• Auftakt Ende Januar für Arbeitskreis „Leitende Ärztinnen und Ärzte“ im MB-Landesverband Baden-Württemberg

    14.Februar 2018
    Nach längerer Pause des einstigen Arbeitskreises „Chefärzte“ fand am 24. Januar 2018 in Stuttgart die Auftakt-Veranstaltung des umbenannten Arbeitskreises „Leitende Ärztinnen und Ärzte“ im MB-Landesverband Baden-Württemberg statt. Im gemeinsamen Austausch ging es darum, relevante Themen zu ermitteln, die aus Sicht der Teilnehmer derzeit am „brennendsten“ sind.

    Unter Leitung von Dr. Jürgen Kußmann, Ärztlicher Leiter Ambulante Orthopädische Rehabilitation am AZR Am Entenfang in Karlsruhe, flankiert von Frieder Schmitt, stellvertretender Geschäftsführer des MB-Landesverbandes und Christine Fechner, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit, trafen sich Chefärzte verschiedener Kliniken und Fachrichtungen.

    Krankenhausfinanzierung und ökonomischer Druck
    Ein Themenschwerpunkt bildete die duale Krankenhausfinanzierung. Kliniken erhalten seit vielen Jahren, wie eigentlich gesetzlich geregelt, vom jeweils zuständigen Bundesland nach wie vor nicht die vollständigen notwendigen Finanzmittel für Investitionen. Seit Jahren müssen in bedeutsamem Ausmaß Einnahmen aus DRG-Erlösen und durch Einsparen von Personalkosten zur Deckung von Investitionskosten erwirtschaftet werden. Das bedeutet für Leitende Ärztinnen und Ärzte einen steigenden ökonomischen Druck durch betriebswirtschaftliche Vorgaben.
    Problematisch sei auch, dass kommunale Kliniken entstehende Defizite aus dem Haushalt einer Stadt, eines Landkreises bzw. des Bundeslandes ausgeglichen bekommen.
    Diesem wirtschaftlichen Druck müssten das knapp bemessene Personal und die leitenden Kolleginnen und Kollegen aushalten. Am Ende berühre dies berufsethische Aspekte sowie den Status Arzt als freiem Beruf, bei dem eine sinnvolle medizinische Behandlung für die Patienten und nicht betriebswirtschaftliche Interessen im Vordergrund stehen sollten.

    Weiterbildung
    In der Regel sind Ärztinnen und Ärzte in Leitungsfunktion als Weiterbildungsbefugte tätig. Manche Leistungsbereiche wurden in den letzten Jahren allerdings aus Kliniken z.B. in Praxen oder in Medizinische Versorgungszentren (MVZ) verlagert, so dass den weiterzubildenden Ärztinnen und Ärzten wichtige Inhalte in der Phase der Klinik-Tätigkeit nicht mehr vermittelt werden können. Hier gilt es, belastbare Lösungen sowohl für Weiterbildungsstätten, als auch Weiterbildungsbefugte zu suchen, die zumindest teilweise sektorenübergreifend zu erarbeiten sind. Zusätzlich bedürfe es einer auskömmlichen Finanzierung.

    Medizin wird weiblich – Zahl der Ärztinnen steigt kontinuierlich
    Mittlerweile liegt der Anteil von Frauen bei den Medizinstudierenden bei über 50%. Dies wirke sich auch auf die Rahmenbedingungen in der Weiterbildung aus. Es würden zunehmend Teilzeit-Stellen angestrebt und Mutterschutz und Elternzeit bringen große Herausforderungen bezogen auf eine gesetzeskonforme Arbeitsorganisation mit sich. Eine entsprechende Weiterbildung anzubieten und diese auch inhaltlich nachzuweisen bedeute häufig einen Spagat.

    Entlassmanagement
    Das nunmehr gesetzlich vorgeschriebene Entlassmanagement erfordere ebenfalls einen hohen zeitintensiven Aufwand für alle Beteiligten. Diese Zeit fehle dann für die Behandlung.
    Der bürokratische Aufwand z.B. für die Dokumentation eines neuen oder geänderten Versorgungsbedarfs nach einem Krankenhausaufenthalt oder die Beantragung einer geeigneten Anschlussversorgung sei außerdem bislang finanziell nicht abgebildet. Das müsse sich ändern, so die Teilnehmer des Arbeitskreises.

    Fachkräftemangel
    Um dem ärztlichen Fachkräftemangel entgegenzuwirken, würden viele offene Stellen zunehmend mit Ärztinnen und Ärzten aus anderen Herkunftsländern und mit teils schwierigem Sprachvermögen besetzt. Sie müssen nicht nur integriert sondern auch intensiv angeleitet und supervidiert werden.

    Dieser Themenkomplex soll einer der nächsten Schwerpunkte der Arbeit des Arbeitskreises sein.
    Daneben wurden Themen wie Chefarzt-Arbeitsverträge, Zielvereinbarungen, Malus-Regelungen, Liquidationsfragen sowie Kriterien zur Personalbemessung erörtert.

    Das nächste Arbeitstreffen des AK Leitende Ärztinnen und Ärzte soll in Karlsruhe stattfinden. Nähere Informationen werden rechtzeitig bekannt gegeben. Alle interessierten Leitenden Ärztinnen und Ärzte sind herzlich willkommen.