• Corona-Pandemie prägt unsere Arbeitsbedingungen

    Jeder Einzelne ist in der Pandemie auf das Stärkste gefordert / Höchste Wertschätzung für sehr persönliches Engagement
    12.Oktober 2021
    Von Edeltraud Lukas
    Seit bald zwei Jahren bestimmt die Corona-Pandemie unsere ärztlichen Arbeitsbedingungen. Viel menschliches Elend und Leiden unserer Patienten müssen wir in unserem Beruf verarbeiten – ohne dabei selbst zu verbrennen. Jeder Einzelne ist durch die Corona-Pandemie auf das Stärkste gefordert – und das seit vielen Monaten. In der Pandemie musste zeitweise der normale Klinikbetrieb zurückgefahren werden. Tausende Corona-Patienten haben wir unterdessen intensiv versorgt – nicht nur auf den Intensivstationen, sondern auch in den sonstigen COVID-Abteilungen. Das wird leider oftmals kaum wahrgenommen oder zu gerne schnell vergessen.

    Wir alle fragen uns derweil nicht erst seit heute: wo bleibt eigentlich die Anerkennung der enormen, ja exorbitanten Leistung aller Klinik-Mitarbeiter? Kommt da noch mehr als der gewiss sehr schöne Applaus vom Balkon im vorigen Frühjahr? Inzwischen wurde der „Fast-Normalbetrieb“ auf Biegen und Brechen wieder aufgenommen. Es gab keine Verschnaufpause für die Angestellten. Der Personalmangel hat sich sogar vergrößert. Viele Kolleginnen und Kollegen sind selbst an ihrer Seele erkrankt, sind völlig erschöpft, ausgelaugt, haben resigniert und manche sind deshalb einfach abgewandert. Komplette Mitarbeiterstäbe haben sich so aufgelöst. Innere Kohärenz ist zum neuen Fremdwort geworden.

    Das Personal wird gesetzt, wie auf einem Reißbrett, keine Mitbestimmung darüber, wie und wo gearbeitet werden soll. Die Mitarbeiter, die keine Wechselperspektive haben, sind zutiefst betroffen und resignieren – zu welchem Wohl? Und dann noch die Flutkatastrophe in unserem Land. Sie hat zusätzlich unsagbares Elend gebracht – an Leib und Leben.

    Und wieder waren Ärztinnen und Ärzte rund um die Uhr da. Die Aufgaben waren übermächtig: Kolleginnen und Kollegen sind freiwillig aus der Freizeit zurück an die Arbeit gekommen, um Patienten zu evakuieren, zu versorgen oder zu begleiten. Sofern es die Verkehrsverhältnisse zuließen, haben alle mitangepackt und nicht nur in ihrer eigentlichen Funktion. Nein, sie haben sich auch schmutzig gemacht, Schlamm und Gerümpel weggeräumt. Viele sind zudem selbst privat betroffen von der Sintflut. Haben in der Flut ihre Familienangehörigen verloren, ihre Arbeitsstätte oder auch ihr Heim.

    Was geschieht mit den Kolleginnen und Kollegen, die nun keinen Arbeitsplatz mehr haben, weil ihre Klinik funktionsunfähig geworden ist und es noch lange dauern wird, bis sie wieder betrieben werden kann? Ihnen allen gebührt die höchste Wertschätzung für Ihr sehr persönliches Engagement, denn bezahlen kann man das sicherlich nicht mit Geld. Ich danke Ihnen allen deshalb von Herzen!