• Angespannte Lage auf Intensivstationen zermürbt Beschäftigte

    Pressemitteilung
    Steigende Corona-Fallzahlen
    13.April 2021
    Hannover
    Der Marburger Bund kritisiert die Einschätzung der Landesregierung zur Situation auf den Intensivstationen. „Wenn die Beschäftigten hören, die Lage in den niedersächsischen Kliniken sei entspannt, fühlen sie sich und ihre Arbeit – dem täglichen Ringen um Leben und Tod – völlig unverstanden“, macht Hans Martin Wollenberg, Erster Vorsitzender des Marburger Bundes Niedersachsen, deutlich.
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    Zuvor hatte unter anderem die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin auf deutlich steigende Covid-19-Fallzahlen auf den Intensivstationen hingewiesen. Staatskanzlei und Sozialministerium hatten die Lage in den Krankenhäusern hingegen als „entspannt“ dargestellt und geäußert, es bestünde „kein Grund zur Dramatik und Panik“. 

    Aus verschiedenen Kliniken wurde dieser Einschätzung widersprochen, auch aus der Klinik für Anästhesiologie der Universitätsmedizin Göttingen. Dort werden auf den Intensivstationen ca. 30 Prozent mehr Patienten beatmet, als auf dem Höhepunkt der zweiten Welle. 

    „Die Patienten der dritten Welle sind jünger und müssen wahrscheinlich länger behandelt werden. Wir erwarten von der Landesregierung Antworten, was ihrer Meinung nach gegen die deutlich zunehmende Intensivbettenbelegung zu tun ist“, fordert Hans Martin Wollenberg. „Die Beschäftigten versuchen jeden Tag, ihren schwerkranken Patienten gerecht zu werden und gehen dabei an die eigenen Grenzen. Sie fragen sich, wie das weitergehen soll, wenn die Infektionszahlen erneut ansteigen – und damit auch die Zahl der Intensivpatienten. Es droht endgültig eine Überlastung des Systems“, zeigt sich Wollenberg alarmiert. 

    Der Notfallmediziner Andreas Hammerschmidt, Zweiter Vorsitzender des Marburger Bundes Niedersachsen erläutert: „Die Pflege und ärztliche Behandlung von Covid-19-Patienten ist intensiv und fordernd. Das ist keine Dramatisierung, das ist die Realität. Die Kolleginnen und Kollegen brennen für ihren Job. Aber sie haben das Gefühl, verheizt zu werden.“ 

    Den Hinweis auf die Notfallreserve von Intensivbetten findet Hammerschmidt ungeeignet: „Der limitierende Faktor ist das Intensivpersonal. Je mehr die Belegungszahlen steigen, desto mehr Beschäftigte müssen aus nichtintensivmedizinischen Bereichen abgezogen werden und fehlen dort.“ 

    „Wir versorgen in den Kliniken ja nicht nur Covid-19-Patienten, sondern auch Patienten mit anderen schweren Erkrankungen wie Herzinfarkten, Schlaganfällen oder Unfallverletzungen. Jede Belegung eines Intensivbettes mit einem Covid-19-Patienten ist vermeidbar, wenn endlich konsequent gehandelt wird. Neben Impfen, Testen und den AHAL-Regeln gehören dazu auch Kontaktbeschränkungen“, fordert Hammerschmidt. 

    Fotos von Hans Martin Wollenberg und Andreas Hammerschmidt finden Sie in druckfähiger Auflösung unter www.marburger-bund.de/niedersachsen/presse-service