium der Humanmedizin von 1968 bis 1974 an der Humboldt-Universität Berlin
- Jahrgang 1949 und in der DDR aufgewachsen, verheiratet, zwei Kinder