• Erster MB-Tarifvertrag mit der MediClin GmbH & Co. KG

    Premiere zum Jahresauftakt
    17.Januar 2017

    Der Marburger Bund hat erstmals Tarifverhandlungen mit einer Zweigniederlassung der MediClin GmbH & Co. KG aufgenommen und erfolgreich zum Abschluss gebracht. Ziel war die Einführung eines arztspezifischen Haustarifvertrages zwischen dem Landesverband Mecklenburg-Vorpommern und der MediClin Dünenwald Klinik in Trassenheide auf Usedom. Der MediClin-Konzern ist ein bundesweit tätiger Klinikbetreiber und ein großer Anbieter in den Bereichen Neuro- und Psychowissenschaften sowie Orthopädie. Mit 34 Klinikbetrieben, sieben Pflegeeinrichtungen und acht Medizinischen Versorgungszentren ist die MediClin in elf Bundesländern präsent. Bei den Kliniken handelt es sich um Akutkliniken der Grund-, Regel- und Schwerpunktversorgung sowie um Fachkliniken für die medizinische Rehabilitation mit insgesamt 8.050 Betten und über 9.300 Beschäftigten. 

    Die Dünenwald Klinik ist sozusagen das Pilotprojekt hinsichtlich der Einführung tarifvertraglicher Regelungen. Die MediClin GmbH & Co. KG stand einer tariflichen Bindung bisher konzernweit immer ablehnend gegenüber. „Bei den Ärzten zahlt die MediClin z.B. schon jetzt auf Niveau Marburger Bund – ohne tarifvertragliche Verpflichtung“, es sollten „keine Zentralvereinbarungen übergestülpt werden“ so der Konzern. Aus diesen Gründen lehnte es MediClin bisher ab, mit dem Marburger Bund über Tarifverträge zu verhandeln. Die Haltung wurde zumindest in Trassenheide aufgegeben. Mit dem Arbeitgeber konnte nach drei intensiven und konstruktiven Tarifrunden zu Jahresbeginn eine Einigung erzielt werden. Die Einrichtung in Trassenheide ist damit bundesweit die erste, die ab dem 01.01.2017 mit dem Marburger Bund einen arztspezifischen Tarifvertrag abgeschlossen hat.

    Neben einer Vergütungstabelle auf VKA-Niveau, die bei einer 24-monatigen Laufzeit am 01.01.2018 eine weitere Steigerung von 2,3 v.H. erfährt, sieht der Tarifvertrag klare Regelungen zur Verteilung sowohl der wöchentlichen Arbeitszeit als auch der Einteilung der Bereitschaftsdienste vor. Das Thema Arbeitszeit war eines der Kernthemen in dieser Tarifrunde. Regelarbeit findet in Trassenheide künftig an fünf Tagen pro Woche, von montags bis freitags statt. In diesem Zusammenhang wurde zudem geregelt, dass der Ausgleichszeitraum, sowohl für die regelmäßige Arbeitszeit als auch im Rahmen des Bereitschaftsdienstes, das Kalenderjahr ist. Leidvolle Diskussionen, wann der Ausgleichszeitraum beginnt und wer ihn festlegt, sind damit von Beginn an ausgeschlossen. Eine wöchentliche absolute Höchstarbeitszeit von 64 Stunden darf zudem in keinem Fall überschritten werden, auch nicht bei Vorliegen einer individuellen Verlängerungsoption („opt out“). Die Einführung eines Kalenderjahresarbeitszeitkontos mit einer Obergrenze von maximal 40 Stunden rundet die Regelungen zur Arbeitszeit ab. Der Grundstein für eine bessere Planbarkeit des ärztlichen Berufs mit dem Privatleben ist damit gelegt.

    Die Regelungen zur Eingruppierung, zum Entgelt und zu den Zeitzuschlägen entsprechen grundsätzlich denen anderer arztspezifischer MB-Tarifverträge, ebenso wie die Vereinbarungen zur Vergütung der Bereitschaftsdienste tagsüber, nachts und am Wochenende. Die Zuschlagssystematik für die Vollarbeit geht dabei teilweise weit über das hinaus, was in der ärztlichen Tariflandschaft üblich ist. Die Tarifeinigung steht noch bis Ende Januar 2017 unter dem Vorbehalt der jeweiligen Gremienzustimmungen.

    Die Vereinbarungen mit der MediClin GmbH & Co. KG für die Zweigniederlassung Trassenheide sind nicht nur wegweisend auf der Ebene eines Haustarifvertrages. Sie zeigen nämlich, dass es möglich ist, neben dem wichtigen Bereich der Vergütung, Themenkomplexe wie die Ausgestaltung der Arbeitszeit, die Begrenzung der Arbeitsbelastung und die Reglementierung der Sonderformen der Arbeit nicht nur zu besetzen, sondern im Sinne der Ärztinnen und Ärzte erfolgreich zu gestalten und positiv zu verändern. Eine gute Präsenz und eine starke Aufstellung des MB vor Ort sind für die Verfestigung und die Steigerung des Organisationsgrades dabei ebenso unerlässlich wie eine phantasievolle arztspezifische Tarifpolitik, die über reine Vergütungsfragen hinausgeht.

    Tarifliche Vereinbarungen mit dem Marburger Bund sind letztlich aber auch für die Arbeitgeber ein Markenzeichen in einem sich stetig zuspitzenden Wettbewerb auf dem ärztlichen Markt. Die Initiative der Ärztinnen und Ärzte zur Einführung arztspezifischer Regelungen wurde daher auch von der Konzernzentrale, die an den Verhandlungen teilgenommen hat, positiv aufgenommen. Der Abschluss mit MediClin in Trassenheide sollte daher durchaus Signalwirkung über Usedom hinaus haben.

    Rostock, 17.01.2017