• Gesundheitsämter vor dem Kollaps

    Keine Ärzte zweiter Klasse
    12.November 2018
    Hannover (swa)
    Ärzte im Öffentlichen Gesundheitsdienst entwickeln Konzepte gegen die Ausbreitung multiresistenter Keime, untersuchen Kinder vor dem Schuleintritt und überwachen das Trinkwasser – vorausgesetzt, es gibt genug Personal. Denn die Gesundheitsämter bluten aus.
    Schluss mit der Ungleichbehandlung. Der TV-Ärzte/VKA soll auch für Ärzte in den Gesundheitsämter gelten. Foto: swa
    Schluss mit der Ungleichbehandlung. Der TV-Ärzte/VKA soll auch für Ärzte in den Gesundheitsämter gelten. Foto: swa

    Ein Großteil der Ärztinnen und Ärzte geht in den kommenden Jahren in den Ruhestand und Nachwuchs gibt es kaum. Kein Wunder: Ein Arzt im Öffentlichen Gesundheitsdienst verdient mindestens 1000 Euro weniger als im Krankenhaus oder beim Medizinischen Dienst der Krankenversicherung.

    Forderung: Bezahlung nach TV-Ärzte/VKA

    Um rund ein Drittel ist die Gesamtzahl der berufstätigen Ärztinnen und Ärzte in den Gesundheitsämtern in den letzten Jahren zurückgegangen. Die Verbliebenen können ihren Aufgaben immer weniger gerecht werden. Lautstark machten sie am 9. November in Hannover vor dem Sitz des Kommunalen Arbeitgeberverbandes Niedersachsen auf die Situation aufmerksam.

    Dr. Ute Teichert, Vorsitzende des Bundesverbandes der Ärztinnen und Ärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes – BVÖGD, forderte im Namen ihrer Kolleginnen und Kollegen eine leistungsgerechte Vergütung und damit eine einheitliche Bezahlung von Ärzten im Krankenhaus und im Gesundheitsamt.

    Marburger Bund solidarisch

    Seit über sieben Jahren treten die Tarifverhandlungen für uns auf der Stelle. Bis heute ist kein Ergebnis zustande gekommen“, verdeutlichte Dr. Teichert. Die Arbeitgeberseite, die durch die Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände vertreten wird, hat uns hingehalten und bisher kein akzeptables Angebot unterbreitet.“ Das Geld sei vorhanden, schließlich gehe es Städten und Gemeinden in den letzten Jahren so gut wie nie, ergänzte Dr. Teichert.

    Solidarische Grüße des Marburger Bundes und der parallel in Berlin tagenden 134. Hauptversammlung überbrachte Andreas Hammerschmidt, Mitglied im Landesvorstand. Es sei ein Armutszeugnis für Arbeitgeber und Politik, dass sie heute hier stehen müssten, rief Hammerschmidt den Kollegen zu.

    Vormerken: 10. Dezember in Berlin

    Den Worten müssten endlich Taten folgen und die Ärztinnen und Ärzte im ÖGD nach TV-Ärzte/VKA bezahlt werden. "Dafür werben wir, dafür streiten wir! Wir werden für Sie kämpfen, liebe Kolleginnen und Kollegen!", bekräftigte Hammerschmidt und fuhr fort: "Sie leisten einen unschätzbaren Beitrag für die Gesundheit der Bevölkerung." An die Gesundheitsministerkonferenz, die Verantwortlichen in Bund, Ländern und Kommunen appellierte er: "Sorgen Sie endlich für eine adäquate Personalausstattung! Sorgen Sie endlich für eine adäquate Bezahlung!"

    Terminhinweis: Für den 10. Dezember ist eine Abschlusskundgebung in Berlin geplant. Die Kolleginnen und Kollegen des ÖGD hoffen auch hier wieder auf tatkräftige Unterstützung durch MB-Mitglieder.