• „Mit dem Podcast möchte ich Impulse und Ideen geben“

    Interview
    25.Januar 2022
    Dr. Nicole Hänse ist Ärztin in Weiterbildung an einem Maximalversorger im Rhein-Main-Gebiet. Neben ihrer Weiterbildung in der Gynäkologie hat sie vor 1,5 Jahren den Podcast ArztSein gestartet. In ihrem Podcast spricht sie über die Alltäglichen Herausforderungen als Ärztin in Weiterbildung und es geht um Themen wie Kommunikation, Fehlermanagement oder Selbstreflexion. Im Interview berichtet sie, wie sie auf die Idee kam neben dem Alltag im Krankenhaus einen Podcast zu starten.

    Wie sind Sie auf die Idee gekommen, einen Podcast zu machen?

    Dr. Nicole Hänse: Mir ist meine medizinische, fachliche und persönliche Weiterentwicklung schon immer sehr wichtig gewesen. In der Klinik habe ich oft holprige Situationen mit Patienten und Kollegen erlebt, die mich frustriert haben, da habe ich mich gefragt, was kann ich anders machen und bin vor zwei Jahren auf die Idee gekommen, darüber einen Podcast zu starten.

    Denn die Unzufriedenheit bei den jungen Ärztinnen und Ärzten ist groß, was natürlich zu einem Teil am System selbst liegt, aber auch an der Arbeitskultur, die immer noch sehr hierarchisch ist. Mit dem Podcast möchte ich Impulse und Ideen geben Dinge anders zu machen. Denn New Work ist noch nicht in den Köpfen der Ärztinnen und Ärzte in Krankenhäusern angekommen.

    Wie ging es dann weiter?

    Nachdem für mich feststand, dass ich diese Themen angehen will, musste ich mich für ein Medium entscheiden. Dabei sind ein Blog und ein Podcast herausgekommen. Das Charmante am Podcast ist, dass ich ihn auf dem Weg zur Arbeit hören und mich so mit Themen beschäftigen kann, wofür mir sonst die Zeit fehlt. Im Mai 2019 bin ich dann mit der ersten Folge online gegangen.

    Was sind konkret die Inhalte Ihres Podcast?

    Ich möchte für Themen sensibilisieren, die wichtig sind, wie Führung und Kommunikation. Denn darüber lernen wir im Studium nichts, es wäre aber wichtig sich in diesen Feldern besser auszukennen.

    Es gibt drei thematische Säulen des Podcast: Selbstführung, Führung und Kommunikation, die alle auf den Klinikalltag zugeschnitten sind. Es handelt sich bei Selbstführung um Themen wie Resilienz, Achtsamkeit, Pausen oder Grenzen setzen. Denn wenn mein eigenes Glas leer ist, dann kann ich mich nicht um Patienten kümmern. Bei Führung geht es um Kritik üben, wie gehe ich mit Fehlern um, Loben oder Wertschätzung. Bei Kommunikation um das Zuhören oder auch wie wichtig als Ärztin und Arzt die richtige Wortwahl ist.

    Wie gestalten Sie den Podcast, laden Sie auch Gäste ein?

    Ja, dafür lade ich auch immer wieder Gäste ein, die Experte auf dem Gebiet sind und betrachte die Themen aus Wissenschaftlicher Sicht, lese Studien und Bücher im Vorfeld dazu.

    So habe ich zum Beispiel mit einem Chefarzt gesprochen, dabei ging es viel um Kommunikation aber auch den Werdegang und die Veränderung der Arbeitsbedingungen in den letzten Jahren.

    Wie finden Sie die Themen?

    Jeder Beitrag befasst sich mit einem Problem, dass ich im Berufsalltag erlebt habe und für das ich keine Lösung gefunden habe. Ich mache es sehr gerne. Und es kommen im Alltag immer viele neue Ideen.

    Wie viel Arbeit, neben Ihrer Weiterbildung, stecken Sie in den Podcast?

    Es ist schon viel Zeit, aber vom Aufwand sehr unterschiedlich. Ich schätze pro Beitrag sechs bis acht Stunden. Recherche, Schreiben, Korrektur, Zeit für Aufnahme und Schnitt, Hochladen, da kommt einiges zusammen. Es gibt einen Beitrag pro Monat, wenn ich mehr schaffe, dann ist das auch ok.

    Wie haben Sie sich mit der Technik vertraut gemacht?

    Ich habe da bei null angefangen und mir die Technik für den Podcast selbst beigebracht, mir ein Mikrofon gekauft und eine Ecke in meinem Kleiderschrank eingeräumt, die genügend dämmende Elemente hatte. 

    Wie groß ist die Reichweite und verdienen Sie mit dem Podcast Geld?

    Geld verdiene ich damit nicht. Ich habe ca. 6000 Hörer und etwa 100 pro Woche, Tendenz steigend. Es ist ein reines Herzensprojekt von mir.

    (mn)