• Ehrenmitgliedschaft für Dr. Thomas Goerlich

    Mitgliederversammlung in Leipzig
    21.Oktober 2025
    Leipzig
    Am 17. September fand die Mitgliederversammlung des MB Sachsen in Leipzig statt. Es ging um die verbandspolitischen Aktivitäten des vergangenen Jahres, um tarifpolitische Entwicklungen und um neue Projekte.

    In seinem Rechenschaftsbericht auf der Mitgliederversammlung hob Landesvorsitzender Torsten Lippold hervor, dass der Landesvorstand als Ergebnis der gemeinsamen Klausur unter anderem lokale Netzwerke stärker fördern und die ärztliche Mitbestimmung in Betriebs-, Personal- und Aufsichtsräten nach Kräften unterstützen möchte. Ziel sei es, die Umsetzung der MB-Tarifverträge in den Kliniken wirksam zu begleiten. Dafür braucht es starke Betriebsräte mit ärztlicher Beteiligung, informierte Mitglieder und einen hohen Organisationsgrad.

    Als gutes Beispiel für ein belastbares Ärzte-Netzwerk nannte Torsten Lippold das Städtische Klinikum Dresden: Rund 150 Ärztinnen und Ärzte beteiligten sich im November erneut an einem Warnstreik im Rahmen der bundesweiten Tarifverhandlungen zum TV Ärzte-VKA. Die mediale Resonanz war positiv. Kurz darauf konnte eine tarifliche Einigung erzielt und ein weiterer geplanter Streik im Januar 2025 abgesagt werden.

    Auch bei der Übernahme der Muldentalkliniken durch die Sana Kliniken AG war der MB Sachsen involviert. Nach intensiven Gesprächen konnte eine Insolvenz abgewendet werden – allerdings verbunden mit Einschnitten für die Beschäftigten. Die Muldentalkliniken gehören nicht mehr zum Tarifbereich TV Ärzte-VKA. Perspektivisch soll dort der TV-Ärzte der Sana Kliniken Leipziger Land angewendet werden. „Dass die Beschäftigten mit ihrem Einkommen für die Management- und Gesellschafterentscheidungen der letzten Jahre zahlen, darf kein Präzedenzfall für weitere Klinikübernahmen werden. Die Politik hat die Verantwortung für eine bedarfsgerechte und ausfinanzierte Krankenhausversorgung!“, findet Torsten Lippold.

    Deutliche Kritik äußerte der MB Sachsen an dem Bestreben der Arbeitgeber, ärztliches Personal mit Berufserlaubnis allein im Vordergrunddienst einzuplanen. Damit wären diese Kolleginnen und Kollegen ohne Approbation dann auf sich allein gestellt – der Facharztstandard wird ausgehebelt. Der MB Sachsen forderte deshalb gegenüber der Landesdirektion Sachsen: „Die Aufsicht müsse durch einen approbierten Arzt desselben Fachgebiets erfolgen – nicht durch Rufdienst.“ Die Landesdirektion geht mit dieser Auffassung nicht mit. Die Frage, wie der Facharztstandard gewährleistet werden soll, bleibt somit ungeklärt, die Verantwortung liegt nun bei den Chefärztinnen und Chefärzten. Auch die langen Fristen bei der Kenntnisprüfung ausländischer Kolleginnen und Kollegen sieht der MB Sachsen kritisch.

    Landesvorsitzender Torsten Lippold informiert über die Verbandsarbeit im letzten Jahr.

    Engagement in Land und Bund

    Im Berichtszeitraum begann die neue Legislaturperiode des Sächsischen Landtags. Der MB Sachsen unterstützte die sächsischen Fachschaften in Leipzig, Dresden und Chemnitz bei der Forderung nach Verbesserungen im Praktischen Jahr (PJ). Zwar enthält der Koalitionsvertrag entsprechende Absichtserklärungen, bei der Umsetzung wurde aber nach gemeinsamem Nachhaken durch den Verband und die Fachschaften auf Bundesprozesse verwiesen.

    Im Mai war der MB Sachsen Gastgeber der Abendveranstaltung zur 145. Hauptversammlung des Marburger Bundes im Gondwanaland des Leipziger Zoos. In einer gemeinsamen Sitzung mit dem Bundesvorstand wurden daneben die unzureichende Umsetzung von Tarifverträgen, der wirtschaftliche Druck in den Kliniken sowie die Notwendigkeit der stärkeren Vertretung ambulant tätiger Ärztinnen und Ärzte thematisiert.

    Zudem wurde die länderübergreifende Kooperation mit dem MB Thüringen vertieft. Ab 2026 wird die Zusammenarbeit über die Rechtsberatung hinaus auch die Verbandskommunikation umfassen.

    Arbeitsbereiche der Geschäftsstelle

    Steffen Forner, Geschäftsführer des MB Sachsen, informierte die Mitglieder über die Arbeit der Geschäftsstelle im abgeschlossenen Geschäftsjahr. In 60 der 76 sächsischen Kliniken gelten derzeit MB-Tarifverträge – 39 davon werden vom Landesverband selbst verhandelt. Die Geschäftsstelle bearbeitete im Jahr 2024 rund 1.200 Anfragen zur Rechtsberatung, teils auch mit gerichtlicher Vertretung. Der MB Sachsen bot auch im Jahr 2024 zahlreiche Veranstaltungen und Fortbildungen zu zentralen Themen für angestellte Ärztinnen und Ärzte an.

    Die Mitgliederzahl stieg weiter: Mitte 2025 zählte der Verband erstmals 7.600 Mitglieder. Um Netzwerke und Engagement zu stärken, hat sich der MB Sachsen am Jahresanfang intensiv mit der Integration einer Mitglieder-App in die Verbandskommunikation befasst. Diese vom MB Sachsen initiierte Idee wird aktuell auf Bundesebene unter Mitarbeit des MB Sachsen weiterentwickelt.

    Jahresabschluss und Haushalt

    Das Geschäftsjahr 2024 wurde mit einem über Plan liegenden Überschuss abgeschlossen. Die Revisionskommission bestätigte die ordnungsgemäße Führung der Verbandsgeschäfte. Vorstand und Revisionskommission wurden von der Mitgliederversammlung einstimmig entlastet. Der Haushaltsplan für das Jahr 2026 wurde beschlossen.

    Ehrenmitgliedschaft für Dr. Thomas Goerlich

    Ein besonderer Moment der Mitgliederversammlung war die Verleihung der Ehrenmitgliedschaft an Dr. Thomas Goerlich. Der langjährige Personalratsvorsitzende an der Medizinischen Fakultät Leipzig hatte sich über fast zwei Jahrzehnte für die Belange der angestellten Ärztinnen und Ärzte eingesetzt und engagiert Projekte des MB Sachsen unterstützt. Dr. Goerlich beteiligte sich 2006 aktiv an den größten Ärztestreiks in der Geschichte des MB für den ersten arztspezifischen Tarifvertrag und motivierte zahlreiche Kolleginnen und Kollegen für den Arbeitskampf. 15 Jahre lang war er Mitglied der Revisionskommission des MB Sachsen. In der Laudatio ehrte ihn Vorstandsmitglied Dr. Arndt Bigl mit den Worten: „Wenn du dich für den MB engagiert hast, dann immer mit voller Kraft.“ Als symbolisches Dankeschön übergab Dr. Goerlich dem Vorstand ein Fotoalbum mit Streikaufnahmen aus den Anfangsjahren des MB als Gewerkschaft. Die Ehrenmitgliedschaft würdigt seine konsequente Interessenvertretung, seine Kollegialität und seine langjährige Verbundenheit mit dem Verband.

    Verleihung der Ehrenmitgliedschaft an Dr. Thomas Goerlich. V. l . n . r. : Torsten Lippold (1. Vorsitzender MB Sachsen), Dr. Sandy Zorn (2. Vorsitzende MB Sachsen), Dr. Thomas Goerlich (Ehrenmitglied MB Sachsen), Dr. Arndt Bigl (Vorstandsmitglied MB Sachsen), Steffen Forner (Geschäftsführer MB Sachsen). / Fotos: MB Sachsen/Dolk

    Ausblick

    Für 2026 stehen die Digitalisierung der Geschäftsstelle, die Einführung der neuen MB-App und die Nutzung digitaler Werkzeuge zur Mitgliederbetreuung im Fokus. Ziel bleibt es, den Organisationsgrad weiter zu steigern und die ärztliche Mitbestimmung in Sachsen zu stärken.