• Mehr Personal und Gesundheitsprävention für Ärzte

    70-Jahrfeier Marburger Bund Schleswig-Holstein
    28.August 2019
    Kiel
    „Wenn laut Umfrage, die der Marburger Bund in Schleswig-Holstein durchgeführt hat, rund 40 Prozent unser Kolleginnen und Kollegen im Krankenhaus überlegen ihre Arbeit aufzugeben, dann ist das ein Alarmzeichen, welches uns alle zum Handeln zwingen sollte.“ Mit diesem Appell leitete der schleswig-holsteinische Marburger Bund-Vorsitzende Michael Wessendorf die 70-Jahrfeier der Ärztegewerkschaft ein, zu der rund 100 Gäste aus Politik und Gesundheitswesen ins Kieler Wissenschaftszentrum kamen.
    Neben Schleswig-Holsteins Gesundheitsminister Dr. Heiner Garg, diskutierten der MB-Bundesvorsitzende Rudolf Henke, der Ärztekammerpräsident aus Schleswig-Holstein, Dr. Henrik Herrmann, Michael Dieckmann, Vorstandsmitglied der Ameos Gruppe und Michael Wessendorf, welche Arbeitsbedingungen an Kliniken geschaffen werden müssen und welche Rolle die Politik dabei einnimmt.

    „Wir fordern die Klinikträger auf, die Arbeitsbedingungen an ihren Häusern attraktiver zu gestalten, um dem Ärztemangel im stationären Bereich entgegen zu wirken. Nur durch eine aktive Gestaltung von gesundheits- und leistungsförderlichen Arbeitsbedingungen für die Klinikärzte wird man gutes Personal künftig noch binden können“, sagte Michael Wessendorf. Laut einer MB-Umfrage konsumieren rund 22 Prozent aller Ärztinnen und Ärzte in Deutschlands Krankenhäusern mindestens einmal monatlich Medikamente, um mit ihrer Arbeitsbelastung zu recht zu kommen. „Das System funktioniert im Moment noch, weil die Ärzte und Pflegekräfte in den Kliniken geben, was sie können. Weil sie nicht Dienst nach Vorschrift machen, sondern mit Leidenschaft für ihre Patienten da sind. Das geht aber eindeutig auf die Arztgesundheit. Weil die Arbeitsbelastung zu hoch ist, sind inzwischen über die Hälfte der jungen Krakenhausärztinnen und -ärzte gefährdet, ein Burnout zu entwickeln. Allein in Schleswig-Holstein arbeiten 38 Prozent der befragten Krankenhausärzte 49 bis 59 Stunden pro Woche. Ohne zusätzliches Personal im ärztlichen Bereich wird sich an der Überlastungssituation nichts ändern. Wir brauchen dringend verbindliche Personalvorgaben in den Kliniken“, so Wessendorf. Genauso wichtig sei es, dass Bund und Land ihrer Pflicht nachkommen, in Krankenhäuser zu investieren. „Die Kliniken müssen die fehlenden Mittel aktuell selbst erwirtschaften – auf Kosten der Mitarbeiter sowie auch zu Lasten einer optimalen Patientenversorgung.“ 

    Mit Blick auf die Medizinstudierenden sagte Wessendorf: „Pro Jahr absolvieren zirka 20.000 Medizinstudierende ihr Studium. Davon gehen aber nur noch rund zwei Drittel in die Medizin. Und von diesen Ärztinnen und Ärzten wünschen sich in den ersten zwei Berufsjahren zwei Drittel der Frauen und bis zur Hälfte der Männer eine Verringerung ihrer Arbeitszeit. Es ist bedrückend zu sehen, wie schnell das jetzige System hoch motivierten Menschen einen Traumberuf verleidet. Bevor wir also für die Aufstockung der Medizinstudienplätze kämpfen, müssen die Arbeitsbedingungen an den Kliniken verbessert werden.“