• Alleingang in der Krise: Hessen hängt Uniärzte ab

    Pressemitteilung
    Tarifverhandlungen
    08.April 2020
    Tarifverhandlungen für Ärztinnen und Ärzte/Zahnärztinnen und Zahnärzte an hessischen Universitätskliniken stocken – Hessen will bundesweit akzeptierten Kompromiss nicht übernehmen.

    Frankfurt. Der Marburger Bund Hessen hat in der aktuellen Krise, in der auch Tarifverhandlungen schwierig zu führen sind, versucht eine Einigung in der Tarifrunde mit dem Land Hessen für die Ärztinnen und Ärzte an den Unikliniken zu erzielen. In der angespannten Situation hat der Marburger Bund Hessen der Landesregierung angeboten, auf langwierige Verhandlungen zu verzichten und den bundesweit gültigen Tarifabschluss für Universitätskliniken weitestgehend zu übernehmen. Erst vor wenigen Wochen hatten der Marburger Bund und die Tarifgemeinschaft der Länder (TdL) für 23 Universitätskliniken einen Tarifabschluss vereinbart.

    Die Landesregierung lehnt dies ab und setzt auf einen Alleingang auf Kosten der Ärztinnen und Ärzte. Sie bietet lediglich eine „Zwischenlösung" an. Damit würden Hessens Uniärzte finanziell sowie bei Arbeitszeit- und Dienstplanregelungen schlechter gestellt.

    „Das Land spielt auf Zeit, denn es ist klar, dass wir Ärztinnen und Ärzte in der jetzigen Situation den Fokus auf der Patientenversorgung und nicht auf Tarifverhandlungen oder gar Streiks haben. Wir fühlen uns in Hessen alleine gelassen", sagt Prof. Leopold Eberhart, Anästhesist am Uniklinikum Marburg. „Wir stehen an der vordersten Front der Krisenbewältigung bei steigenden Zahlen an Patienten und der Frage, ob die Schutzkleidung reicht. Aber wir bekommen nicht die tarifliche Sicherheit wie unsere Kolleginnen und Kollegen in den anderen Bundesländern."

    Die Ärzteschaft an den Unikliniken ist schockiert. Besonders bei den Ärztinnen und Ärzten, die täglich Covid-19 Patienten behandeln, herrscht Fassungslosigkeit. Hessen darf seine Ärztinnen und Ärzte an Universitätskliniken jetzt nicht im Stich lassen. Auf der Grundlage eines bundesweit akzeptierten Tarifergebnisses ist auch in Hessen kurzfristig ein Tarifkompromiss möglich.