• Die Lücke zwischen Alt und Jung wird immer größer

    Landesärztekammer Rheinland-Pfalz legt neue Arztstatistik vor
    26.April 2019
    Mainz. Die allgemeine demografische Entwicklung macht auch vor den Ärztinnen und Ärzten in Rheinland-Pfalz nicht Halt. Immer mehr Ärztinnen und Ärzte rücken immer näher an die Phase ihres Ruhestandes heran, aber immer weniger junge Ärztinnen und Ärzte rücken nach. Statistisch gesehen ist jeder zweite berufstätige Arzt/Ärztin in Rheinland-Pfalz 50 Jahre und älter. Hinzu kommt, dass fast jeder vierte berufstätige Arzt 60 Jahre und älter ist. Das geht aus der Ärztestatistik (Stichtag 31.12.2018) hervor, welche die Landesärztekammer Rheinland-Pfalz jetzt ausgewertet hat.

    „Die Zahlen sprechen eine eindeutige Sprache“, so der rheinland-pfälzische Landesärztekammer-Präsident Dr. Günther Matheis. Die statistische Entwicklung zeigt klar, dass die demografischen Veränderungen sich auf die ärztliche Versorgung auswirken werden. „Und zwar nicht nur im hausärztlichen Bereich, sondern auch in der fachärztlichen Grundversorgung“, erklärt der Kammer-Präsident.

    Der Blick auf die demografische Entwicklung im fachärztlichen Bereich kommt aber leider immer noch zu kurz. Matheis: „Hier besteht dringender Handlungsbedarf, um eine flächendeckende Versorgung aufrechtzuhalten.“ Auch sollten „wir es ermöglichen, dass unser Berufsnachwuchs schneller eingegliedert werden kann, und dass auch Quer- und Wiedereinsteiger gewonnen werden können“, fügt der Kammer-Präsident hinzu.

    Zur Statistik: Im Jahr 2018 sind insgesamt 21.807 Ärztinnen und Ärzte bei der Landesärztekammer registriert; von ihnen sind 18.436 berufstätig. Im ambulanten Bereich arbeiten laut Statistik 7.439 Ärztinnen und Ärzte. Im Krankenhaus sind es 8.877 Ärztinnen und Ärzte. Insgesamt ist im Vergleich zum Vorjahr die Anzahl der gemeldeten Ärztinnen und Ärzte in Rheinland-Pfalz um insgesamt 1,6 Prozent gewachsen.

    „Dieser geringe Zuwachs deckt jedoch bei weitem nicht den künftigen Versorgungsbedarf ab. Wir brauchen deshalb dringend mehr Köpfe im Versorgungssystem. Eine Erhöhung der Anzahl der Medizinstudienplätze ist deshalb sehr wichtig“, so Landesärztekammer-Präsident Dr. Günther Matheis. Schätzungen zufolge werden inzwischen 1,6 Ärztinnen/Ärzte benötigt, um eine/n ausscheidende/n Ärztin/Arzt zu ersetzen.

    Ein Rückblick: Im Jahr 2000 waren 16.169 Ärztinnen und Ärzte bei der Landesärztekammer gemeldet; 13.444 von ihnen waren damals berufstätig. Von ihnen arbeiteten 6.126 im ambulanten Bereich und 5.940 im Krankenhaus.

    Die Arztzahl-Statistik der Landesärztekammer zeigt klar: Der Anteil der Jungen sinkt weiter. Im vergangenen Jahr gab es in der Altersgruppe 35 bis 39 Jahre landesweit 2.029 berufstätige Ärztinnen und Ärzte. Im Vergleich zum Jahr 2000 (2.443: 35-39-Jährige) ist deren Anteil somit um rund ein Fünftel gesunken.

    Schaut man in dieser Altersgruppe in den ambulanten Bereich, so fällt der Rückgang noch stärker aus: Im Jahr 2018 gab es bei den 35-39-Jährigen 421 ambulant arbeitende Ärztinnen und Ärzte; im Jahr 2000 waren es 811. Das ist etwa die Hälfte weniger.

    In der Altersgruppe der 40- bis 49-Jährigen sinkt der Anteil derer, die ambulant arbeiten, im selben Zeitraum ebenfalls stark: von 2.374 (Jahr 2000) auf 1.509 (Jahr 2018). Das bedeutet einen Rückgang von fast einem Drittel.

    Gleichzeitig steigt die Zahl der Ärztinnen und Ärzte, die zwischen 50 und 59 Jahre alt sind. Gab es im Jahr 2000 noch 1.990 ambulant tätige Ärztinnen und Ärzte in dieser Altersgruppe, so waren es in 2018 schon 2.802 (ein Plus von rund 40 Prozent). Der Anteil der 60- bis 65-Jährigen wuchs im selben Zeitraum von 528 auf 1.382. Und der Anteil derjenigen, die über 65 sind und im ambulanten Bereich arbeiten, stieg von 164 (Jahr 2000) auf 1.133 (Jahr 2018) und hat sich damit fast versiebenfacht. Matheis: „Diese Entwicklung ist bedenklich.“

    Eine ähnliche Altersstruktur wie im ambulanten Bereich zeigt sich auch im Krankenhaus. Zwar stieg die Zahl der Klinikärztinnen und -ärzte, die bis 39 Jahre alt sind, seit dem Jahr 2000 von 3.361 auf 4.149. Doch auch in den Kliniken verzeichnet sich ein starker Anstieg der Ärztinnen und Ärzte, die 50 Jahre und älter sind. Ihre Zahl stieg von 1.032 (im Jahr 2000) auf 2.799 (Jahr 2018) – das sind über 2,5mal so viele.

    Ein weiterer Blick in die Statistik zeigt, dass rund 43 Prozent der rheinland-pfälzischen Landesärztekammer-Mitglieder weiblich sind. Im vergangenen Jahr sind bei der Landesärztekammer 9.301 Ärztinnen registriert gewesen; von ihnen sind 7.972 berufstätig. Damit ist der Anteil der berufstätigen Ärztinnen im Vergleich zum Vorjahr um 1,9 Prozent gestiegen. Der größte Teil der Ärztinnen arbeitet nach wie vor im stationären Bereich.

    In der Statistik ist auch erkennbar, wie viele Ärztinnen und Ärzte Rheinland-Pfalz verlassen haben: 51 Ärztinnen und Ärzte aus Rheinland-Pfalz sind im vergangenen Jahr ins Ausland ausgewandert. Die meisten von ihnen gingen in die Schweiz, nach Luxemburg und in die Vereinigen Staaten.

    Weiter gestiegen ist in den vergangenen Jahren der Anteil der ausländischen Ärztinnen und Ärzte in Rheinland-Pfalz. Waren es im Jahr 2000 noch 799 ausländische Ärztinnen und Ärzte, so arbeiteten im vergangenen Jahr bereits 2.381 ausländische Ärztinnen und Ärzte im Land. Das sind etwa dreimal so viele wie vor 18 Jahren. Die meisten von ihnen kommen aus Syrien, Rumänien, der Russischen Föderation und Griechenland.