• Neustrukturierung braucht gute Arbeitsbedingungen

    Pressemitteilung
    Statement von Dr. Susanne Johna, 1. Vorsitzende des Marburger Bundes, zur heute vorgestellten Auswirkungsanalyse zur Krankenhausreform
    13.Februar 2023
    Die Reform der Krankenhausversorgung wird nur gelingen, wenn sie von realistischen Annahmen ausgeht und die Folgen von Strukturveränderungen klar im Blick behält. Die von der Deutschen Krankenhausgesellschaft in Auftrag gegebene und heute veröffentlichte erste Auswirkungsanalyse der Reformvorschläge zur Krankenhausreform zeigt, dass bei allen weiteren Überlegungen die Versorgungssicherheit im Vordergrund stehen muss. Das gilt nicht allein für die Geburtshilfen, deren Standorte bei strenger Anwendung der Reformkriterien um mehr als 50 Prozent ausgedünnt würden. Das gilt für alle Leistungen, die flächendeckend in erreichbarer Nähe zur Verfügung stehen müssen.

    Wir wollen keine Wartelistenmedizin, wie es sie in anderen europäischen Ländern gibt, wo Patienten mitunter ein Jahr auf eine planbare Operation warten müssen. Eine Neustrukturierung der Krankenhausversorgung im Sinne einer qualitativ hochstehenden Patientenversorgung ist wichtig und braucht gut ausgestattete Krankenhäuser und gute Arbeitsbedingungen für das dort tätige Personal. Die sinnvolle Einführung von Vorhaltepauschalen muss unabhängig von der Anzahl der behandelten Patienten sein, um nicht erneute Mengenanreize zu setzen. Auch die Möglichkeit, durch Telemedizin Spezialkenntnisse in die Fläche zu bringen, muss bei allen Überlegungen zur Krankenhausreform berücksichtigt werden.

    Krankenhäuser werden in Zeiten des Fachkräftemangels noch mehr als bisher um qualifiziertes Personal werben müssen. Weite Anfahrtswege, befristete Beschäftigungsverhältnisse und eine schlechte Vereinbarkeit von Beruf und Familie sind kein Anreiz für den Arbeitsplatz Krankenhaus. Jedes Reformkonzept muss auch die Weiterbildung als zentrale Voraussetzung für die Qualifikation der zukünftigen Ärztinnen und Ärzte abbilden. Wer mehr Mobilität von Beschäftigten erwartet, muss bereit sein, bessere Arbeitsbedingungen zu schaffen. Am Ende steht und fällt die Versorgung mit den Menschen, die sie Tag für Tag leisten.