• MB-Studi-Barometer 2016 - Umfrage unter Medizinstudierenden

    Allgemeinmedizin hat großes Nachwuchspotenzial: Hausärztliche Rahmenbedingungen maßgebender Faktor - Studierende lehnen Pflichtabschnitte im PJ ab.

    Das Interesse an einer Tätigkeit als Allgemeinarzt ist größer, als es Berichte über einen Nachwuchsmangel nahelegen. Für knapp die Hälfte der Medizinstudierenden (49%) kommt nach dem Studium eine Weiterbildung zum Facharzt für Allgemeinmedizin in Betracht. Grundsätzlich verbesserte Bedingungen (z. B. geregelte Arbeitszeiten, gute Verdienstmöglichkeiten, überschaubares finanzielles Risiko) würden bei drei Viertel der Studierenden die Motivation erhöhen, als niedergelassener Hausarzt tätig zu werden. Dies geht aus einer bundesweiten Befragung unter 1.756 Medizinstudierenden des Marburger Bundes (MB) hervor, die im Auftrag des MB in der Zeit vom 15. Dezember 2015 bis 24. Januar 2016 vom Institut für Qualitätsmessung und Evaluation (IQME) durchgeführt wurde. „Das Fach Allgemeinmedizin genießt bei den Medizinstudierenden einen guten Ruf und gilt vielen von ihnen als persönliche Perspektive. Eine Stärkung des Fachs erwarten sie nicht von weiteren Regulierungen in der ärztlichen Ausbildung, sondern von einer Verbesserung der Rahmenbedingungen für die Tätigkeit als Allgemeinarzt“, bewertet Rudolf Henke, 1. Vorsitzender des Marburger Bundes, die Ergebnisse der Online-Umfrage.

    Die von der Bundesregierung im sogenannten „Masterplan Medizinstudium 2020“ vorgesehene Stärkung des Fachs Allgemeinmedizin im Medizinstudium trifft auf große Skepsis bei den Studierenden. Drei Viertel (74%) halten eine stärkere Einbindung der Allgemeinmedizin in das Studium für nicht notwendig. Auf besonders große Ablehnung stößt die von der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) erhobene Forderung nach einem Pflichtabschnitt Allgemeinmedizin im Praktischen Jahr (PJ), z.B. ein PJ-Quartal Allgemeinmedizin: 86 Prozent der Medizinstudierenden lehnen einen derartigen Pflichtabschnitt ab, nur 14 Prozent sind dafür. Auch der von der Kassenärztlichen Bundesvereinigung eingebrachte Vorschlag einer obligatorischen Prüfung im Fach Allgemeinmedizin am Ende des Studiums wird von drei Viertel der Medizinstudierenden (75%) verworfen.

    „Die Lehre des Fachs Allgemeinmedizin wird überwiegend positiv beurteilt. In dieser Hinsicht können die Medizinstudierenden keinen Reformbedarf erkennen. Für sie ist entscheidend, dass sich die Rahmenbedingungen der hausärztlichen Tätigkeit verbessern. Der Nachwuchs für die Allgemeinmedizin ist durchaus vorhanden – ein Einzelkämpferdasein in eigener Praxis mit unsicheren finanziellen Rahmenbedingungen kann sich aber kaum einer der Medizinstudierenden vorstellen“, bekräftigt Stefanie Weber, Vorsitzende des Sprecherrats der Medizinstudierenden im Marburger Bund.

    Die wesentlichen Ergebnisse der Mitgliederbefragung erläutert Stefanie Weber auch in einem Videoclip, der im YouTube-Kanal des Marburger Bundes und auf der Internetseite www.mb-studenten.de verfügbar ist.