• Erfreuliche Einigkeit!

    Kommentar des Landesvorsitzenden Dr. med. Hans-Albert Gehle zur Frage der Krankenhausplanung und -finanzierung
    01.Oktober 2020
    Wir haben in unserer Hauptversammlung eine lebhafte Debatte zu der Frage, ob das gegenwärtige Reformprojekt der Krankenhausplanung in NRW mit dem DRG-System samt seiner Fehlanreize überhaupt möglich ist, erlebt. Die Antworten fielen deutlich aus. In vielen Punkten herrschte eine erfreuliche Einigkeit. Die Analysen zum Reformbedarf und den Gründen der Fehlentwicklungen einten alle weitgehend. Die Notwendigkeit, die fortschreitende Ökonomisierung der medizinischen Versorgung zu beenden, fordern wir alle, weil wir wissen, was sie seit Jahren im Alltag anrichtet. Unterschiedliche Meinungen bestanden meistens nur in Nuancen. 

    Klar geworden ist: Wir brauchen eine gesteuerte und gestufte Daseinsvorsorge. Wir brauchen eine nachhaltig verstetigte auskömmliche Klinikfinanzierung - der Länder und des Bundes. Wir brauchen eine stringente Klinikplanung, die sich am tatsächlichen regionalen Bedarf orientiert. Wir brauchen Kooperationen von Krankenhäusern, die nach dem Bedarf gesteuert werden.

    Wir brauchen eine tragfähige Balance zwischen flächendeckender Grundversorgung und Spezialisierung. Wir brauchen das rasche Ende des Neoliberalismus im Gesundheitswesen. Wir brauchen stattdessen mehr Personal und vor allem wieder mehr Zeit für unsere Patienten, für eine wieder vor allem werteorientiert ausgerichtete Medizin. 

    An unserem fast dreistündigem Diskurs beteiligten sich ein Krankenkassenvertreter (Tom Ackermann), ein Klinikkettendirektor (Ingo Morell) und wir Ärztinnen und Ärzte, namentlich auf dem Podium vertreten von unserem dritten Referenten Prof. Henrik Herrmann – Kammerpräsident aus den Reihen des Marburger Bundes in Schleswig-Holstein. 

    Einig waren sich alle Diskutanten, dass bei den Beratungen und Entscheidungen zur Reform der Krankenhausplanung und der Klinikfinanzierung ärztlicher Sachverstand unverzichtbar ist. 
    Aber wie sieht die Realität aus? Wir sind leider auf Bundesebene bisher nicht im Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) vertreten. Und in NRW werden wir über die regionalen Krankenhausplanungsprozesse erst am Ende informiert. 

    Wir Ärztinnen und Ärzte wollen uns in die Debatte und den Reformprozess einbringen. Ohne unsere fachliche Expertise und Kenntnis der Versorgung vor Ort sind gute Entscheidungen kaum sinnhaft möglich. 

    Daher fordern wir, dass wir Ärztinnen und Ärzte in dem Planungsprozess endlich auch von Anfang an beteiligt werden. 

    Uns genügt es nicht, am Ende nur das fertige Planungskonzept vorgelegt zu bekommen, denn wir müssen mit dem Inhalt und den Folgen der Reformen vor Ort in den nächsten Jahren täglich in den Kliniken leben. 

    Wir versorgen unsere Patienten, nach unserem besten medizinischen Wissen und Kräften. Das gelingt aber nur in auch ärztlich durchdachten und wohlüberlegten Strukturen, die sich am Bedarf und dem Wohl unserer Patienten orientieren, und nicht mehr länger von ökonomischen Zielsetzungen geprägt sind.