• Wer mitgestalten will, muss mitreden

    Pressemitteilung
    Junge Ärztegeneration diskutiert Zukunftsthemen im Rahmen einer interaktiven Dialogveranstaltung
    21.Juni 2019
    Wer dieses Jahr auf der 135. Hauptversammlung in Münster dabei war, dem wird es sicherlich nicht entgangen sein. Neben zahlreichen, langjährigen Mitgliedern waren dieses Mal verstärkt junge Kolleginnen und Kollegen unter den Delegierten zu finden. Ein erfreuliches Bild, denn es zeigt, dass die jüngere Generation sich stärker engagiert und vermehrt für die eigenen Rechte eintritt. Einer dieser jungen Ärzte ist Dr. med. Christoph Polkowski. „Ich bin schon zum zweiten Mal als Delegierter dabei und ich finde, es waren mehr jüngere Kolleginnen und Kollegen anwesend als ich erwartet hätte. Dieses Engagement freut mich natürlich sehr“. Seine eigene Motivation sich zu engagieren, erklärt er so: „Ich bin aktives Mitglied beim Marburger Bund, weil ich etwas verändern möchte. Wenn man sich nicht zusammentut, ist es wesentlich schwieriger gehört zu werden und etwas zu erreichen. Zum Beispiel bei arbeitsrechtlichen Themen. Dort hat man durch den Verband einfach einen besseren Stand als alleine.“

    Polkowski nutzt auch gerne die Gelegenheit zum kollegialen Austausch, die eine solche Veranstaltung wie die Hauptversammlung bietet. Aus diesem Grund nahm er, wie auch schon im Vorjahr, am Dialog mit jungen Ärztinnen und Ärzten im Rahmen des Deutschen Ärztetages teil. Diese Veranstaltung bietet der jungen Ärztegeneration alljährlich eine eigene Plattform um sich zu aktuellen gesundheitspolitischen Themen auszutauschen. Ein aktuelles Thema in diesem Jahr war die zunehmende Kommerzialisierung in der Medizin. In Form einer partizipativen Diskussionsrunde, der sogenannten Fishbowl, wurde der Frage „Sollen oder müssen Ärzte Renditebringer sein?“ nachgegangen und die Patientenversorgung von morgen kritisch erörtert. Innerhalb der Runde wurden Stimmen laut, die von der Politik forderten mehr Mittel zur Verfügung zu stellen um Versorgungsstrukturen weiterhin erhalten zu können.

    Am Ende der Veranstaltung waren sich alle einig, dass jede Ärztin und jeder Arzt zwar ökonomisch aber nicht zwingend gewinnschöpfend handeln müsse. Eine reine Gewinnorientierung könne als Maxime bei der Patientenbehandlung nicht herangezogen werden. Denn wären Ärztinnen und Ärzte nur noch reine Renditebringer, wäre es um das Patientenwohl nicht mehr gut bestellt. Daher bestand weitgehende Einigung darüber, dass es nicht Ziel sein könne, aus der Patientenversorgung Gewinne zu schöpfen. Kein Wunder also, dass die zunehmende Privatisierung der Kliniken weniger als Lösung denn als Teil des Problem begriffen wurde. „Ein Fazit der Diskussion war auch“, so Polkowski, „dass wir Ärztinnen und Ärzte durch den immer stärker werdenden Ärztemangel zunehmend Einfluss erhalten. Diesen sollten wir nutzen. Und dafür ist solch ein Austausch unter jungen Medizinern, wie ihn beispielsweise diese Veranstaltung bietet, so wichtig“.

    Er selbst wünsche sich, dass noch mehr Ärztinnen und Ärzte seiner Generation Interesse an der ärztlichen Selbstbestimmung zeigen und sich einbringen. Allerdings kennt er aber auch die Hürden für ein solches Engagement. „Bei vielen gibt es eine Hemmschwelle aktiv zu werden. Sie kennen die Verbandsarbeit und deren Abläufe nicht oder möchten sich erst einmal alles in Ruhe anschauen, bevor sie sich engagieren. Andere wiederum sind schlicht beruflich und privat derart eingespannt, dass nicht mehr viel Spielraum für anderes bleibt“.

    Trotzdem findet Polkowski es wichtig, sich bereits in jungen Jahren berufspolitisch zu engagieren. Und er findet deutliche Worte: „Wer mitgestalten will, muss auch mitreden“. Daher setze er sich aktiv für die Interessen seiner Generation ein. „Ältere Ärztinnen und Ärzte haben natürlich andere Interessen als wir sie haben. Uns beschäftigt die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Oder die Veränderung der Rahmenbedingungen der heutigen Arbeitswelt. Denn angesichts eines permanent steigenden Frauenanteils in der Medizin braucht es beispielsweise mehr Angebote zu Teilzeitarbeit und Kinderbetreuung. Und da braucht es ein aktives Engagement. Denn wer nicht selbst gestaltet, für den entscheiden am Ende andere“. 

    Zur Person:

    Dr. med. Christoph Polkowski ist Radiologe am Universitätsklinikum Frankfurt. Seit 02.2017 ist er Mitglied im Marburger Bund. Er wurde als Mitglied für den Ausschuss ärztlicher Nachwuchs der Landesärztekammer Hessen berufen, ist in die Junge Kammer Hessen eingebunden und Mitglied der Tarifkommission der hessischen Universitätskliniken.