Hinter #OhGottPJ stecken auf Twitter aktive Medizinstudierende, die mit ihren Tweets ihre vielfältigen Eindrücke und Erfahrungen aus dem PJ schildern. Gelesen, favorisiert und retweetet von tausenden Leserinnen und Lesern ermöglichen sie diesen auf der digitalen Plattform Einblicke in das PJ aus allen Ecken Deutschlands.

Wer vor dem PJ steht, sich in diesem befindet oder es vor Kurzem hinter sich gelassen hat, kennt die leidigen Themen, die der Sprecherrat der Medizinstudierenden im Marburger Bund seit Jahren bemängelt und verbessern möchte, in- und auswendig: Beispielsweise die teils ernüchternden Lehrbedingungen oder die zu niedrige Aufwandsentschädigung, die viele von uns an den Rand der finanziellen Existenz bringt. Erwähne ich diese Themen in Gesprächen mit fachfremden Menschen, sagen die meisten: „Dagegen muss man doch etwas tun!”. Und ich gebe ihnen absolut recht.
Missstände im deutschen Gesundheitswesen sind spätestens seit der Pandemie auch denjenigen bekannt, die kaum Berührungspunkte damit haben. Die meisten wissen inzwischen um die schlechte Bezahlung des medizinischen Personals, die schwierige Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Die wenigsten wissen jedoch um die Themen, die uns Medizinstudierende bewegen. Dabei gibt es so viel, was verbessert werden muss.
Es erschüttert mich, wenn ich lese, dass Medizinstudierende an einem Tag 20 Blutentnahmen durchführen, Viggos legen, Briefe schreiben und einen Schellong-Test nach dem anderen durchführen – inhaltlich aber nichts davon mit ihnen besprochen wird. Ist das diese „Lehre”, die uns im PJ auf den ärztlichen Beruf vorbereiten soll? Es erfüllt mich aber auch mit großer Freude und viel Hoffnung, wenn ich lese, welche wundervollen Erfahrungen meine Kommilitoninnen und Kommilitonen sammeln, mit welchem Elan sie gemeinsam für unsere Rechte eintreten und wie sehr sie bereit sind, füreinander und voneinander zu lernen. All das fasst das Gefühl hinter #OhGottPJ zusammen: Es ist einerseits das misstrauische „Oh Gott, PJ!”, andererseits das beflügelte „Oh Gott, PJ!”
Hinter #OhGottPJ stecken nicht nur Alltagsgeschichten, sondern auch kritische Diskussionen, oft mit Ärztinnen und Ärzten, die Sorgen und Ängste von uns Medizinstudierenden nicht immer nachvollziehen können.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, berechtigte Kritik ist selbstverständlich willkommen – nur so können wir unsere gegenseitigen Positionen verstehen und ergänzen. Wenn aber etwas „schon immer” so gehandhabt wurde, heißt dies nicht, dass es unbedingt gut war und so bleiben sollte.
Es bewegt sich wahnsinnig viel. Ob mit #OhGottPJ, das immer wieder auch Menschen ohne medizinischen Bezug die Realität im letzten Abschnitt des Medizinstudiums verdeutlicht, oder mit studentischen Initiativen aus unserem Sprecherrat: Gemeinsam packen wir das PJ an und sorgen für mehr Rechte und Flexibilität, bessere Lehrbedingungen, mehr Lebensqualität und eine bessere Entschädigung!