• Malus statt Bonus – Arbeitgeber verweigern bessere Arbeitsbedingungen

    Pressemitteilung
    Marburger Bund schließt sich Forderung nach steuerfreien Bonuszahlungen für alle Beschäftigten in den Krankenhäusern an
    21.April 2020
    Angebracht wäre eine steuerfreie Prämie für Zusatzbelastungen durch die Corona-Krise – stattdessen aber nutzen Arbeitgeber die aktuelle Situation aus, in der Ärztinnen und Ärzte die Versorgung ganz in den Vordergrund stellen und deshalb auch keinen Arbeitskampf führen wollen. „Anstatt den Ärztinnen und Ärzten die Verbesserungen zuzugestehen, die in mehr als 500 kommunalen Kliniken und 23 Universitätskliniken bereits gelten, werden sie von BG Kliniken, Caritas und dem Land Hessen mit Lippenbekenntnissen abgespeist. Ein solches Verhalten wäre schon in der Vor-Corona-Zeit unwürdig gewesen – jetzt, in dieser Krise, ist es ein klarer Affront und Ausdruck mangelnder Wertschätzung gegenüber den Ärztinnen und Ärzten“, sagte Dr. Susanne Johna, 1. Vorsitzende des Marburger Bundes.
    Dr. Susanne Johna
    Dr. Susanne Johna

    Der Marburger Bund schließe sich der Forderung nach steuerfreien Bonuszahlungen für alle Beschäftigten in den Krankenhäusern an. Davon dürften einzelne Berufsgruppen nicht ausgenommen werden. „Alle in der Patientenversorgung Beschäftigten tragen gleichermaßen mit hohem Einsatz dazu bei, dass die Krise gemeistert wird“, sagte die MB-Vorsitzende.

    Caritas verweigert Verbesserungen
    Das Agieren der Arbeitgeber in der Arbeitsrechtlichen Kommission des Deutschen Caritasverbandes sei besonders demotivierend für die dort angestellten Ärztinnen und Ärzte. Unter Berufung auf kirchliche Privilegien verweigern sich die Arbeitgeber echten Tarifverhandlungen und blockieren im sogenannten Dritten Weg seit Monaten die Übernahme der zwischen Marburger Bund und Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA) bereits im Mai 2019 vereinbarten Tarifregelungen. Das bedeutet für die Ärzte auch deutlich weniger Gehalt. Stattdessen beharrt die Caritas auf Ausnahmen zu Lasten der in ihren Einrichtungen angestellten Ärztinnen und Ärzte. Die Coronavirus-Pandemie nahmen die Arbeitgeber nunmehr zum Anlass, ihr ohnehin schon unzureichendes Angebot noch einmal zu verschlechtern.

    „Wer sich generell Tarifverträgen verweigert und die Corona-Krise zum Anlass nimmt, Verbesserungen der Arbeitsbedingungen zu verschleppen, spielt mit der Loyalität der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Wir haben unsere Mitglieder in den Caritas-Krankenhäusern umfassend über das Verhalten des Arbeitgebers informiert. Sie werden daraus ihre eigenen Schlussfolgerungen ziehen“, sagte Johna.

    BG Kliniken spielen auf Zeit
    Kurz vor Beginn der Kontaktbeschränkungen widerrief der Arbeitgeberverband der BG-Kliniken völlig überraschend die zuvor erreichte Tarifeinigung mit dem Marburger Bund. Trotz anderslautender Verlautbarungen steht er seitdem für Gespräche mit dem MB nicht zur Verfügung. „Es grenzt daher an Verhöhnung, wenn die BG Kliniken auf ihrer Internetseite damit werben, der ‚wertvollste Schatz‘ seien motivierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“, so Johna.

    Land Hessen lässt Uni-Ärzte im Regen stehen
    Ähnlich verhält sich das Land Hessen: Es verweigert den Ärztinnen und Ärzten an den hessischen Unikliniken den Tarifstandard, der in bundesweit 23 Unikliniken bereits verwirklicht ist. Der Marburger Bund Hessen hat der Landesregierung angeboten, in Zeiten der Krise auf langwierige Verhandlungen zu verzichten und den erst vor kurzem auf Bundesebene zwischen Marburger Bund und der Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL) abgeschlossenen Tarifvertrag zu übernehmen. Inzwischen haben mehr als 1000 Ärztinnen und Ärzte in einem Offenen Brief den hessischen Ministerpräsidenten dazu aufgefordert, dem öffentlich vorgetragenen Lob für das Engagement der Ärztinnen und Ärzte nun auch Taten folgen zu lassen.