• Umfrage zu der Corona-Lage in den Saarländische Kliniken bestätigt die ansteigende Belastung

    09.Dezember 2020
    Laut der Ad-hoc-Umfrage des Marburger Bundes Saarland in der vergangenen Woche gaben 44 % der befragten Ärztinnen und Ärzte an, dass Ihre Klinik innerhalb der letzten 10 Tage die Behandlung von Nicht-Corona-Patienten einschränken musste, weil die stationären COVID-Fälle Ressourcen auf Intensiv- oder Normalstation sowie in anderen Funktionsbereichen binden. Gleichzeit verneinen fast ein Drittel, dass die Anzahl der als verfügbar gemeldeten Intensivbetten mit dem vorhandenen Personal auch tatsächlich betreibbar sind. „Es ist nicht ausreichend, dass die Kapazitäten erweitert werden, wenn es am entsprechenden qualifizierten Personal fehlt“ erläutert MB-Landesvorsitzender Gregg Frost die Ergebnisse. „Auch wenn trotz dieser sich zuspitzenden Lage immer noch 62 % der Befragten davon ausgehen, dass Ärztinnen, Ärzte und Pflege unter den aktuellen Bedingungen die nächsten vier Wochen so weiterarbeiten können, zeigt dies nur die hohe Arbeitsmoral“, so Frost weiter. Dies zeigt auch, dass fast 40% der Befragten in den saarländischen Kliniken angaben, mehr Stunden als vertraglich vereinbart zu arbeiten. „Das medizinische Personal im Gesundheitssystem war schon vor der Pandemie überlastet. Dies wird durch die Pandemie noch verschärft. 65 % der Befragten gaben an, keine regelmäßigen Pausen machen zu können. Für die Versorgung der Bevölkerung ist jedoch gesundes medizinisches Personal in den Kliniken notwendig.“, betont der MB-Vorsitzende.

    Alarmierend ist es, dass es laut der Umfrage in einigen Kliniken immer noch an einer regelmäßigen und verdachtsunabhängigen Teststrategie fehle. So geben ca. 32 % der befragten Ärztinnen und Ärzte an, dass an Ihrer Klinik nicht regelmäßig und verdachtsunabhängig getestet würde. Bezieht man den ambulanten Bereich mit ein, so sind dies sogar 40% der Befragten. Es müssen jederzeit ausreichend zur Verfügung stehende Testmöglichkeiten für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Krankenhäusern vorhanden sein. Diese sind unabdingbare Voraussetzung, um Übertragungen an Patienten und Mitarbeiter zu vermeiden.  „Es ist ein Unding, dass in Deutschland und auch im Saarland keine verlässlichen Zahlen dazu vorliegen, wie viele Pflegekräfte und wie viele Ärztinnen und Ärzte sich bei der Versorgung von Patienten angesteckt haben. Wir erwarten, dass jetzt endlich die verfügbaren Testkapazitäten voll ausgeschöpft werden und dabei dem Gesundheitswesen Vorrang eingeräumt wird“, fordert Gregg Frost.

    Das Thema Schutzausrüstung scheint auf den ersten Blick nicht mehr so prekär zu sein, beurteilen 80 Prozent der Umfrageteilnehmer deren Verfügbarkeit als ausreichend. Die 20 Prozent, die widersprechen, sind allerdings für das riskante Arbeitsumfeld immer noch zu viel. So geben die Befragten u.a. an, auf Anweisung des Arbeitgebers sparsam mit FFP2 Masken umgehen zu müssen, so dass diese teilweise mehrere Tage im Gebrauch seien. „Arbeitgeber rufen teilweise zum sparsamen Gebrauch von Schutzausrüstung mit Verweis auf Kosten und Beschaffungsprobleme auf. Das ist für den Marburger Bund absolut untragbar.“ kritisiert Gregg Frost. Der Gesundheitsschutz des medizinischen Personals muss höchste Priorität haben.

    Die Erkenntnis aus der Umfrage zur Corona-Lage lautet für den Moment: Mit Blick auf die saarländischen Kliniken kann noch nicht davon gesprochen werden, dass die Kapazitäten in den Kliniken ausgeschöpft sind. Jedoch besteht ein begründeter Anlass zu der Sorge, dass bei weiter steigenden Fallzahlen und aufgrund des fehlenden qualifizierten Personals an stark belasteten Kliniken, ein Versorgungsengpass entstehen könnte und dies auch in der Regelversorgung. Das medizinische Personal ist pandemieunabhängig stark belastet.

     Die zeitgleich auch in anderen Landesverbänden durchgeführte Umfrage hat zu einem ähnlichen Ergebnis geführt.

    Hintergrund: Der Marburger Bund Saarland hat zwischen 30.11. und 4.12.2020 in einer Ad-hoc- Umfrage etwa 1000 angestellte Ärztinnen und Ärzte zu ihrer aktuellen Arbeitssituation in der Corona-Pandemie befragt. Fast 200 Ärztinnen und Ärzte haben sich beteiligt.