• Wie lange wollen wir noch Organ-Importland sein?

    Pressemitteilung
    Dr. Susanne Johna, 1. Vorsitzende des Marburger Bundes, zum Tag der Organspende am 7. Juni
    06.Juni 2025
    Die Anzahl der Organspenden in Deutschland stagniert seit Jahren auf niedrigem Niveau, ohne dass eine Trendwende erkennbar ist. Zwar bekundet eine große Mehrheit der Deutschen ihre Bereitschaft zur Organspende, aber weniger als die Hälfte der Bevölkerung hat ihre Entscheidung zur Organ- und Gewebespende tatsächlich dokumentiert. Ohne die Organspenden aus den anderen Mitgliedsländern des Eurotransplant-Verbundes wären unsere Wartelisten noch länger, noch mehr Menschen würden sterben, weil sie kein lebensrettendes Organ bekommen.
    Tag der Organspende
    Tag der Organspende

    Wir müssen uns bewusst machen, was das bedeutet: Wir erhalten überproportional viele Organe aus Ländern, in denen die Widerspruchslösung längst gilt. Wie lange soll diese Diskrepanz noch fortbestehen? Wie lange wollen wir noch Organ-Importland sein? Ich finde, wir brauchen auch deshalb eine neue Diskussion über die gesetzlichen Grundlagen der Organspende. Es ist Zeit für eine Regelung, die sich in vielen europäischen Ländern bewährt hat und zusätzliche Rechtssicherheit schafft. Durch die Widerspruchslösung kann sich jeder einwilligungsfähige Bürger mit dem Thema Organspende befassen und für sich die Frage beantworten, ob im Falle des Todes seine Organe entnommen und transplantiert werden dürfen. Diese Willensbildung ist jedem möglich und zumutbar, ebenso wie ein Widerspruch zu Lebzeiten völlig legitim ist, er sollte dann aber auch erfolgen.

    Mit einer neuen Regelung zur Organspende allein ist es aber nicht getan. Um mehr Organspenden zu ermöglichen, müssen transplantationsbeauftragte Ärztinnen und Ärzte in Krankenhäusern in dem zeitlichen Umfang freigestellt werden, der nötig ist, um Personal zu schulen, potentielle Spender frühzeitig zu identifizieren und Angehörigengespräche in Ruhe führen zu können.