• „Alternativlos: Wir brauchen dringend mehr Tests unter Klinikpersonal“

    Pressemitteilung
    MB Niedersachsen kritisiert regionales Herunterfahren von Testkapazitäten
    20.Mai 2020
    Hannover
    Das Aufatmen vieler über die bereits erfolgten und angekündigten Lockerungen darf über eines nicht hinwegtäuschen: Die Corona-Krise ist noch nicht ausgestanden, der weitere Verlauf nicht absehbar. Eine zweite Welle an Infektionen ist durchaus möglich. Vor diesem Hintergrund sieht Hans Martin Wollenberg, 1. Vorsitzender Marburger Bund Niedersachsen, die Zahl abnehmender Corona-Tests in Niedersachsen mit Sorge:

    „Die aktuellen Lockerungen müssen einhergehen mit einer deutlich höheren Anzahl an Testungen. Ab jetzt sollten wir auch dann testen können, wenn keine Symptome vorhanden sind. Insbesondere unter Klinikärztinnen und -ärzten sowie der Pflegerschaft gilt es, Infektionsketten möglichst schnell aufspüren und unterbrechen zu können. Allerdings beobachten wir bei uns in Niedersachsen aktuell die gegenläufige Entwicklung: Derzeitige Meldungen besagen, dass die Zahl der Corona-Tests bei uns deutlich abnimmt. Dabei bestehen genügend Testkapazitäten. Diese Entwicklung zuzulassen, ist leichtsinnig und kurzsichtig.“
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    An Testkapazitäten mangelt es nicht. Umfangreiche Tests wären möglich, jedoch steht diesen oft die derzeitige Unklarheit hinsichtlich der Kostenübernahme im Weg.

     

    „Die Frage der Finanzierung darf nicht auf Kosten unser aller Gesundheit ausgetragen werden. Wird weiterhin aus Kostengründen an Tests gespart, kann uns dies am Ende deutlich teurer zu stehen kommen“, kritisiert Wollenberg und fordert: „Unverzüglich mehr präventive Tests im Gesundheitswesen sind alternativlos – um die Gefahr durch Corona besser einschätzen zu können wie auch die Effizienz von Gegenmaßnahmen. Wir begrüßen Spahns Entwurf für Reihentests im Rahmen des zweiten Bevölkerungsschutzgesetzes und appellieren an das Bundesgesundheitsministerium und die niedersächsische Landesregierung: Wir brauchen die Tests heute und nicht morgen! Die Zeit, die wir sonst verlieren, kann im Kampf gegen Corona entscheidend sein.“

     

    Die niedersächsische Landesregierung hat angekündigt, die Zahl an präventiven Testungen in Pflegeheimen deutlich erhöhen zu wollen. Von einer regelhaften Testung von Klinik- und Praxispersonal nimmt die Landesregierung bisher aus Ressourcen- und Kostengründen Abstand. „Wir vertreten da eine andere Haltung“, sagt Wollenberg. „Wir begrüßen den Ausbau der Tests in den Pflegeheimen. Das kann aber nur ein erster Schritt sein. Das muss für die Krankenhäuser genauso gelten. Arbeitsschutz ist hier auch sinnvoller Patientenschutz.“

     

    Verschärft wird die Situation in den niedersächsischen Kliniken nach wie vor durch fehlende Schutzausrüstung. „Seitens unserer Mitglieder werden immer noch akute Mängel an Schutzausrüstungen, insbesondere an FFP-Masken, in den Krankenhäusern und Praxen beklagt. Wir müssen gerade deshalb das medizinische Personal besser schützen, mehr Tests sind dabei unabdingbar“, bekräftigt auch Andreas Hammerschmidt, 2. Vorsitzender des Landesverbandes.

     

    Noch immer gibt es keine zuverlässigen Zahlen über die tatsächliche Infektionsrate im medizinischen Bereich. „Was wir aber mit Sicherheit sagen können: Wie in der Gesamtgesellschaft ist die Dunkelziffer der Infizierten höher, bei Klinikpersonal sogar deutlich höher. Die Tests spiegeln lediglich einen Teil aller Infizierten wider“, betont Hammerschmidt. „Menschen können das Virus in sich tragen und andere anstecken, ohne selbst Krankheitssymptome zu entwickeln. Deshalb warnen wir davor, sich über punktuell sinkende Infektionszahlen in vermeintlicher Sicherheit zu wägen.“

     

    Zudem spricht sich der Marburger Bund Niedersachsen für eine regelhafte Testung auf SARS-CoV-2 bei allen neu stationär aufgenommenen Patientinnen und Patienten in Niedersachsen aus. „Die aktuell freien Testkapazitäten lassen dies zu und würden weiterhelfen, Patientinnen und Patienten wie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gleichermaßen besser zu schützen“, betont Hammerschmidt.

    Fotos von Hans Martin Wollenberg und Andreas Hammerschmidt in druckfähiger Auflösung finden Sie anbei. Diese sind zum Abdruck im Zusammenhang mit dieser Pressemeldung freigegeben.