• Erster systematischer Einblick in den Drogenkonsum in NRW

    Gesundheitsminister Laumann veröffentlicht Studie zum Konsumverhalten
    27.Juni 2025
    Angesichts eines enormen Anstiegs der Drogentoten in Nordrhein-Westfalen im Vorjahr, ist die Versorgung suchtkranker Menschen von hoher Bedeutung. Um eine bestmögliche Versorgung suchtkranker Menschen zu ermöglichen, hat das Gesundheitsministerium erstmals eine Studie zur Drogenszene in Nordrhein-Westfalen gefördert. Der systematische Einblick in den Konsum soll dazu beitragen, die Angebote zu verbessern und optimal auf die Bedürfnisse der Betroffenen auszurichten.
    Gesundheitsminister Laumann veröffentlichte erstmals eine Studie zum Konsumverhalten suchtkranker Menschen.
    Gesundheitsminister Laumann veröffentlichte erstmals eine Studie zum Konsumverhalten suchtkranker Menschen.

    „Die Ergebnisse der Studie führen uns die schrecklichen Folgen des Drogenkonsums und der Drogenabhängigkeit erneut deutlich vor Augen. Oberste Priorität hat für uns Prävention, damit es gar nicht erst zu Konsum und Abhängigkeit kommt. Die Menschen, die aufgrund einer schweren Drogenabhängigkeit Hilfe benötigen, sollen darüber hinaus in Nordrhein-Westfalen bestmöglich an passgenaue Angebote angebunden werden. Anhand der Ergebnisse unserer Befragung wollen wir das bereits sehr gute Angebot der Sucht- und Drogenhilfe entsprechend weiterentwickeln“, erklärt Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann.

    Die Befragung unter 525 drogenabhängigen Menschen in vier Städten zeigt, dass die bestehenden Hilfeangebote mehrheitlich gut angenommen werden: Streetwork, Kontaktläden, Drogenkonsumräume, Notschlafstellen, medizinische Angebote oder Arbeitsangebote werden am besten da genutzt, wo ein niedrigschwelliges Angebot besteht, das sich direkt an die Menschen in der offenen Drogenszene und ihre Bedürfnisse richtet.

    Ein weiteres Ergebnis der Studie: Crack ist die am häufigsten konsumierte illegale Droge und nicht länger Heroin, wie es die bisherigen Erfahrungen aus den Drogenkonsumräumen gezeigt hatten. So haben mehr als 55 Prozent der Befragten angegeben, in den vergangenen 24 Stunden Crack geraucht zu haben.

    Viele der drogenkonsumierenden Menschen befinden sich in schwierigen Lebenslagen: Zwei Drittel von ihnen haben keine Wohnung, davon ist rund die Hälfte obdachlos. Rund 20 Prozent der Befragten haben keinerlei eigene Einkünfte; ein Sechstel verfügt über keine Krankenversicherung und ist daher von der regelhaften Gesundheitsversorgung ausgeschlossen.

    „Unsere Untersuchung zeigt, dass die Droge Crack eine besondere Herausforderung darstellt. Wir müssen bestehende Angebote an diese neue Situation anpassen. Die Tatsache, dass ein Großteil der drogenkonsumierenden Menschen wohnungslos ist, unterstreicht außerdem, wie wichtig es ist, dass wir die erfolgreiche Landesinitiative ‚Endlich ein ZUHAUSE!‘ bis Ende 2027 weiterführen“, betonte Minister Laumann. „Menschen, die nicht krankenversichert sind, wollen wir optimal versorgen. In Nordrhein-Westfalen gibt es fünf Clearingstellen, die Menschen ohne Krankenversicherungsschutz dabei unterstützen, diesen zu klären.“

    Auf Basis der gewonnenen Erkenntnisse soll das Hilfesystem für drogenabhängige Menschen weiterentwickelt werden – in engem Dialog mit den niedrigschwelligen Suchthilfeangeboten wie mit den Betreibern von Konsumräumen, mit der Wohnungsnotfallhilfe und mit Anbietern der medizinischen Versorgung. Die Studie unterstützt außerdem das Vorhaben der Landesregierung, in allen Drogenkonsumräumen Drug-Checking einzuführen. Diese Drogenanalyse soll die Gefahr verringern, die vom Konsum von Substanzen mit nicht bekannter Zusammensetzung ausgeht. So soll eine ungewollte Überdosierung verhindert werden. Die Landesregierung will im Laufe des Jahres 2025 eine entsprechende Verordnung auf den Weg bringen.

    Hintergrund:

    Nordrhein-Westfalen verfügt über gute und flächendeckende Strukturen der Suchtprävention und Suchtberatung, insbesondere im Bereich der niedrigschwelligen Suchthilfe. Dazu gehören unter anderem zwölf Drogenkonsumräume.

    Für die Studie zur Drogenszene haben die Hochschule Düsseldorf und die Technische Hochschule Nürnberg im Zeitraum von September bis Dezember 2024 insgesamt 525 Personen im Alter von 17 bis 78 Jahren in den Städten Düsseldorf, Köln, Essen und Münster befragt – damit wurden sowohl die beiden größten offenen Drogenszenen (Köln und Düsseldorf) als auch eine kleinere Großstadt im ländlichen Raum (Münster) und zusätzlich das Ruhrgebiet (Essen) abgedeckt.

    Die Drogenszenestudie ist Teil der Strategie des Ministeriums für Arbeit, Gesundheit und Soziales zur Reduzierung von Drogentodesfällen und zum Umgang mit Drogenkonsum in Nordrhein-Westfalen. Das Ministerium hat zuletzt unter anderem zwei Fachtage durchgeführt und ist mit den Akteurinnen und Akteuren aus den Systemen der Suchthilfe und Suchtselbsthilfe, der freien Wohlfahrt, der Wohnungsnotfallhilfe, der Polizei sowie kommunalen Vertretungen im Austausch. Dabei wurde auch deutlich, dass zur Weiterentwicklung der Hilfeangebote nicht nur Nutzerinnen und Nutzer dieser Angebote befragt werden müssen, sondern dass auch die Problemlage der drogenabhängigen Menschen erfasst werden muss, die noch keinen Zugang zu den Hilfeangeboten haben. Genau das wurde jetzt mit der Studie umgesetzt.