Die bereits dritte Runde der aktuellen Tarifverhandlungen zum TV-Ärzte Helios hat erneut keinerlei Annäherung gebracht. Helios beharrt weiter auf der Feststellung, dass hinsichtlich der Vergütung der Bereitschaftsdienste kein Bedarf für eine Verbesserung besteht – und das bei einem Delta von bis zu rund 40 % zur Bereitschaftsdienstvergütung im Tarifvertrag für die kommunalen Krankenhäuser.
Die Struktur der Bereitschaftsdienstvergütung im Tarifvertrag entspricht im Wesentlichen jener des Tarifvertrages TV-Ärzte/ VKA, allerdings weist dieser seit der letzten Einigung im Jahr 2019 zwei wesentliche Elemente auf, die im Tarifvertrag für die Helios-Kliniken bislang nicht abgebildet sind.
Zum einen gilt für die kommunalen Häuser bereits seit dem 1. Juli 2019 ein nicht in Freizeit ausgleichbarer Zuschlag in Höhe von 15 % für jede Stunde des Bereitschaftsdienstes. Zum anderen hat sich in diesem Bereich seit Januar 2021 auch die Bewertung der Bereitschaftsdienste in allen Stufen um 10 Prozentpunkte erhöht. Beide Instrumente zusammen führen zu einer deutlich besseren Bezahlung der Bereitschaftsdienste in kommunalen Kliniken. Auf diese Situation mit dem schlichten Bestreiten der Notwendigkeit einer Verbesserung zu reagieren, wie es die Arbeitgeberseite tut, zeugt einerseits von einer gewissen Verleugnung der tariflichen Realitäten und ist andererseits ein deutlicher Ausdruck fehlender Wertschätzung gegenüber den Ärztinnen und Ärzten.
Wir werden am 11. Mai einen weiteren -mutmaßlich letzten- Versuch einer Verständigung unternehmen. Um uns mit Ihnen hierüber auszutauschen sowie zur Vorbereitung einer zunehmend wahrscheinlicher werdenden Eskalation wollen wir uns am
kommenden Dienstag, 27. April ab 19:00 Uhr
erneut mit Ihnen im virtuellen Raum treffen. Den Link zum Netzwerktreffen erhalten Sie nach einer Anmeldung unter tarifpolitik@marburger-bund.de. Sollten Sie selber nicht am Netzwerktreffen teilnehmen können, geben Sie diese Information bitte an Ihre Kolleginnen und Kollegen weiter.
Aber auch im Hinblick auf die übrigen Forderungsbestandteile ist keine Bewegung der Arbeitgeberseite erkennbar. Statt sich inhaltlich mit den Forderungen der Ärzteschaft nach Begrenzung von Ruf- und Bereitschaftsdiensten auseinanderzusetzen und auf die Forderungen der Ärztinnen und Ärzte nach verbindlichen Dienstplanvorgaben einzugehen, erwarten die Arbeitgeber augenscheinlich zunächst eine Reduzierung unserer Forderung. Zu alledem sieht sich Helios noch immer nicht in der Lage einen Vorschlag zur linearen Erhöhung der Tabellenentgelte vorzulegen. Bei der Verhandlungskommission erweckt all das den Eindruck, als lege Helios es darauf an, die Arbeitsbedingungen für Ärztinnen oder Ärzte auf einem Niveau deutlich unterhalb jenem bei anderen Klinikträger zu halten.