„Bereits heute ist die Vereinbarkeit von Familie und ärztlichem Beruf schwierig. Wenn der Arbeitgeber dann auch noch das Direktionsrecht hat, 13 Stunden Vollarbeit anzuordnen, ist eine Vollzeittätigkeit mit kleinen Kindern gar nicht mehr möglich. Welche Kita hat schon bis 21 Uhr geöffnet?“, sagte Johna in ihrer Rede vor den Delegierten der 146. Hauptversammlung des Marburger Bundes in Berlin.
Wer ernsthaft für Gesundheitsschutz sowie eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben eintreten wolle, müsse Grenzen respektieren – nicht abschaffen. Solche Grenzen seien keine bürokratische Hürde: „Sie sind ein Schutzwall gegen Überlastung.“
Johna wies darauf hin, dass durch die Pläne der Koalition tarifvertragliche Regelungen unterlaufen würden. Denn viele Schutzmechanismen, die in Tarifverträgen bei längeren Diensten vorgesehen sind – etwa Ruhezeiten, Freizeitausgleich oder Dienstbegrenzungen – setzen die Existenz einer gesetzlichen Regel voraus, von der in tariflich definierten Ausnahmen abgewichen werden kann.
„Wenn die gesetzliche Tagesgrenze fällt, verlieren tarifliche Schutzregelungen ihre Wirkung. Das ist mehr als eine juristische Fußnote. Es ist ein Eingriff in die Tarifautonomie“, kritisierte die Gewerkschaftsvorsitzende.
Der Marburger Bund sei bereit, über moderne Arbeitszeitmodelle zu sprechen – aber nicht um den Preis des Gesundheitsschutzes. „Die tägliche Höchstarbeitszeit muss bleiben. Und die Tarifautonomie darf nicht ausgehöhlt werden. Finger weg vom Arbeitsschutz“, bekräftigte Johna.
