• Kai Hoheisel

    Vorsitzender des Bezirkverbands Darmstadt

    Kai Hoheisel

    Warum haben Sie diesen Beruf ergriffen?
    Durch den Einsatz im Krankenhaus und auch im OP während meines Zivildienstes habe ich gemerkt, dass der Arzt-Beruf sehr interessant und vielseitig ist. Abgesehen davon, dass man Menschen helfen kann, ist man ständig gefordert, auf der Höhe der Zeit zu sein. Man bleibt nicht stehen, sondern entwickelt sich und geht mit der technischen Entwicklung mit.

    Hat sich Ihre Vorstellung vom Arzt-Beruf erfüllt?
    Grundsätzlich ja, aber die Bedingungen, unter denen man insbesondere im Krankenhaus arbeiten muss, desillusionieren einen ziemlich schnell. Die Dienste verleiden einem die Arbeit im Krankenhaus. Da wird ein Dienst als Bereitschaftsdienst deklariert, aber eigentlich arbeitet man dann 24 Stunden durch. Das treibt die Ärztinnen und Ärzte aus dem Krankenhaus raus und lässt viele junge Leute, die das frühzeitig erkennen, den Beruf gar nicht erst ergreifen oder das Medizin-Studium abschließen, ohne dass sie ihre Ausbildung im Krankenhaus fortsetzen.

     

    Ihr Aha-Erlebnis als Ärztin?
    Ich bin froh, dass ich den Beruf des Arztes ergriffen habe und würde das auch nicht ändern wollen. Was mich allerdings gestört hat, waren ältere Kollegen im PJ oder bei meinen Pflegejobs während des Studiums, die einen ungefragt vor diesem Beruf gewarnt haben. Ich habe mir vorgenommen, das nie zu machen und habe es auch nie gemacht. Erfahrungen müssen junge Leute selbst machen. Der Beruf ist spannend und interessant. Man muss seine Nische finden und das Krankenhaus ist eine Mühle, durch die man durch muss und entweder akzeptiert man das oder man muss es selbst ändern.

     

    Was muss sich für Ärztinnen und Ärzte dringend ändern?
    Die Dienstbelastung muss sich dringend ändern. Es ist ja klar, dass ein Krankenhaus oder eine Notaufnahme 24 Stunden besetzt sein und wenn jemand ausfällt, muss jemand einspringen. Das führt aber dazu, dass man sich auch im Krankheitsfall zur Arbeit schleppt und sich damit selbst schadet, weil man weiß, dass der Kollege gerade Wochenende hat. Da existiert ein sozialer Druck. Das muss sich ändern. Es muss auch gewährleistet sein, dass die Ausbildung tatsächlich stattfindet und nicht nur auf dem Papier steht, weil es nur darum geht, Dienste zu besetzen. Es muss gesichert sein, dass eine strukturierte Ausbildung erfolgt. Das ist in vielen Fällen gewährleistet, es gibt aber auch genug Fälle, wo das nicht so ist. Es ist richtig, dass der Marburger Bund mit seinem Gütesiegel „Gute Weiterbildung“ Ausbildung evaluiert. 

    Warum engagieren Sie sich im MB?
    Weil ich möchte, dass Ärztinnen und Ärzte heute sowie nachfolgende Arztgenerationen unter menschlichen und klaren Bedingungen ihren Beruf erlernen und ausüben können, ohne dass sie ausgenutzt werden. Auch eine gerechte Tarifstruktur ist mir wichtig. Junge Mediziner müssen Perspektiven bekommen, damit sie motiviert sind, diesen Weg zu gehen. Dazu gehört auch die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Beispielsweise müssten Arbeitgeber ihren Ärzten Kitaplätze anbieten, die mit ihren Betreuungszeiten zu den Arbeitszeiten der Eltern passen.  Es ist ein Unding, dass über die Forderung nach sicheren freien Wochenenden im Rahmen der Tarifverhandlungen überhaupt diskutiert werden muss.


    Über was haben Sie als letztes während Ihrer Arbeitszeit schmunzeln müssen?
    Eine Situation, über die ich immer wieder schmunzeln musste, war morgens um 5 Uhr in der Notaufnahme, wenn Patienten nicht glauben wollten, dass man bereits seit dem Vortag um 7 Uhr im Einsatz ist