• MB-Monitor 2022: Zu wenig Personal, zu viel Bürokratie, unzulängliche Digitalisierung

    Steigende Arbeitsbelastung, unzureichende Personalausstattung, kaum Zeit für Gespräche mit den Patienten und fehlende Wertschätzung ärztlicher Arbeit – so beschreiben viele Ärztinnen und Ärzte in den Krankenhäusern ihre Arbeitsbedingungen. Ein Viertel der angestellten Ärztinnen und Ärzte denkt über einen Berufswechsel nach. Das geht aus der Mitgliederbefragung MB-Monitor 2022 des Marburger Bundes hervor. An der vom Institut für Qualitäts­messung und Evaluation (IQME) durchgeführten Online-Befragung beteiligten sich in der Zeit vom 20. Mai 2022 bis 19. Juni 2022 bundesweit 8.464 angestellte Ärztinnen und Ärzte aus allen Bereichen des Gesundheitswesens. Knapp 90 Prozent der Befragten arbeiten in Akutkrankenhäusern und Reha-Kliniken, sechs Prozent in ambulanten Einrichtungen.

    Gegenüber vorherigen Befragungen ist der Anteil der Ärztinnen und Ärzte mit einem Teilzeit-Vertrag erneut gestiegen. 31 Prozent der Befragten geben an, ihre vertraglich vereinbarte regelmäßige Wochenarbeitszeit reduziert zu haben, im Herbst 2019 lag der Teilzeit-Anteil noch bei 26 Prozent und bei der Mitgliederbefragung im Jahr 2013 erst bei 15 Prozent. Der steigende Anteil der Mitglieder mit Teilzeit-Vertrag ist ein klarer Hinweis darauf, dass die Arbeitszeiten nicht den Wünschen vieler Ärztinnen und Ärzte entsprechen; sie gestalten de facto ihre eigene Arbeitszeitreform.

    Die hohe Anzahl an Überstunden und 24-Stunden-Diensten, der ökonomische Druck seitens der Arbeitgeber und die mangelnde Vereinbarkeit von Beruf und Familie lässt einen Teil der Ärztinnen und Ärzte darüber nachdenken, den Beruf zu wechseln. Auf die Frage „Erwägen Sie, Ihre ärztliche Tätigkeit ganz aufzugeben?“ antworteten 25 Prozent der Befragten mit „ja“, 57 Prozent mit „nein“ und 18 Prozent mit „weiß nicht“.

    Wunsch nach Berufswechsel

    Viel Zeit für die Patientenversorgung geht durch administrative Tätigkeiten verloren. Der Zeitaufwand für Verwaltungstätigkeiten (z.B. Datenerfassung und Dokumentation, OP-Voranmeldung), die über rein ärztliche Tätigkeiten hinausgehen, ist gleichbleibend hoch und liegt im Mittel bei drei Stunden pro Tag. 32 Prozent der angestellten Ärztinnen und Ärzte schätzen den Zeitaufwand für Verwaltungstätigkeiten und Organisation sogar auf mindestens vier Stunden täglich. Das Spektrum dieser Tätigkeiten umfasst in den Kliniken u.a. Datenerfassungen, die häufig auch von Schreibdiensten oder Stationssekretariaten erledigt werden könnten. Dort, wo es diese Unterstützung verlässlich gibt, haben Ärztinnen und Ärzte mehr Zeit für ihre eigentlichen Aufgaben in der Patientenversorgung.

    Wenn in Zeiten des Personalmangels Stellen gestrichen werden, erhöht sich die Belastung des noch vorhandenen Personals. Trotzdem scheinen in den zurückliegenden zwei Jahren eine Reihe von Krankenhäusern diesen Weg gewählt zu haben. Auf die Frage „Gab es in den zurückliegenden zwei Jahren der Pandemie einen Abbau ärztlicher Stellen in Ihrer Einrichtung?“ antworteten 34 Prozent der Ärztinnen und Ärzte mit „ja“ und 48 Prozent mit „nein“. 18 Prozent wussten die Frage nicht zu beantworten.

    Personelle Besetzung

    Erstmalig wurden im MB-Monitor die Ärztinnen und Ärzte gefragt, wie zufrieden sie mit der IT-Ausstattung sind. Zwei Drittel aller Befragten sind „eher unzufrieden“ bzw. „unzufrieden“ mit der IT-Ausstattung an ihrem Arbeitsplatz. „Sehr zufrieden“ bzw. „eher zufrieden“ sind nur ein Drittel aller Befragten. Ärztliche Anforderungen werden bei der Anschaffung neuer Software in der Regel nicht berücksichtigt. Auch dieser Umstand wird ein Grund für die Probleme bei der Anwendung diverser Programme sein: Die Hälfte der Befragten gibt an, dass Mehrfacheingaben identischer Daten „gelegentlich“ vorkommen, bei rund einem Drittel (32 %) ist das sogar „häufig“ der Fall, bei 18 Prozent „selten“.

    IT-Ausstattung