• Ärzte sind keine Handlanger des Todes

    Berichte zu angeblichen Patiententötungen
    30.März 2017
    Köln/Witten/Münster
    mhe. Es ist zweifellos ein heikles Thema, das einen verantwortlichen und sensiblen Umgang verlangt, dennoch veröffentlichte die Pressestelle der Universität Witten/Herdecke am Mittwoch eine Presseerklärung zu einer fragwürdigen Publikation, die offensichtlich nur Schlagzeilen und Verunsicherung erzeugen soll. Tenor: Tötungen von Patienten sind nicht so selten wie angenommen, sie kämen wesentlich häufiger vor als bisher angenommen wird. Es seien nicht nur kriminelle Einzeltäter, behauptet der 1951 geborene Professor Dr. Karl H. Beine, Inhaber des Lehrstuhls für Psychiatrie und Psychotherapie an der Universität Witten/Herdecke. „21.000 getötete Patienten pro Jahr - das ist eine völlig unseriöse und nur effektheischende Behauptung“, kritisiert die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG). „Es ist eine hirnrissige und unverantwortliche Panikmache eines selbsternannten heilkundlichen Experten“, äußert sich auch der westfälisch-lippische Kammerpräsident Dr. med. Theodor Windhorst.

    Die Behauptung, jährlich würden bis zu 21.000 Menschen in den deutschen Krankenhäusern und Pflegeheimen durch Misshandlungen und Morde durch die Gesundheitsfachberufe getötet, seien völlig aus der Luft gegriffen und nicht zu belegen, kritisiert Kammerpräsident Windhorst. „Noch sind Ärzte Helfer und Heiler und keine Monster, die die Patienten um die Ecke bringen. Alle in den Gesundheitsberufen Tätigen arbeiten aufopfernd und täglich rund um die Uhr. Sie engagieren sich mit Herzblut für das Patientenwohl.“ Die Veröffentlichung schüre aber Ängste, sorge für Panik und diskreditiere Ärzte und Angehörige der Gesundheitsfachberufe. „Wir sind keine Handlanger des Todes und keine Totschläger“, betont Theodor Windhorst deutlich.

    Die Ärztekammer habe zwar in der Vergangenheit immer wieder darauf aufmerksam gemacht, dass die Rahmenbedingungen in den Kliniken und Pflegeheimen dringend verbessert werden müssten. Die Gremien der Ärzteschaft in Westfalen-Lippe, Kammerversammlung und Kammervorstand, haben regelmäßig auf Fehlleitungen des Gesundheitssystems durch Profitinteressen der Gesundheitswirtschaft hingewiesen und die dafür verantwortlichen Entscheidungsträger kritisiert.
    „Ärzte werden von außen zu reinen Leistungserbringern diskreditiert und so Opfer kommerzieller Interessen. Sie können dann ihre medizinisch-ethischen Grundsätze nicht mehr erfüllen. Wachsender Arbeitsdruck und Leistungsverdichtung stellen eine Gefahr in der Patientenversorgung dar. Diese Gefahr ist erkannt.“

    „Die finanziellen und personellen Ressourcen müssen aufgestockt werden, um die täglichen Anforderungen zu erfüllen. Es fehlen aber noch die Möglichkeiten, das abzuändern. Aber das ist meilenweit entfernt von den in der Studie behaupteten Zuständen in den jeweiligen Einrichtungen. Gegen diese Darstellung wehre ich mich als Vertreter der Ärzteschaft und im Namen aller, die Tag für Tag ihre schwere und wichtige Arbeit für den Patienten verrichten, entschieden.“