• Marburger Bund Schleswig-Holstein schlägt Alarm: Personalabbau in den Sana Kliniken Ostholstein gefährdet Arzt- und Patientenwohl

    16.November 2017
    Der andauernde Personalabbau in den Sana Kliniken Ostholstein gefährdet Beschäftigte und Patienten. Die Situation nimmt nach Einschätzung der Ärztegewerkschaft Marburger Bund Schleswig-Holstein (MB SH) bedrohliche Ausmaße an: „Die Zustände in der Sana Klinik Oldenburg zeigen, wie wirtschaftlicher Profit über die ärztliche Versorgung gestellt wird“, kritisiert Dr. Henrik Herrmann, Vorsitzender des Marburger Bundes Schleswig-Holstein. Das führe nicht nur zu einer völlig verfehlten Personalpolitik, sondern gefährde letztlich auch die Qualität, mit der Patienten versorgt werden.

    „Es darf nicht sein, dass Personalkürzungen und die dadurch erhöhte Arbeitsverdichtung Arzt- und Patientenwohl gefährden. Die Konsequenzen sind verheerend, da auch die Weiterbildung des ärztlichen Fachpersonals verzögert wird und somit ein medizinischer Qualitätsverlust eintreten wird.“

    „Wir fordern die Geschäftsführung der Sana Klinik Oldenburg nachdrücklich auf, Stellenstreichungen zurück zu nehmen und eine verbindliche klare Personalpolitik zu betreiben“, sagt Dr. Herrmann.

    Der Marburger Bund mahnt, dass in der Sana Klinik Oldenburg ökonomische Zielvorgaben auf dem Rücken der Ärztinnen und Ärzte ausgetragen werden. Dieses belege zum Beispiel die eingleisige Besetzung der Sana Kliniken Oldenburg und Eutin mit nur je einem oberärztlichem Hintergrund der Fachrichtung Unfallchirurgie bzw. der Allgemein- und Viszeralchirugie während der Dienstzeiten in der Woche und an den Wochenenden.

    „Ärztliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der chirurgischen Abteilung der Sana Klinik Oldenburg sind an den Marburger Bund herangetreten, um Unterstützung für ihre Anliegen zu erhalten“, sagt Dr. Herrmann. Insbesondere herrsche unter den ärztlichen Kolleginnen und Kollegen Unzufriedenheit darüber, dass aufgrund des Personalmangels ärztliches Personal immer häufiger aus der Freizeit rekrutiert werden müsse, dass für chirurgische Notfälle kein OP-Team aufgestellt werden könne und somit die Abmeldung der Notaufnahme in der Leitstelle notwendig werde und dass durch die erhöhte Arbeitsbelastung physische und psychische Überlastungssymptome bei den Ärztinnen und Ärzten aufträten, welche zu einem erhöhten Krankenstand führten.

    „Als Ärztegewerkschaft motivieren wir das Krankenhauspersonal, sich gegen die Zustände zur Wehr zu setzen. Ein gutes Mittel ist das Schreiben von Gefährdungsanzeigen sowie die Einbindung der Betriebs- und Personalräte, um das Ausmaß und die Auswirkungen von Personalabbau und Kürzungen öffentlich zu machen und die Gefahr nicht zu Lasten der Beschäftigten und Patienten auszulegen“, so Dr. Herrmann.

    Der Marburger Bund Schleswig-Holstein weist darauf hin, dass in immer mehr Krankenhäusern der Kostensenkungsdruck vor allem auf das Personal durchschlägt. Die immens gestiegene Arbeitsbelastung führt dazu, dass immer mehr dringend benötigte Fachkräfte den Arbeitgeber wechseln oder ganz aus dem Beruf aussteigen. Nach einer Mitgliederbefragung des Marburger Bundes im Jahr 2015 fühlen sich unter rund 4.000 Krankenhausärzten bundesweit 59 Prozent der Befragten häufig psychisch belastet. Mehr als zwei Drittel (69 %) beklagen, nicht ausreichend Zeit für die Patientenbehandlung zu haben. Nahezu drei Viertel der Klinikärzte (72 %) haben das Gefühl, dass die Gestaltung der Arbeitszeiten im Krankenhaus die eigene Gesundheit beeinträchtigt, etwa in Form von Schlafstörungen und häufiger Müdigkeit.

    „Die Krankenhäuser sind in der Pflicht, Warnsignale ihrer Mitarbeiter nachzugehen, krankmachende Belastungen abzubauen und arbeitszeitgesetzliche Bestimmungen einzuhalten“, fordert Dr. Henrik Herrmann. Zudem dürfe es nicht sein, dass betriebswirtschaftliche Vorgaben und Benchmark-Erfüllungen an die Stelle medizinisch motivierter Entscheidungen treten.

    Nach dem Arbeitsschutzgesetz ist der Arbeitgeber verpflichtet, dafür zu sorgen, dass die Gesundheit durch die Arbeit nicht gefährdet wird. Dafür müssen die Belastungen an den Arbeitsplätzen untersucht werden und Gefährdungen abgestellt werden.

    „Auch die Sana Klinik Oldenburg ist aufgefordert, ihrer Verantwortung gegenüber ihren Beschäftigten zeitnah gerecht zu werden durch die Sicherstellung von ausreichend Personal“, sagt Dr. Herrmann. Dafür trete der Marburger Bund in allen Krankenhäusern ein, unabhängig davon, in welcher Trägerschaft sich dieses befinde.

    Ebenso erwarte der MB SH, dass das Sozialministerium seiner Aufsichtsfunktion beim Arbeitsschutzgesetz nachkomme.