• Digitales Krankenhaus: große Hoffnungen, ernüchternde Realität

    Pressemitteilung
    MB-Umfrage
    14.Dezember 2017
    Krankenhausärzte verbinden mit der zunehmenden Digitalisierung ihres Arbeitsplatzes große Hoffnungen, vor allem einen Zuwachs an Qualität in den Arbeitsprozessen, schnellere Abläufe und weniger Aufwand als bisher. 80 Prozent sind der Meinung, dass durch die Digitalisierung die ärztliche Arbeit im Krankenhaus zukünftig weiter verbessert werden kann.
    PD Dr. Peter Bobbert, Bundesvorstandsmitglied des Marburger Bundes
    PD Dr. Peter Bobbert, Bundesvorstandsmitglied des Marburger Bundes

    Dies geht aus einer bundesweiten Umfrage unter rund 1.800 angestellten Ärztinnen und Ärzten hervor, die der Marburger Bund im September/Oktober 2017 durchgeführt hat.

    Die Ergebnisse der Befragung zeigen aber auch, dass die Krankenhäuser vielfach unzureichend auf die Digitalisierung vorbereitet sind. Es mangelt an aktueller, vor allem benutzerfreundlicher Hard- und Software, an digitaler Dokumentation und an regelmäßigen Schulungen für IT-gestützte Abläufe. Häufig findet eine Doppeldokumentation von Befunden statt – auf Papier und zusätzlich in digitaler Form.

    Zwar gibt es genügend Computer an den ärztlichen Arbeitsplätzen, für die Hälfte der Befragten sind die digitalen Arbeitsmittel aber größtenteils nicht auf einem ausreichend aktuellen Stand. Nur 19 Prozent der Ärzte sind mit der IT-Ausstattung an ihrem Arbeitsplatz zufrieden, 47 Prozent sind es nicht (34 % sind unentschieden).

    Trotz dieser Widrigkeiten sind schon jetzt 46 Prozent der Klinikärzte davon überzeugt, dass die Digitalisierung die medizinische Qualität ihrer Arbeit verbessert, 18 Prozent sehen noch keinen Qualitätszuwachs und 36 Prozent können nicht einschätzen, ob es zu einer Verbesserung gekommen ist. Ein ähnliches Bild ergibt sich aus den Antworten auf die Frage, ob durch die  Digitalisierung die eigene Arbeit vereinfacht worden ist: 40 Prozent antworten mit Ja, 21 Prozent mit Nein und 39 Prozent sind unentschieden.

    „Die Umfragedaten zeigen, dass die Digitalisierung im Krankenhaus vielfach noch in den Kinderschuhen steckt. Die Ärztinnen und Ärzte sehen das Potenzial zur Verbesserung der Arbeitsprozesse, müssen aber mit unzulänglicher, veralteter Technik zurechtkommen und können deshalb viele Möglichkeiten nicht nutzen, die anderswo zum Standard gehören. Jetzt liegt es an der Politik im Bund und in den Ländern, die Modernisierung der IT in den Krankenhäusern endlich in Angriff zu nehmen. Wir brauchen ein staatliches Sonderprogramm zum Aufbau eines adäquaten digitalen Netzes im Krankenhausbereich. Dafür müssen finanzielle Mittel in Höhe von 10 Mrd. € in den nächsten 6 Jahren zur Verfügung gestellt werden“, erklärte PD Dr. Peter Bobbert, Bundesvorstandsmitglied des Marburger Bundes.