• Wie kann ich selbst aktiv werden?

    Planetary Health
    04.Oktober 2023
    Hamburg
    Der Klimawandel und seine Folgen sind unübersehbar. Doch es bleibt immer noch die Möglichkeit zu handeln – den Klimawandel als solchen zu beklämpfen und auch die bereits jetzt unvermeidbaren Folgen zu verringern. Bei beiden Aspekten spielt das Gesundheitswesen und jene, die hier arbeiten (wollen), eine bedeutsame Rolle. Der Gesundheitssektor soll mit 4,4 Prozent zu den weltweiten CO2-Emissionen beitragen – mehr als die Schifffahrt oder der Flugverkehr. In Deutschland soll dieser Wert sogar bei 5,2 Prozent liegen. Krankenhäuser, Pflegeeinrichtungen, Pharmakonzerne, Hersteller von Medizintechnik und weitere Unternehmen des Gesundheitswesens sind damit wesentlicher Treiber des Klimawandels. Ärztinnen und Ärzte gehören also zu wichtigen Handelnden – und bereits Medizinstudierende können durch ihr Tun etwas bewirken.
    Tobias Bokowski ist stellvertretender Vorsitzender des MB-Sprecherrats der Medizinstudierenden und Studierendenvertreter in Hamburg
    Tobias Bokowski ist stellvertretender Vorsitzender des MB-Sprecherrats der Medizinstudierenden und Studierendenvertreter in Hamburg

    Planetary Health bietet als großes Querschnittsthema viele Möglichkeiten an der eigenen Uni/Fakultät aktiv zu werden. In Hamburg habe ich z.B. mit einigen Kommilitoninnen und Kommilitonen von Health for Future gemeinsam mit Prof. Birgit-Christiane Zyriax und Unterstützung der Stabsstelle Nachhaltigkeit und Klimamanagement die Vorlesungsreihe „Klimawandel und Gesundheit“ organisiert. Zielgruppe waren sowohl Studierende als auch interessierte Mitarbeitende vom Uniklinikum, die daran freiwillig teilnehmen konnten. Die Vorlesungen liefen als sog. extracurriculäre Veranstaltungen, die zusätzlich zur Regellehre und dem Wahlpflichtbereich angeboten werden können. Themen waren beispielsweise „Ernährung und Klima – zwei Seiten einer Medaille“ oder „Nachhaltigkeit und Klima in der Anästhesie“.

    Eine gute Unterstützung, um sich einen Überblick über Planetary Health an der eigenen Uni/Fakultät zu verschaffen, bietet die sog. Planetary Health Report Card (PHRC). Die PHRC ist ein standardisiertes Auswertungstool, um anhand von bestimmten Kategorien den aktuellen Stand zu erfassen (z.B. Lehre oder Forschung zu Planetary Health, Nachhaltigkeit auf dem Campus). Sie ermöglicht, strukturiert zu bewerten, was in den Bereichen schon passiert ist und es jeweils noch Potenzial für Verbesserungen gibt. Mittlerweile wurde die PHRC schon an einigen deutschen Unis genutzt wie u.a. in Aachen, Köln, Münster, Würzburg und weiteren. Sie kann aber auch einfach als Ideengeber helfen, ohne sie gleich komplett für den eigenen Standort auszufüllen.

    Wie an vielen anderen Fakultäten auch, kommt Planetary Health bei uns in Hamburg vor allem im Wahlbereich vor. Viele Studierende kommen deswegen im Unterricht nur wenig mit Planetary Health in Berührung. Daher haben mehrere motivierte Komillitoninnen und Komillitonen und ich im letzten Jahr zusammen einfach selbst mehr Lehre dazu organisiert. Nach etwas Recherche, einigen Anfragen und vielen positiven Rückmeldungen von Dozierenden stand dann plötzlich die erwähnte elfteilige Vorlesungsreihe „Klimawandel und Gesundheit“. Unser nächstes Ziel als Gruppe ist es, dass Planetary Health auch besonders im Kerncurriculum fächerübergreifend stärker eingebunden wird. Das Wissen dazu wie z.B. der Klimawandel sich in vielen Fachbereichen auf Patienten auswirkt, ist ja schon vorhanden. Jetzt kommt es vor allem darauf an, diese immer wichtiger werdenden Erkenntnisse auch in den Unterricht zu integrieren.

    Am wichtigsten für erfolgreiches Engagement ist es nach meiner Erfahrung, die passenden Mitstreiterinnen und Mitstreiter zu finden und sich ein möglichst konkretes Projekt zu überlegen. Sehr hilfreich ist es auch, sich Personen (z.B. engagierte Dozierende) und Organisationen zu suchen, mit denen man sich lokal oder auch darüber hi­naus verbünden kann. Mit mehreren motivierten Personen kann es dann mit tieferer Recherche z.B. nach ähnlichen Ideen und Best-Practice-Beispielen losgehen. Vor allem geht es aber darum, einfach mit der Umsetzung loszulegen, Spaß dabei zu haben und wenn nötig manchmal auch beharrlich zu bleiben!

    Dieser Artikel von Tobias Bokowski ist in der MBZ UNI-Spezial (Wintersemester 2023) erschienen. Im Rahmen des Digitalen Semesterstart hält Tobias Bokowski gemeinsam mit Laura Schwieren am 14. November um 19.15 Uhr einen Vortrag zum Thema "Planetary Health".