• 77. Ärztetag harmonisch und entscheidungsfreudig

    Botzlar leitete routiniert und eloquent durch Diskussion und Beschlussfassung
    09.November 2018
    Drei Tage zur Meinungsbildung und Weichenstellung in unterschiedlichen berufspolitischen Themen
    Dr. Andreas Botzlar
    Dr. Andreas Botzlar
    77. Ärztetag vom 26. Bis 28. Oktober 2018 in Nürnberg

    Eröffnet wurde der Bayerische Ärztetag (BÄT) in der Nürnberger Meistersingerhalle u.a. im Beisein der Bayerischen Staatsministerin für Gesundheit und Pflege, Melanie Huml (CSU)von Präsident Dr. Gerald Quitterer. Der 1. Vizepräsident der BLÄK und Landesvorsitzender des MB Bayern, Dr. Andreas Botzlar, freute sich bei der abendlichen Auftaktveranstaltung über den Besuch des MB Bundesvorsitzenden Rudolf Henke und Bundesvorstandskollegin Dr. Susanne Johna.

    Im dreiköpfigen BLÄK Präsidium setzte Dr. Botzlar als einziger Klinikarzt inhaltlich auch dort seine Akzente und brach zu Beginn eine Lanze für die Kolleginnen und Kollegen in den Notaufnahmen, die vor permanenter Überlastung geschützt werden müssten. Bezüglich der Krankenhaushygiene betonte er, dass es mehr Fachärztinnen und -ärzte für Hygiene und Umweltmedizin oder Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie bräuchte, die sich zum Hygienebeauftragten fortbilden ließen. Die BLÄK böte dafür seit Herbst 2013 eine 200-stündige strukturierte Fortbildung an. Botzlar möchte seine Kolleginnen und Kollegen ermutigen, „in diesem so wichtigen Thema eine Weiterqualifikation anzustreben.

    Routiniert leitete Dr. Andreas Botzlar die Diskussion und Beschlussfassungen

    Bereits am Freitagnachmittag fanden die Workshops der beratenden Ausschüsse Ambulant-stationäre Versorgung, Angestellte Ärztinnen und Ärzte, Hochschulfragen sowie Niedergelassene Ärztinnen und Ärzten statt. Deren Ergebnisse münden stets in zahlreiche Anträge, die dem Gremium zur Diskussion und Beschlussfassung vorgestellt werden. Erstmals leitete diesen Part beim BÄT Dr. Andreas Botzlar in seiner Funktion als 1. Vizepräsident.

    Medizinischer Nutzen im Fokus

    Der Ausschussvorsitzende, MB Vorstandsmitglied Dr. Florian Gerheuser, freute sich, dass trotz des komplexen und theoretischen Themas „Value Based Healthcare“ die Anträge des Ausschusses überzeugen konnten und vom Gremium positiv beschieden wurden. So initiierten sie die Forderung an das Bundesgesundheitsministerium nach einer unabhängigen Nutzenbewertung als wichtigen Aspekt der Daseinsvorsorge. Die in Deutschland vorhandenen Institutionen (G-BA, IQWiG, etc.) könnten so strukturiert und ausgestattet sein, dass Behandlungspfade transparent einer Nutzen-Risiko-Analyse unterzogen werden. Des weiteren forderte der Ausschuss: „Patientenzentrierte Medizin – auf das Ergebnis kommt es an“. Es gelte die dominierende Bewertung von Leistungen und Prozeduren (Input) durch ein System zu ersetzen, bei dem das Ergebnis (Output) ganzer Behandlungsprozesse aus Sicht des Patienten und der Gesellschaft betrachtet und bewertet werde. Unter der Prämisse begrenzter Ressourcen gehöre das Verhältnis zwischen Aufwand und Ergebnis („value“) mehr in den Fokus. Die Delegierten stimmten auch der Forderung zu, Digitalisierung als Chance für eine patientenorientierte Gesundheitsversorgung zu nutzen. Mit der geplanten Einführung der digitalen Patientenakte könne eine umfassende Versorgungsforschung implementiert werden. Dabei müssen Datensammlung und -auswertung in unabhängiger Hand gebündelt und finanziert werden.

    Medizinstudienplätze und Studienzulassung
    Der 77. BÄT forderte, die Anzahl der Studienplätze für Humanmedizin mindestens auf 17.000 pro Jahr zu erhöhen. So viele Studienplätze gab es deutschlandweit vor der Wiedervereinigung. Im Jahr 2017 wurden nur 10.750 Plätze für Studienanfänger angeboten. Der Ärztemangel werde in den nächsten Jahren immer gravierender werden, deshalb müsse der erste dringliche Schritt eine schnelle Erhöhung der Studienplätze sein. Ausdrücklich begrüßt wurde das Engagement der Medizinischen Fakultäten bei der Weiterentwicklung des Auswahlverfahrens der Hochschulen (AdH). Die bayerischen Universitäten sollten Kriterien im Sinne des Masterplans Medizinstudium 2020 weiter verbessern. Neben Durchschnittsnote, einschlägige Berufsausbildung und Test für Medizinische Studiengänge müssten folgende kumulativ anzuwendende Punkte stehen: soziales, ehrenamtliches oder wissenschaftliches Engagement; Losverfahren, ggf. gewichtet; Auswahlgespräch der Universität; wohnortnaher Studienort.

    Unter der Leitung von MBler Prof. Dr. Joachim Grifka formulierte der Ausschuss für Hochschulfragen noch weitere Anträge, die der BÄT positiv beschied. Beispielsweise die Unterstützung des Masterplans 2020 insbesondere die Maßnahmen zur Modernisierung der Ausbildung. Die politisch Verantwortlichen sollten dazu die Stärkung der praktischen Ausbildung zeitnah umsetzen und die erforderlichen finanziellen Mittel bereitstellen. Die Universitäten hingegen müssten den Stand der Planungen zur Umsetzung des Masterplans öffentlich kommunizieren sowie die Anforderungen bekannt machen, die in den jeweiligen Fachdisziplinen an künftige Lehrpraxen aus dem vertragärztlichen Bereich gestellt würden. An die Kammer wurde das Anliegen gerichtet, sich aktiv in die Umsetzung des Masterplans Medizinstudium 2020 einzubringen, u.a. durch Begleitung des Prozesses durch Öffentlichkeitsarbeit, zum Beispiel im Bayerischen Ärzteblatt oder der Kommunikation zwischen niedergelassenen Ärzten und Hochschule im Hinblick auf die Rekrutierung von Vertragsarztpraxen als Lehrpraxen.

    Alle Beschlüsse können Sie sowohl auf der Webseite des mb-bayern.de als natürlich auch in der Novemberausgabe des Bayerischen Ärzteblatts nachlesen.