• Arbeitskreis „Junge Kammer“ in der Bezirksärztekammer Nordbaden - ein Erfolgsmodell

    Gremienarbeit
    25.September 2017
    Mit dem Ziel die Themen des ärztlichen Nachwuchses aufzugreifen und diesen damit für die Kammerarbeit zu begeistern startete 2015 der Arbeitskreis „Junge Kammer“ der Bezirksärztekammer Nordbaden – und hat sein Soll seitdem mehr als nur erfüllt. Neuapprobierten-Abende, Berufseinsteiger-Seminare, Kooperationsprojekte mit Studierenden sowie Informationsportale und Veranstaltungen sind nur einige der erfolgreichen Projekte des Arbeitskreises.

    Carolyn Gerlinger, seit 2016 Mitglied im Arbeitskreis betont wie wichtig es sei, die Themen der jungen Kolleginnen und Kollegen aufzugreifen. Die erste Hürde sei schon das „Ankommen" in den ärztlichen Strukturen: Ärztekammer, Fachgesellschaft, Versorgungswerk, Weiterbildung usw. „Da tun sich viele Fragezeichen auf – und das alles neben der eigentlichen Arbeit, die ja auch noch geleistet werden muss."

    Hier habe der Arbeitskreis einen seiner Schwerpunkte gesetzt, so der Vorsitzende Carsten Mohrhardt. Seit Beginn der Legislatur veranstaltet die Bezirksärztekammer Nordbaden sogenannte Begrüßungsabende für neuapprobierte Ärztinnen und Ärzte, um sie willkommen zu heißen. Ziel ist es, die Berufseinsteiger an der Schnittstelle von Studium und Berufseinstieg von Anfang an zu unterstützen und in diesem Rahmen auch den Wert und die Chancen der ärztlichen Selbstverwaltung darzustellen. Durch die aktive Mitarbeit der Mitglieder des Arbeitskreises „Junge Kammer" konnten die Vorträge der Begrüßungsabende speziell für Berufsanfänger angepasst werden. „Aus eigener Erfahrung wissen wir, worauf es beim Start in den Berufsalltag ankommt, gerade am Anfang der Weiterbildung." so Mohrhardt weiter. Oftmals sei zum Beispiel nicht genau bekannt, welche Weiterbildungsbefugnisse der Chef habe. „Wenn das während des Vortrages dann online überprüft wird haben wir schon die eine oder andere Überraschung erlebt" ergänzt Carsten Mohrhardt. „Nicht immer zur Freude der jungen Kolleginnen und Kollegen!"

    Dass die Akteure des Arbeitskreises zukunftsorientiert unterwegs sind, zeigt auch das Projekt „e-Kammer". Initiator Mathias Körner dazu: „Nach mehrmonatiger Vorbereitung und Formulierung inhaltlicher Schwerpunkte konnten wir die Verantwortlichen der Landesärztekammer bei der Umsetzung dieses Projekts mit einem zielgerichteten Antrag in der Vertreterversammlung unterstützen." Ein besonderes Anliegen sei es gewesen, eine zeitgemäße Informationsplattform für die jungen Kolleginnen und Kollegen zu schaffen. Ein erster Schritt sei das Freischalten der Webseite www.aerztekammer-bw.de/meineinstieg gewesen. Hier finden die ärztlichen Berufseinsteiger und natürlich auch andere Interessierte umfangreiche Informationen rund um den Berufseinstieg. „Das Angebot soll aufgrund der positiven Resonanz auf jeden Fall weiter ausgebaut werden", so Körner weiter. So könnte zum Beispiel in Zukunft dort auch auf die schon existierenden Angebote des Marburger Bundes wie die Berufseinsteiger- oder Weiterbildungsbroschüre verwiesen werden. Auch seien Kooperationen bei Seminaren zum Berufseinstieg denkbar. Man müsse ja das Rad nicht dauernd neu erfinden, der Marburger Bund habe ja bereits sehr gute Angebote in diesem Bereich.

    Der demographische Wandel in der Ärzteschaft macht es notwendig, dass sich die Kammer intensiv mit der nächsten Ärztegeneration beschäftigt. Da sei es nur natürlich, dass der Marburger Bund hierbei eine führende Rolle spielen muss, da die Berufsanfänger nun mal in der Regel angestellt seien, so Carolyn Gerlinger. Politische Schwerpunkte setzt der Arbeitskreis insbesondere beim Thema familienfreundliche Weiterbildung. Der Arbeitskreis hat Inhalte des erfolgreichen MB-Symposiums des letzten Jahres aufgegriffen und diese in die Kammer getragen. Der Anteil der weiblichen Medizinstudierenden und approbierten Ärztinnen ist in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen. Das hat eine erhebliche Auswirkung auf die Gestaltung der Weiterbildung – sowohl bei den Inhalten als auch den Zeiten. Für viele Kolleginnen und Kollegen ist Familienplanung in dieser Zeit ein relevantes Thema. Wie kann man also als Ärztin in dieser Zeit zum Beispiel Kinderwunsch und Weiterbildung unter einen Hut bringen? Was muss sich ändern, dass dies besser organisierbar wird? Wie wirkt sich das neue Mutterschutzgesetz aus? „All diese Fragen müssen von den Betroffenen diskutiert und gleichzeitig nach Lösungen gesucht werden." so Gerlinger, „und ein Arbeitskreis Junge Kammer ist hierfür sicherlich eine wichtige und gute Plattform!". Es gelte das Feedback der Betroffenen in den entsprechenden Gremien sowohl der Kammer als auch des Marburger Bundes aufzunehmen und hieraus die richtigen Schlüsse zu ziehen.

    Ein weiterer wichtiger Eckpfeiler ist neben den Inhalten auch der Ausbau der Service-Angebote der Kammer. So wurde in Kooperation mit dem Träger der Albert-Schweitzer-Medaille Dr. Aspacher die Fortbildungsveranstaltung „Fit für die Notfallambulanz und den ersten Dienst" organisiert. Diese richtet sich gezielt an Berufsanfänger und vermittelt anhand von Fallbeispielen die häufigsten Erkrankungen und Notfälle aus dem Ambulanz- und Stationsalltag sowie das sinnvolle diagnostische und therapeutische Vorgehen dabei. Die Evaluation war durchweg positiv.
    Auch bei den politischen Themen sei ein offenes Denken gefordert. „Um inhaltliche Themen berücksichtigen zu können laden wir gerne interessierte Kolleginnen und Kollegen oder auch VertreterInnen zum Beispiel der Fachschaften als Gäste in den Arbeitskreis ein. Denn nur wenn wir den direkten Draht zu den Betroffenen haben, können wir uns ihrer Belange annehmen, wie zum Beispiel bei der Kooperation mit den Projektgruppen Organspende (die MBZ berichtete)", erklärt Carsten Mohrhardt. Ein weiterer Vorteil dabei sei, einen Eindruck über die Gremienarbeit vermitteln zu können. „Mit den Angeboten des Arbeitskreises Junge Kammer verfolgen wir natürlich auch das Ziel, die jungen Kolleginnen und Kollegen so früh wie möglich für die Verbands- und Kammerarbeit zu begeistern und in diese einzubinden. Es geht schließlich um die Zukunft der ärztlichen Verbände und Strukturen", ergänzt Mathias Körner.

    Dieses Anliegen ist im Moment insbesondere wichtig, da im kommenden Jahr wieder Wahlen zur Ärztekammer in Baden-Württemberg anstehen. Neben der Platzierung von relevanten Themen geht es auch darum, junge geeignete und engagierte Kandidatinnen und Kandidaten zu finden, die sich zur Wahl aufstellen und sich aktiv in den Gremien der Kammer für die Zukunft des Arztberufes einbringen wollen. „Es wäre ein großer Erfolg, wenn es uns gelingt, den/die ein/e oder anderen/e dafür zu mobilisieren", so der Arbeitskreisvorsitzende Carsten Mohrhardt, „und persönlich hoffe ich, dass auch in den anderen Bezirken möglichst bald ein Arbeitskreis Junge Kammer entsteht!"