• "Daseinsvorsorge, nicht Dividende."

    Podiumsdiskussion zur Zukunft der imland Kliniken
    22.September 2021
    Im Rahmen einer Podiumsdiskussion äußerte sich heute Michael Wessendorf, Vorsitzender Marburger Bund Schleswig-Holstein, zum Thema Zukunft der imland-Kliniken:

    „Wirtschaftsanalysen können nicht über die Sinnhaftigkeit eines Klinikstandortes entscheiden. Krankenhäuser gehören zur Daseinsvorsorge und sind nicht dazu da, um Dividenden zu erwirtschaften.

    Die Fehlanreize des DRG-Vergütungssystems, insbesondere betriebswirtschaftliche Anreize zur weiteren Leistungsverdichtung auf Kosten des Krankenhauspersonals, tragen maßgeblich zu den Personalengpässen bei. In einem Dienstleistungssektor, bei dem der Personalkostenanteil rund 70 Prozent der Betriebskosten ausmacht, reagieren viele Kliniken auf veränderte Entgelte für Krankenhausleistungen mit Personalabbau. Diese Abwärtsspirale muss durchbrochen werden. Ohne eine grundlegende Reform des Vergütungssystems der Krankenhäuser werden die Probleme nicht gelöst.

    Deswegen müssen bei der Betrachtung der Zukunftfähigkeit der Imland-Kliniken, medizinische Bedarfsanalysen, Patientensicherheit und Patientenwohl die Messlatte sein. Der Patient muss im Fokus der Versorgung bleiben.

    Aber auch das Wohl der Mitarbeitenden in den Kliniken ist zu berücksichtigen, denn ein „Verheizen“ des Personals wird sich später rächen. Streichung von Arztstellen führt zu einem flächendeckenden Aderlass bei einem von zunehmendem Fachkräftemangel geprägten Arbeitsmarkt. Die Folge in den Imland-Kliniken wäre ein Qualitätsverlust eines seit Jahren eingespielten Teams mit hoher Identifikation zu seinem Arbeitgeber.

    Schon jetzt haben 76 Prozent der Krankenhäuser in Deutschland Schwierigkeiten, vakante Arztstellen neu zu besetzen. Darunter leidet nicht nur die patientengerechte Versorgung, auch das Klinikpersonal hat mit den Folgen durch die Nichtbesetzung von Stellen zu kämpfen. Ein hohes Arbeitspensum und Unzufriedenheit sind die Folge in einem Beruf, der einst als „Traumjob“ bezeichnet wurde.

    Bei der Entscheidung zur Zukunft der Imland-Kliniken dürfen die Standorte Rendsburg und Eckernförde nicht gegeneinander ausgespielt werden. Die Politik darf Äpfel nicht mit Birnen vergleichen. In Rendsburg sprechen wir von einer Klinik der Schwerpunktversorgung, während in Eckernförde ein Krankenhaus der Grund- und Regelversorgung steht.