• Auftakt der Tarifverhandlungen: Warme Worte statt echter Wertschätzung

    Mitgliederinformation | Ärztinnen und Ärzte an den Universitätsklinika im Geltungsbereich des TV-Ärzte
    12.Juli 2022
    wie geplant haben gestern die Tarifverhandlungen mit der Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL) für Ihre Arbeits- und Entgeltbedingungen an den Uniklinika im Geltungsbereich des TV-Ärzte begonnen. Statt konkrete Vorschläge für eine spürbare Verbesserung der ärztlichen Arbeitsbedin-gungen zu machen haben die Arbeitgeber sich aber auf recht allgemeine Feststellungen zur wirt-schaftlichen Lage und die schlechten Aussichten hinsichtlich zu erwartender Steuereinnahmen kapriziert. Daneben blieb es bei einem eher abstrakten Appell an die Solidarität der Ärztinnen und Ärzte gegenüber durch Krieg und Inflation besonders belasteten Personengruppen gerichtet.

    Lineare Steigerungen?

    Der Marburger Bund geht mit der Forderung nach einer linearen Erhöhung von 8,9 % in die Verhandlungen. Erwartungsgemäß halten die Arbeitgeber diese Forderung für weidlich unangemessen und ohne Augenmaß. Statt solche Forderungen aufzustellen und womöglich durchsetzen zu wollen, solle sich die Ärzteschaft lieber am letzten Abschluss zum Verwaltungstarifvertrag TV-L orientieren. Dort gibt es ab Dezember 2022 2,8 % - nach einer 15-monatigen Nullrunde!

     

    Zuschläge?

    Erwartungsgemäß finden auch die vom MB geforderten Zuschläge keinen Gefallen bei den Arbeitgebern. Die spezifischen Belastungen seien bereits durch die bestehenden Regelungen hinreichend abgebildet, weitere Veränderungen nicht notwendig. Überhaupt wüsste man als Arzt und Ärztin bereits beim Einstieg, worauf man sich einließe. Besondere Belastungen gehörten – anders als bei Finanzbeamten (sic!) – schließlich zum Beruf und müssten nicht durch Zuschläge abgegolten werden.

     

    Zusatzurlaub?

    Keinerlei Positionierung erfolgte zu der von uns geforderten Neuregelung des Zusatzurlaubes. Ob das ein Zeichen der Einsicht ist, bleibt aber fraglich.

     

    Solidarität?

    Besonders erstaunlich waren die Einlassungen der Arbeitgeber, als sie von den Ärztinnen und Ärzten forderten, sich solidarisch mit jenen zu zeigen, die durch Krieg und Inflation besonders belastet seien. Zwar bestünde eine hohe Wertschätzung gegenüber der Arbeit der Ärztinnen und Ärzte gerade an den Uniklinika, diese könne sich aber, so die wenig verhohlene Drohung, auch öffentlich schnell in Unverständnis wandeln, sollte an den Forderungen festgehalten werden.

     

    Bewertung

    Erwartungsgemäß ist in einer Auftaktrunde mit der TdL keine echte Bewegung oder auch nur eine Tendenz zu erwarten. Den völlig unrealistischen Erwartungen nach Mäßigung haben wir eine klare Absage erteilt und den Arbeitgebern sehr deutlich gemacht, dass sich Wertschätzung für die Beschäftigten nicht in warmen Worten erschöpfen kann. Erwartungen nach Mäßigung und Solidarität empfinden wir nach zwei Jahren Pandemie – weitestgehend ohne jede Wertschätzung für die Ärztinnen und Ärzte, die von Corona-Prämien sogar gesetzlich ausgeschlossen waren – als unangemessen. Solidarität scheint aus Sicht der Arbeitgeber eine Einbahnstraße zu sein, die ausschließlich von der Ärzteschaft genutzt werden soll. Die Ärztinnen und Ärzte erwarten substantielle Verbesserungen; über diese werden wir in den kommenden zwei Runden intensiv verhandeln. Die Verhandlungskommission des MB wird daneben aber bereits jetzt beginnen, Alternativszenarien für den Fall vorzubereiten, dass sich die Arbeitgeber im August nicht hinreichend bewegen.