• „Eine radikale Neuorientierung – mit Risiken und Chancen!“

    KGNW-Präsident Jochen Brink: ­Versorgungsqualität für Patienten muss oberstes Kriterium sein
    25.September 2019
    Bochum (mhe). „Ja, wir haben die generelle Notwendigkeit struktureller Weiterentwicklung unserer Krankenhauslandschaft in NRW. Maßstab jeder Veränderung muss aber die Versorgungsqualität für die Patienten sein“, hob der Präsident der Krankenhausgesellschaft Nordrhein-Westfalen (KGNW), Jochen Brink, gleich zu Beginn seines Vortrages hervor. Die KGNW sei bereit, an Lösungen mitzuwirken. „Übersehen wir aber nicht, unsere Krankenhauslandschaft befindet sich längst im Wandel“, betonte Jochen Brink.

    Er verwies auf das Katholische Klinikum Oberhausen, das sich einem harten Sanierungskurs unterziehen muss. Und die aus wirtschaftlichen Gründen bevorstehende Schließung des Marienhospitals in Iserlohn-Letmahte sowie einen 300 Millionen Euro teuren Neubau als Ersatz des Marienhospitals in Essen. In Neuss fusionieren zwei Kliniken. Es entsteht das zehntgrößte kommunale Klinikum in Deutschland mit vier Standorten. Steuernder Hintergrund sei auch, dass die Bundesebene immer höhere Standards etwa in der personellen Ausstattung setze, die aber immer schwieriger zu erfüllen seien.

    „Viele vor allem konfessionelle Kliniken haben in NRW eine über 150-jährige Tradition, sind fest verwurzelt. Wir haben eine Verantwortung gegenüber den Menschen, die sich in den Häusern engagieren, und gegenüber einer wohnortnahen Klinikversorgung. Lassen Sie diese Kliniken nicht allein, übernehmen Sie auch in der Region politische Verantwortung.“

    Personal bei Klinikschließungen nicht im Regen stehen lassen

    Sein Appell an Minister Laumann: „Nehmen Sie die Leute nicht nur mit, geben Sie ihnen die Chance zur Gestaltung in der Region. Vor jeder Standort-Schließung muss klipp und klar benannt werden, wo die Defizite liegen und welche Verbesserungen sich aus der Schließung ergeben. Lassen Sie am Ende die Kliniken und deren Personal nicht im Regen stehen.“

    Jochen Brink warnte eindringlich davor, zu glauben, das große Kliniken automatisch eine bessere Versorgung bieten und kleinere Häuser eine schlechtere Versorgung „Das ist nicht so!“ Er verwies auf mögliche Folgen für die Weiterbildung: „Kliniken, die nur noch Teile eines Gebiets der ärztlichen Weiterbildung erbringen dürfen, werden es sehr schwer haben, bei dem engen Arbeitsmarkt zukünftig noch Weiterbildungsassistenzen zu gewinnen.“

    Das Gutachten skizziere eine völlig neue Ausrichtung der Krankenhausplanung, der endgültigen Abkehr von der Planungsgröße Bett. Es sei angelehnt an die Systematik der leistungsorientierten Züricher Spitalplanung. „Die radikale Neuorientierung ist mit Risiken behaftet, bietet aber auch Chancen.“ Brink ist sich sicher, die anstehenden Veränderungen werden nicht durch die Investitionen des Landes und den Strukturfonds getragen werden können.