• Hauptversammlung erstmals online

    „Wenn wir nicht gesund bleiben, können wir unsere Patienten nicht gesund machen.“
    28.Oktober 2020
    Hannover
    „Krankenhäuser können gefährliche Orte werden für uns Ärztinnen und Ärzte“, warnte Dr. Susanne Johna zu Beginn der Hauptversammlung des Landesverbandes Niedersachsen. Nämlich dann, „wenn wir uns auspowern“. Die Vorsitzende des Marburger Bund Bundesverbandes war den Delegierten in die Videokonferenz aus Berlin zugeschaltet. Die Mitgliederbefragung Marburger-Bund-Monitor habe gezeigt, dass die Bürokratielast immer mehr würde. Die niedersachsenspezifische Auswertung des Landesverbandes hatte diese Entwicklung ebenfalls bestätigt.

    „Das ist ein Wahnsinn in Zeiten des Ärztemangels!“, machte Dr. Johna deutlich. Trotz tarifvertraglicherer Regelungen arbeiteten viele viel mehr als sie wollten. Es gelte jetzt, unsinnige MDK-Prüfungen zu reduzieren und auszusetzen, um Entlastung zu schaffen. „Unser Gesundheitswesen steht vor einer Belastungsprobe. Wir werden uns als Marburger Bund massiv dafür einsetzen, dass wir gesund bleiben. Wenn wir nicht gesund bleiben, können wir unsere Patienten nicht gesund machen“, appellierte Dr. Johna.

    Der Erste Vorsitzende Hans Martin Wollenberg erinnerte zu Beginn an Dr. Wolfgang Grashorn, langjähriges Marburger-Bund-Mitglied, der in diesem Jahr verstorben war.

    In seinem Rechenschaftsbericht betonte Wollenberg: „Wir brauchen für unsere Kliniken mehr Personal! So kann und darf Daseinsvorsorge in Zukunft nach Corona nicht mehr aussehen.“ Er erneuerte seine Forderung nach mehr Mediziniernachwuchs: „Wir bleiben dabei: Eine Landarztquote ist kontraproduktiv! Nur mehr Studienplätze können den Landarztmangel beheben!“

    Wollenberg dankte den bisherigen Kammerdelegierten für ihre Arbeit, insbesondere für den Einsatz um die neue Musterweiterbildungsordnung. Der Landesvorsitzende richtete seinen Dank zudem an die MB-Vertreter Dr. Franz Bernhard Ensink und Kammerpräsidentin Dr. Martina Wenker im Vorstand der Kammerversammlung sowie die Gruppenvorsitzende Dr. Elke Buckisch-Urbanke.

    In Hinblick auf die bevorstehende Kammerwahl machte Wollenberg deutlich: „Wir wollen entsprechend unserer Bedeutung wieder stärkste Kraft in der Kammer werden!“ Andreas Hammerschmidt, Zweiter Vorsitzender des Landesverbandes, motivierte und bat: „Gehen Sie wählen! Die angestellten Ärztinnen und Ärzte sind in der Kammerversammlung unterrepräsentiert. Das müssen wir ändern!“

    Erfreuliches gab es in Hinblick auf die Mitgliederentwicklung in Niedersachsen zu berichten: Befördert durch die VKA-Auseinandersetzungen konnte der Landesverband sowohl in prozentualer als auch in absoluter Hinsicht 2019 den stärksten Mitgliederzuwachs im bundesweiten Vergleich verzeichnen.

    Im weiteren Verlauf verständigten sich die Delegierten auf den Umzug der Geschäftsstelle in den derzeit entstehenden Neubau der Ärztekammer Niedersachsen. Die Situation in den bisherigen Räumlichkeiten ist nicht mehr ausreichend. Zudem fällten die Delegierten die strategische Entscheidung, in direkter räumlicher Nähe zur Kammer bleiben zu wollen. Mit der Nachwahl von Anke Hillebrecht als Beisitzerin ist der Landesvorstand nun wieder komplett.

    Die Delegierten verabschiedeten den Jahresabschluss und erteilten Vorstand und Geschäftsführung Entlastung. Sie beschlossen den Haushaltsplan 2020/21 und beauftragten den Landesvorstand, die Gründung einer Marburger-Bund-Rechtsberatung-GmbH zu prüfen. Über eine solche könnten anwaltliche Leistungen, die die Juristen des Verbandes in Einigungsstellen erbringen, abgerechnet und die Erlöse dem Landesverband zugeführt werden. Auf die Mitgliederberatung hat dies keinen Einfluss. Der Mitgliedsbeitrag bleibt zudem weiter auf dem Niveau von 2017.