• Austausch über Verantwortung, Macht und den Weg zu einem Kulturwandel

    MB-Podiumsdiskussion
    17.September 2025
    Hamburg
    Hat die Medizin ein Führungsproblem? Was genau bedeutet Machtmissbrauch? Und wie kann ein Kulturwandel gelingen? Über diese und viele weitere Fragen wurde auf der MB-Podiumsdiskussion am 15. September in der pme Akademie in der HafenCity gesprochen.
    Dr. Pedram Emami, Prof. Dr. Volker Fendrich, Dr. Sophie Imdahl, Dr. Sidra Khan-Gökkaya, Christian Berg und Dirk Schnack (v.l.)
    Dr. Pedram Emami, Prof. Dr. Volker Fendrich, Dr. Sophie Imdahl, Dr. Sidra Khan-Gökkaya, Christian Berg und Dirk Schnack (v.l.)

    Nachdem Katharina von der Heyde (MB Hamburg) die teils erschreckenden Ergebnisse der Mitgliederumfrage vorgestellt hatte, diskutierten Dr. Pedram Emami (MB Hamburg), Dr. Sophie Imdahl (Deutscher Ärztinnenbund Hamburg), Christian Berg (AllBright Stiftung), Dr. Sidra Khan-Gökkaya (UKE) und Prof. Dr. Volker Fendrich (Schön Klinik Hamburg Eilbek) über Machtstrukturen und Führungskultur in der Medizin.

    „In hochkomplexen Organisationen wie Kliniken sind Hierarchien unvermeidlich, weil es klare Verantwortlichkeiten braucht, gerade in Notfällen“, sagte Dr. Sidra Khan-Gökkaya, Vorstandsbeauftragte für Migration, Integration und Anti-Rassismus am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. Das Problem seien nicht die Hierarchien, sondern wie sie ausgestaltet seien. „Wenn Hierarchien auf Autorität und Abhängigkeit basieren, dann fördern sie Schweigen, Angst und Machtmissbrauch.“

    Christian Berg, Co-Geschäftsführer der AllBright Stiftung, erläuterte die Problematik, dass Führungskräfte vor allem Personen befördern, die ihnen selbst in Bezug auf Geschlecht und Herkunft ähnlich seien – für alle anderen sei es daher schwierig, nach oben zu kommen. Aktuell gebe es nur 14 Prozent Chefärztinnen an deutschen Unikliniken, ergänzte Dr. Sophie Imdahl vom Deutschen Ärztinnenbund Hamburg.

    Das Interesse war groß – die Veranstaltung in der HafenCity war komplett ausgebucht. Moderator Dirk Schnack band das Publikum aktiv ein, wodurch ein offener Austausch mit vielen Perspektiven und Lösungsansätzen entstand. So schlug Prof. Dr. Volker Fendrich, Ärztlicher Direktor der Schön Klinik Hamburg, die Einführung von Pflichtfortbildungen für Ärztinnen und Ärzte zum Thema „Machtmissbrauch“ vor, um stärker dafür zu sensibilisieren.

    „Zu einem Kulturwandel gehören alle“, sagte Dr. Emami, 1. Vorsitzender des MB Hamburg. „Und jeder muss seiner Verpflichtung nachkommen und seinen Teil dazu beitragen.“ Dafür brauche es Mut, die Integrität der Institutionen und die Selbstreflexion aller Beteiligten, insbesondere in den Führungspositionen. Der Marburger Bund Hamburg will die kritische Auseinandersetzung mit Hierarchien, Machtmissbrauch und fehlender Vielfalt in Führungspositionen weiter vorantreiben. Die Veranstaltung war ein wichtiger Schritt in diese Richtung.

    Ein ausführlicher Bericht von Jörg Ziegler folgt in der MBZ (Ausgabe 10).