Seit Jahren engagiert sich Dr. Christoph Janke, Vorstandsmitglied im Marburger Bund Baden-Württemberg, als Betriebsrat für gerechtere Arbeitsbedingungen, mehr ärztliche Mitsprache und eine starke Interessenvertretung. Im MBZ-Interview berichtet er über seinen Weg in den Betriebsrat, die Herausforderungen des Engagements und den Wert betrieblicher Mitbestimmung.
Dr. Janke, warum engagieren Sie sich im Betriebsrat?
Dr. Christoph Janke: Über betriebliche Mitbestimmung kann man viel Einfluss nehmen. Es ist wichtig, dass auf dieser Ebene auch die ärztlichen Interessen vertreten werden. Überlässt man dies anderen Berufsgruppen, werden viele arztspezifische Themen gar nicht oder nur unzureichend bedacht, zum Beispiel bei der Gestaltung von Arbeitszeiten, Dienstplänen, Einstellungen, Ernennung von Oberärzten, Weiterbildung etc.
Was hat Sie dazu motiviert, sich für den Betriebsrat aufstellen zu lassen, und wie verlief Ihr Weg in das Gremium?
Janke: Dazu gekommen bin ich, weil mich jemand gefragt hat, ob ich auf einer Liste kandidieren würde. Ich war dann zunächst Ersatzmitglied, wurde dann immer öfter eingeladen, bis schließlich eine Generation weg war und ich vor der Entscheidung stand, ob ich die ärztliche Vertretung organisiere oder die Mitbestimmung anderen Berufsgruppen überlasse. Durch Schulungen und weitere Mandate wie Aufsichtsrat, Kammerarbeit sowie Kontakt und Unterstützung durch den Marburger Bund ist das Aufgabenspektrum dann immer weiter gewachsen.
Welche Strategien oder Erfahrungen haben sich als hilfreich erwiesen, um neue Kolleginnen und Kollegen für die Mitarbeit im Betriebsrat zu gewinnen?
Janke: Bei Problemen in den einzelnen Bereichen, insbesondere zum Thema Arbeitszeit, wenn es um die Frage geht, wie das mit den Pausen ist, mit der Arbeitszeiterfassung, Einrichtung neuer Arbeitszeiten, sei es Ruf-, Bereitschaft- oder Schichtdienst ist ein enger Kontakt zu den Kolleginnen und Kollegen entstanden. Durch die Vermittlung der Probleme über die Chefärztinnen und -ärzte ist auch hier eine Wertschätzung entstanden, die zu Akzeptanz und Unterstützung der Arbeit geführt hat.
Durch direkte Ansprache geeignet erscheinender Kolleginnen und Kollegen sowie durch direkte Ansprache der Chefärztinnen und -ärzte habe ich jede Abteilung gebeten, mindestens eine Person für die Liste zu finden. Je nach Valenz eher als Ersatz weit hinten oder für eine Sitzung im Monat weiter vorne.
Inwiefern hat Ihre Tätigkeit im Betriebsrat Ihre persönliche Entwicklung oder Ihre beruflichen Perspektiven beeinflusst?
Janke: Natürlich ist man durch eine Freistellung klinisch nicht mehr so präsent wie ein rein klinisch tätiger Kollege oder Kollegin. Mir war aber immer wichtig, weiterhin klinisch tätig zu sein, so habe ich während meiner initialen Vollfreistellung zweimal in der Woche nachmittags noch in meinem Ursprungsbereich gearbeitet und in der zweiten Amtsperiode wieder 50 Prozent klinisch gearbeitet. Das ist eine Herausforderung, da man natürlich beiden Tätigkeiten eben nicht mehr 100 Prozent zur Verfügung steht. Aber dadurch verliert man nicht den Bezug zur Basis, eben die Interessenvertretung der Kolleginnen und Kollegen und kann sich trotzdem, insbesondere gegenüber der Geschäftsführung sowie der Personalabteilung, für die Interessen und Arbeitsbedingungen der Mitarbeiter unter Berücksichtigung der ärztlichen Belange einsetzen.
Welche Kompetenzen oder Erfahrungen, die Sie sich als Betriebsrat angeeignet haben, empfinden Sie auch außerhalb des Gremiums – etwa für Ihre berufliche Entwicklung – als besonders wertvoll?
Janke: Durch die Arbeit in den verschiedenen Gremien sammelt man viel Erfahrung. Insbesondere die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen der „Gesundheitsindustrie“, also der Arbeit am Patienten, habe ich mir erst durch die Betrachtung über den Wirtschaftsausschuss, den Aufsichtsrat und die Arbeit im MB angeeignet. Auch durch die Auseinandersetzung mit tarifrechtlichen Fragen erreicht man hier Kenntnisse auf einem sehr hohen Niveau. Dieser weite Blick über den Horizont ist auch hilfreich bei vielen Gesprächen mit Kolleginnen und Kollegen, die sich niedergelassen haben. Darüber hinaus schulen einen die Auseinandersetzungen mit Vorständen und Mitarbeitern in Führungspositionen.
Dr. Janke,
vielen Dank für das Interview.
