• BVÖGD und Marburger Bund: „Klatschen allein reicht nicht"

    Pressemitteilung
    Stellenausbau der Gesundheitsämter in Niedersachsen kommt kaum voran
    18.März 2021
    Hannover
    Anlässlich des „Tages des Gesundheitsamtes“ am 19. März betonen der Bundesverband der Ärztinnen und Ärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes (BVÖGD) und der Marburger Bund Niedersachsen, dass zeitnah mehr Personal und insbesondere mehr Ärztinnen und Ärzte für die Arbeit in den Gesundheitsämtern benötigt werden. „Das vergangene Pandemie-Jahr hat überdeutlich gezeigt, wie wichtig ein personell gut aufgestellter Öffentlicher Gesundheitsdienst (ÖGD) ist“, sagt die Stellvertretende Bundesvorsitzende des Verbandes, Dr. Elke Bruns-Philipps.
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    „Die Corona-Pandemie ist nur durch Impfungen und eine rasche Kontaktnachverfolgung von Infizierten einzudämmen, dafür braucht es ausreichendes und qualifiziertes Personal im ÖGD“, bekräftigt Hans Martin Wollenberg, Erster Vorsitzender des Marburger Bundes in Niedersachsen.

    Seit einem Jahr arbeiten die Gesundheitsämter über der Belastungsgrenze. Die massive Mehrarbeit im Infektionsschutz ist nur durch die Unterstützung aus anderen Bereichen des Gesundheitsamtes und der Kommunalverwaltung zu bewältigen. Dafür sind viele andere wichtige Aufgaben und sozialkompensatorische Angebote auf der Strecke geblieben wie die Schuleingangsuntersuchungen, Hygieneberatungen, Beratungs- und Hilfsangebote für psychisch kranke Menschen, chronisch kranke und körperlich behinderte Menschen und vieles mehr. Das trifft in besonderem Maß sozial Benachteiligte und die Schwächsten der Gesellschaft.

    Bruns-Philipps lobt den sogenannten „Pakt für den öffentlichen Gesundheitsdienst“, der im vergangenen September beschlossen wurde. Er sieht unter anderem vor, bis Ende 2021 deutschlandweit 1.500 Stellen zu schaffen und bis Ende 2022 nochmal 3.500 Stellen, wovon auf Niedersachsen jeweils rund 10 Prozent entfallen sollen.

    Die Einrichtung der Stellen ist laut dem BVÖGD aber nur der erste Schritt. „Wir müssen diese auch besetzen“, sagt Bruns-Philipps – und qualifiziertes Personal zu finden, ist in der augenblicklichen Situation kaum möglich. Im Gegenteil, durch die andauernde Mangelsituation kommt es ähnlich wie in der Pflege und im Intensivbereich zu einem Exodus.

    „In den Gesundheitsämtern herrscht eklatanter Personalmangel, insbesondere bei den Fachärzten, und dies liegt nicht zuletzt an der wesentlich schlechteren Bezahlung im Vergleich zu den Ärztinnen und Ärzten an kommunalen Kliniken“, erläutert der Zweite Landesvorsitzende des Marburger Bundes Niedersachsen, Andreas Hammerschmidt. „Nur wenn Ärztinnen und Ärzte, die nach abgeschlossener Weiterbildung in der Klinik als Fachärztin oder Facharzt in ein Gesundheitsamt wechseln, dort auch entsprechend bezahlt werden, kann es gelingen, Personal zu gewinnen“, betonte er, „Klatschen allein reicht nicht“.