• 3 Tage im Rahmen der Reanimation

    Rückblick - Engagierte Medizinstudierende der Projektgruppe First Aid for All Hannover beim Bundestreffen in Marburg
    30.Juni 2025
    Hannover/Marburg
    von Taylor Hoare

    Stellen Sie sich mal vor, Sie sind im Fitnessstudio, beim Einkaufen oder beim Stadtbummel unterwegs und vor Ihnen bricht plötzlich jemand zusammen: Vielleicht ein lautes Ächzen. Dann Sturz. Bewusstlosigkeit. Schnappatmung. Herzstillstand. Wüssten Sie, was zu tun ist? Ja, denn Sie kennen als Ärztinnen und Ärzte die Grundlagen der Ersten Hilfe.

    Aber dann stellen Sie sich vor, Sie hätten mit Medizin nichts am Hut und daher keine Ahnung, wie Sie handeln sollen. So geht es leider einem sehr großen Teil der Menschen: Patient*innen mit Herz-Kreislauf-Stillstand werden von Laien oft nur angestarrt, anstatt dass eine lebensrettende Herzdruckmassage begonnen wird. Die Rettungskräfte können Minuten später dann häufig nichts mehr tun.

    Aus diesem Grund setzt sich die Projektgruppe „First Aid for All Hannover“ (FAFA), eine Untergruppe der bvmd, für eine bessere Laienreanimationsquote in der Region Hannover und Niedersachsen ein. Die engagierten Medizinstudierenden der Medizinischen Hochschule Hannover besuchen ehrenamtlich Schulen und andere Veranstaltungen, um Kinder und Jugendliche und mittlerweile auch Erwachsene im Thema Laienreanimation zu schulen. Mittlerweile haben sie über 9100 Personen ausgebildet.
    Mit vollem Engagement dabei: Studierende der FAFA-Lokalgruppen. Foto: First Aid For All
    Mit vollem Engagement dabei: Studierende der FAFA-Lokalgruppen. Foto: First Aid For All

    Inzwischen gibt es FAFA Gruppen an 13 verschiedenen Standorten in ganz Deutschland. Nun trafen sich vom 16.5.-18.5 zehn dieser Lokalgruppen zum vierten „First Aid for All“-Bundestreffen in Marburg.

    Das Wochenende begann am Freitagnachmittag mit der Anreise der Teilnehmenden. Danach gab es bei einem kleinen Kennlernspiel der Teilnehmenden einen Austausch zu der Arbeit der Lokalgruppen, bei dem funktionierende Konzepte weiter vertieft und zwischen den Lokalgruppen ausgetauscht sowie Schwierigkeiten und zukünftige Entwicklungen besprochen wurden. Es war bereichernd, sich mit anderen austauschen zu können und gemeinsam weitere Ziele für unsere Arbeit festzuhalten.

    Der Samstag begann mit einer kleinen Busreise zum MARIS, dem Marburger Interdisziplinären Skillslab der Universität Marburg. Dort warteten auf jeden Teilnehmenden jeweils zwei Workshops im Rahmen der Notfallmedizin. Einige werden kurz etwas näher beschrieben:

    ALS Advanced Life Support
    In diesem Workshop wurde das strukturierte Vorgehen bei einem Kreislaufstillstand auf professionellem Niveau trainiert. Nach einem kurzen theoretischen Refresher zu den aktuellen Leitlinien, begaben sich die Teilnehmenden in Kleingruppen an Reanimationsphantome mit Feedbacksystem. Unter Anleitung von erfahrenen Tutor*innen wurde die leitliniengerechte Versorgung in realitätsnahen Fallszenarien simuliert: Von der frühzeitigen Erkennung über
    hochqualitative Thoraxkompressionen bis zur Anwendung eines AEDs und der Integration der erweiterten Maßnahmen wie Atemwegssicherung, Medikamentengabe und Teamkommunikation im ACLS-Modell. Besonderes Augenmerk lag auf der Teamkoordination nach dem CRM-Prinzip (Crew Resource Management).

    eFAST Notfallsonographie
    Die Teilnehmenden erlernten sowohl die korrekte Sondenführung als auch die Interpretation typischer pathologischer Befunde, wie freie Flüssigkeit im Morison und Koller-Pouch, einer Perikardtamponade oder eines Pneumothorax. An einem Sonosimulator sowie aneinander konnte praxisnah geübt werden.

    Difficult Airway
    Für viele war dieser Workshop eine besondere Erfahrung: An Schweineluftröhren wurde die chirurgische Atemwegssicherung mittels Koniotomie geübt. Dabei wurde realitätsnah demonstriert wie in einer Notfallsituation bei einer "Cannot ventilate – cannot intubate"-Situation eine schnelle Atemwegssicherung ermöglicht werden kann.

    Nach dem spannenden und lehrreichen Programm im Skillslab ging es für uns am Samstag auf die Adlörwiesen direkt an der Lahe, wo die lokalen Unis ein kleines Fußballturnier veranstalteten. Dort konnten wir den Abend bei bestem Wetter ausklingen lassen.

    Am Sonntag folgte nach einer Stadtführung durch Marburg ein spannender und zugleich unterhaltsamer Vortrag von Dr. med. Tilman Wächtershäuser, Oberarzt der Anästhesie, aus dem Universitätsklinikum Marburg über eine äußerst ereignisreiche 24h Schicht als Notarzt.

    Wir bedanken uns bei der Lokalgruppe Marburg für die großartige Ausrichtung des Bundestreffens, bei allen Workshop-Tutor*innen, Dr. Wächtershäuser und der Universität Marburg für ein fantastisches, lehr- und erfahrungsreiches Wochenende. Wir freuen uns schon auf das nächste Bundestreffen. Wir, als FAFA Hannover, bedanken uns recht herzlich beim Marburger Bund Niedersachsen für die großzügige Unterstützung für unsere Teilnahme am Bundestreffen.

    Ein Text von Taylor Hoare, Medizinstudent im 4. Semester an der MHH, er engagiert sich seit dem ersten Semester in der Projektgruppe FAFA.