Nachdem die Dienstnehmerseite in der RK NRW zuvor die Übernahme der Beschlüsse der Arbeitsrechtlichen Kommission der Deutschen Caritas wegen der zwölfmonatigen Nullrunde abgelehnt hat, weitet die paritätisch besetzte Regionalkommission NRW die Nullrunde sogar noch aus. Im Gegensatz zu ihren Kolleginnen und Kollegen an benachbarten kommunalen Kliniken und auch an den katholischen Kliniken in Rheinland-Pfalz erhalten die Ärztinnen und Ärzte bei der Caritas in NRW nun sogar 16 Monate keine Gehaltserhöhung.
Das ist eine regelrechte Abstrafung, weil sich die Dienstnehmer in NRW zuvor geweigert hatten, die Bundesbeschlüsse mit dem einjährigen Verlust der vierprozentigen Gehaltssteigerung zu akzeptieren. Die verlängerte zeitliche Verzögerung der Anpassung an die Gehaltserhöhung des Tarifvertrages für Ärzte (TV-Ärzte VKA) führt trotz Einmalzahlungen zu erheblichen finanziellen Verlusten der betroffenen Ärztinnen und Ärzte in der Caritas.
Die Empörung der betroffenen Ärztinnen und Ärzte über diese - nochmals ausgedehnte - Nullrunde ist sehr groß. Uns haben binnen weniger Tage Hunderte Anrufe und E-Mails erreicht, in denen die Ärztinnen und Ärzte empört sind, weil ihre Arbeit gegenüber nahezu allen anderen Kliniken hierzulande bei der Caritas schlechter bezahlt wird. Sie wollen kündigen und sich bessere Arbeitgeber zu suchen. Die Caritas bringt so ihre Kliniken in eine noch schlechtere wirtschaftliche Lage, denn mit jeder Ärztin oder jedem Arzt, der nun kündigen wird, verschlechtert sich die Einnahmeseite der Krankenhäuser.
Den Nachrichten unserer Mitglieder ist ihre große Enttäuschung, Empörung und Wut zu entnehmen, denn schon die Ärztinnen und Ärzte an katholischen Krankenhäusern müssen seit Jahren unter schlechteren Bedingungen arbeiten, weil die Caritas immer wieder Abstriche macht und Gehaltserhöhungen in unseren Tarifverträgen nur zeitverzögert umsetzt. Hier ist nun aber ganz offensichtlich eine Akzeptanzgrenze überschritten worden. Die Abkopplung von der tariflichen Leitwährung für Ärztinnen und Ärzte ist völlig unverständlich, da die Refinanzierung von Gehaltserhöhungen doch gesetzlich gesichert ist.
Mit dem jüngsten Beschluss ist die Anziehungskraft der katholischen Krankenhäuser in NRW auf dem Arbeitsmarkt für Ärztinnen und Ärzte nur noch sehr gering. Das haben die betroffenen Caritas-Krankenhäuser offenbar schnell erkannt: So offeriert bereits eine erste Klinik in der Augustiner Gruppe in ihren ärztlichen Stellenanzeigen finanzielle Zulagen, um die erhebliche Differenz zu unserer Leitwährung - dem MB-Tarifvertrag für gut 60.000 Ärztinnen und Ärzte an kommunalen Krankenhäusern zu beseitigen.
Wir fordern die 170 katholischen Krankenhäuser in NRW auf, die finanzielle Lücke bei den ärztlichen Gehältern umgehend zu schließen. Die Ärztinnen und Ärzte bei der Caritas dürfen nicht schlechter bezahlt werden als ihre Kolleginnen und Kollegen an anderen Krankenhäusern.
Einmal mehr zeigt sich die Untauglichkeit, die Arbeitsbedingungen der Ärztinnen und Ärzte an katholischen Krankenhäusern auf dem sog. „Dritten Weg“ ohne Beteiligung der dafür einzig legitimierten Ärztegewerkschaft zu gestalten. Der Marburger Bund bleibt bei seiner Forderung, dass der Deutsche Caritasverband einsehen muss, die Arbeitsbedingungen der ärztlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nur auf dem Wege echter Tarifverhandlungen weiterzuentwickeln.
