• Ärztliches und pflegerisches Personal häufiger auf Infektion testen

    Pressemitteilung
    Susanne Johna: Krankenhäuser haben Voraussetzungen zur Behandlung von infektiösen und nicht-infektiösen Patienten geschaffen
    16.April 2020
    Der Marburger Bund begrüßt die von der Bundesregierung und den Ländern beschlossene Ausweitung der Coronavirus-Tests, sieht aber noch zusätzlichen Handlungsbedarf. „Es gibt keine gesicherten Erkenntnisse darüber, wie hoch die Infektionsrate unter Ärzten und Pflegenden ist. Das liegt einerseits an der bundesweit unsystematischen Erfassung, andererseits aber auch an der unzureichenden Testung des medizinischen und pflegerischen Personals. Wir müssen sehr viel häufiger testen, um erkennen zu können, wer im Krankenhaus oder in anderen Gesundheitseinrichtungen infiziert ist und deshalb vorübergehend nicht für die Versorgung zur Verfügung stehen kann“, sagte Dr. Susanne Johna, 1. Vorsitzende des Marburger Bundes.
    Dr. Susanne Johna, 1. Vorsitzende des Marburger Bundes
    Dr. Susanne Johna, 1. Vorsitzende des Marburger Bundes

    Die Entwicklung neuer Testverfahren wie Antikörper-Tests und Schnelltests auf Infektion seien voranzutreiben. Auch die gemeinsame Testung von Proben mehrerer Personen einer Abteilung, das sogenannte Pooling, sei sinnvoll. „Die weitere Planung von Krankenhauskapazitäten in den nächsten Wochen und Monaten wird ganz maßgeblich von den Einsatzmöglichkeiten des medizinischen und pflegerischen Personals abhängen. Nur eine sichere Datengrundlage gestattet es, Planungen zum schrittweisen Aufbau der Regelversorgung in den Krankenhäusern durchzuführen. Maxime muss es bleiben, ausreichende Reservekapazitäten für die Behandlung von COVID-19 Patienten flächendeckend vorzuhalten“, so Johna.

    Die MB-Vorsitzende appellierte zugleich an Patientinnen und Patienten, bei erkennbaren Beschwerden ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. „Niemand sollte den Weg ins Krankenhaus scheuen, wenn er Sorge hat, schwer erkrankt zu sein. Und selbstverständlich stehen die diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten Patienten zur Verfügung, die an Krebs erkrankt sind. Die Krankenhäuser haben sich gut auf die neue Situation eingestellt und Voraussetzungen zur Behandlung von infektiösen und nicht-infektiösen Patienten geschaffen“, erklärte Johna.

    Engpässe gebe es derzeit allerdings immer noch bei der Versorgung mit adäquater Schutzkleidung. Es sei anzuerkennen, dass Bund und Länder um eine Vollversorgung der Gesundheitseinrichtungen mit medizinischen Schutzmasken bemüht sind. Schwierigkeiten gebe es jedoch auch bei der Beschaffung von Schutzkitteln und Schutzbrillen, die für die Behandlung von COVID-19-Patienten ebenso wichtig seien.

    Der Marburger Bund begrüße auch die Anstrengungen zur Ad hoc-Verstärkung des Öffentlichen Gesundheitsdienstes (ÖGD). „Es ist richtig, den Gesundheitsämtern akut bei der Bewältigung des Infektionsgeschehens mit externem Personal auszuhelfen. Dabei darf es aber nicht bleiben. Wir erwarten ein klares Bekenntnis der Politik zur Stärkung des Öffentlichen Gesundheitsdienstes über den Tag hinaus. Die Arbeit im ÖGD ist nicht nur bei der Seuchenabwehr eminent wichtig, sondern auch in vielen anderen Bereichen der Gesundheitsvorsorge. Das muss sich auch in der Finanzausstattung abbilden – und in der Vergütung der Beschäftigten.“