• „Politik ignoriert Anliegen der Medizinstudierenden“

    Pressemitteilung
    Marburger Bund nimmt Stellung zum Referentenentwurf für eine neue Ärztliche Approbationsordnung
    10.August 2023
    Der Marburger Bund plädiert im Interesse der Studierenden und Lehrenden für mehr Verbindlichkeit in der ärztlichen Ausbildung. Der Entwurf der neuen Approbationsordnung bleibt in vielen Punkten hinter diesem Anspruch zurück. Das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) beschränkt sich auf die Festlegung von Mindestanforderungen und räumt den Fakultäten einen großen Entscheidungsspielraum ein. „Dabei gerät das berechtigte Interesse der Studierenden an verbindlichen Vorgaben in wesentlichen Fragen aus dem Blick“, heißt es in der Stellungnahme des Marburger Bundes zum überarbeiteten Referentenentwurf einer Verordnung zur Neuregelung der ärztlichen Ausbildung.
    Pauline Graichen, Vorsitzende des Sprecherrates der Medizinstudierenden im Marburger Bund
    Pauline Graichen, Vorsitzende des Sprecherrates der Medizinstudierenden im Marburger Bund

    Besonders deutlich werde dies bei den unzureichenden Rahmenvorgaben für das Praktische Jahr. Der Marburger Bund und auch der Deutsche Ärztetag forderten seit langem die Verankerung einer verpflichtenden und bundesweit einheitlichen Aufwandsentschädigung mindestens auf dem Niveau des BAföG-Höchstsatzes in der Ärztlichen Approbationsordnung. „Es ist nach wie vor rechtlich nicht nachvollziehbar, warum es nicht möglich sein soll, in einer Rechtsverordnung mit Zustimmung der Länder nicht nur eine Höchst-, sondern auch eine Mindestgrenze für die Geld- und Sachleistungen festzulegen“, kritisiert der Verband der angestellten Ärztinnen und Ärzte.

    „Es ist schon ein Trauerspiel, dass die Politik nach wie vor berechtigte Anliegen der Studierenden ignoriert und beispielsweise keine Regelung zur Ausgliederung von Krankheitstagen aus den Fehltagen im Praktischen Jahr vorsieht. Die aktuelle Regelung in der Approbationsordnung sieht lediglich 30 Fehltage vor, sodass krankheitsbedingte Fehlzeiten keine Berücksichtigung finden. Im Sinne der Sicherheit von Patientinnen und Patienten, der Gesundheit der Medizinstudierenden und der Ausbildungsqualität müssen Krankheitstage von der Fehlzeitenregelung ausgenommen werden. Wer krank ist, muss zu Hause bleiben können, ohne dass dafür Fehltage verloren gehen. Dass wir für eine solche Selbstverständlichkeit kämpfen müssen, wirft ein Schlaglicht auf das mangelnde Verständnis für studentische Belange“, so Pauline Graichen, Vorsitzende des Sprecherrates der Medizinstudierenden im Marburger Bund.

    Auch würden sich die Studierenden verbindliche Mindestvorgaben für Curricula wünschen, insbesondere für Patientenvorstellungen oder Ausbildungsgespräche, sowie mehr Flexibilität in der Fächerwahl.

    „Wir brauchen auch mehr Digitalisierung: Evaluationsergebnisse sollten idealerweise in einem öffentlichen und gemeinsamen Online-Portal aller Fakultäten nach bundesweit einheitlichen Vorgaben bekanntgegeben werden. Außerdem sollte das Führen eines digitalen Logbuchs im Praktischen Jahr endlich obligatorisch sein“, forderte Graichen.