• Dr. med. Dorothea Kerner

    Universitätsklinikum des Saarlandes, Ärztin in Weiterbildung Radiologie
    Dr. med. Dorothea Kerner
    Dr. med. Dorothea Kerner

    "Ich kandidiere für die Liste Marburger Bund, weil ich mich als Ärztin in Weiterbildung für eine Verbesserung der Weiterbildung einsetzen möchte. Wir wollen die neue Musterweiterbildung zeitnah umsetzten. Bisher sind in der Vertreterversammlung der Ärztekammer die angestellten Ärztinnen und Ärzte deutlich unterrepräsentiert. Da wir die einzige Liste sind, auf der ausschließlich angestellte Ärztinnen und Ärzte kandidieren, können wir mit Ihrer Unterstützung an diesem Missverhältnis etwas ändern."

    INTERVIEW mit Dr. Dorothea Kerner

    Im Saarland wird seit dem 7. Mai die Vertreterversammlung der Ärztekammer, also das „Ärzteparlament“ gewählt. Hier werden die Weiterbildungsordnung gemacht, die Altersrente festgelegt und alle anderen beruflichen Belange gewahrt. Warum es daher wichtig ist, bei den laufenden Wahlen, die am 15. Mai enden, die Liste 6 Marburger Bund zu wählen, erläutert MB-Kandidatin Dr. Dorothea Kerner, Ärztin in der Weiterbildung zur Radiologin am Universitätsklinikum des Saarlandes im Hinblick auf das Thema Weiterbildung.

    Was muss sich in der Weiterbildung ändern?

    Dr. Dorothea Kerner: Die Zahlen der aktuellen Weiterbildungsordnung sind zum Teil unrealistisch. Mit der neuen Musterweiterbildung, die vor Kurzem beschlossen wurde, sind diese Zahlen angepasst worden. Die sind nun deutlich realistischer. Damit diese aber auch umgesetzt werden, muss die Weiterbildungsordnung von der Landesärztekammer beschlossen werden. Daher fordern wir vom MB, dass dies zeitnah geschieht. Die einzelnen Ärztinnen und Ärzte in der Weiterbildung müssen wissen, ab wann dies für sie gilt und welche Zahlen sie für ihre Weiterbildung benötigen.

    In der Weiterbildung soll gewährleistet werden, dass diese Zahlen auch in dem jeweiligen Klinikum, welches die Weiterbildungsberechtigung für dieses Fach hat, erreicht werden können. Es ist deshalb wünschenswert, dass in den einzelnen Kliniken ein fester Weiterbildungsplan etabliert wird. Um eine Weiterbildung gut und adäquat durchzuführen und dort auch viel für den späteren Berufsalltag mitnehmen zu können, ist es wichtig, dass man die verlangten Disziplinen auch adäquat durchlaufen kann.

    Warum ist gerade dies so wichtig?

    Kerner: Die schnelle Umsetzung der Musterweiterbildungsordnung ist wichtig, damit jeder Arzt in der Weitbildung weiß, wie viel Zahlen er genau für seinen Facharzt benötigt und welche Disziplinen er durchlaufen muss. Vor allem muss wegen der Planungssicherheit klar sein, ab wann die geänderte Weiterbildungsordnung in Kraft tritt.

    Welche Aufgabe übernimmt die saarländische Landesärztekammer bei der ärztlichen Weiterbildung?

    Kerner: Die Ärztekammer gibt mit ihrer Weiterbildungsordnung vor, was für den jeweiligen Facharzt erforderlich ist. Sie sagt also, wie viele Fallzahlen von welcher Disziplin durchgeführt werden müssen. Zudem organisiert sie die Facharztprüfung, nachdem alle Anforderungen für den Facharzt erfolgreich nachgewiesen wurden. Sie entscheidet ebenso in Sonderfällen, was wann wie anerkannt wird.

    Warum ist das Arbeitsfeld in der Klinik für viele Ärzte nicht mehr so attraktiv?

    Kerner: Die Arbeitsbelastung in den Kliniken ist für viele Ärzte sehr hoch. Dies liegt zu größten Teilen an der Arbeitsverdichtung und den oft freien Arztstellen in einer Abteilung. Immer mehr Arbeit muss in immer kürzerer Zeit von oft immer weniger Personal absolviert werden. Leider ist es daher häufig so, dass während des Stationsalltags die Weiterbildung zu kurz kommt. Zudem kommt es zu vielen Überstunden, vielen Diensten und viel Arbeit an Wochenenden. Dies führt dazu, dass die Ärzte nach kurzer Zeit ausgebrannt sind – und das auch noch, ohne dass die angehenden Fachärzte eine adäquate Weiterbildung erfahren haben.

    Wie wirkt sich dies auf den Klinikalltag aus?

    Kerner: Immer mehr junge Ärztinnen und Ärzte verlassen deswegen die Klinik, sie lassen sich nieder in Praxen oder wollen als Angestellte in Praxen arbeiten. Jedoch verlässt auch ein großer Teil Deutschland ganz und geht ins Ausland; dorthin, wo die Arbeitsbedingungen etwas besser erscheinen. Dies verstärkt die Probleme im Klinikalltag nochmals.

    Was muss sich aus Ihrer Sicht im Klinikalltag ändern?

    Kerner: Damit der Klinikalltag sich verändert, müssen viele Dinge geschehen.

    • Wir benötigen mehr Personal in den Krankenhäusern. Gibt es mehr Ärztinnen und Ärzte, die die gleiche Arbeit machen, wie jetzt weniger, ist noch mal Zeit für echte Weiterbildung vorhanden, die zurzeit fehlt.
    • Zudem bestimmt aktuell die Bürokratie den Arbeitsalltag, eine Beschäftigung mit dem Patienten rückt leider immer weiter in den Hintergrund. Dies muss sich ändern, damit die Ärztinnen und Ärzte nochmals Zeit haben für die Dinge, weshalb diese Ärzte geworden sind: die Arbeit mit und an dem Patienten.

    Wo sehen Sie derzeit die größten Belastungen für angestellte Ärztinnen und Ärzte?

    Kerner: Es gibt zu viel Arbeit in zu kurzer Zeit. Eine perfekte, wünschenswerte Behandlung der Patienten und eine gute Weiterbildung sind aus diesen Gründen oft nicht in der Weise möglich, wie sie es seien sollte. Hinzu kommt, dass die große Arbeitsbelastung mit vielen Überstunden, vielen Diensten und Wochenendarbeit wenig Zeit für Freizeit und Familie lässt. Das belastet zusätzlich. Heutzutage wollen die jungen Ärztinnen und Ärzte nicht mehr rund um die Uhr arbeiten, die Freizeit nimmt einen immer größeren Stellenwert ein. So kommt es, dass immer mehr Kolleginnen, aber auch Kollegen nur noch in Teilzeit auf halben Stellen arbeiten.

    Warum sollte man an der Ärztekammerwahl die Liste 6 Marburger Bund wählen?

    Kerner: Zum einen ist es wichtig, dass Ärztinnen und Ärzte und vor allem die jungen Ärztinnen und Ärzte überhaupt von ihrem Wahlrecht Gebrauch machen. Die angestellten Ärztinnen und Ärzte in der Kammer müssen gestärkt werden, weil wir bei Themen wie Weiterbildungsordnung und Berufsbild mitbestimmen müssen und dies nicht den Niedergelassenen überlassen dürfen. Wir jungen Ärzte meinen, dass wir ohnehin nichts verändern können; die Ärztekammer ist immer etwas Abstraktes für uns. Wir können aber konkret mitgestalten und es gibt auf der Liste Marburger Bund ausschließlich angestellte Ärztinnen und Ärzte, die mit diesem Ziel in die Ärztekammer wollen. Dabei hat die Liste 6 Marburger Bund auch viele junge Ärztinnen und Ärzte aufgestellt, um den Altersdurchschnitt in der Ärztekammer zu senken.