• „Ich habe die Sorge, dass Lösung einseitig zu Lasten der Kliniken gehen!“

    Deutsche Krankenhaus Gesellschaft
    28.September 2017
    mhe. Mit einem allgemeinen Hinweis auf die Notwendigkeit, Krankenhäuser endlich ebenso wie Schulen, Straßen, ÖPNV und die Infrastruktur als wichtigen Teile der Daseinsvorsorge wahrzunehmen, eröffnete DKG-Präsident Thomas Reumann sein Referat. „Dafür müssen wir mehr Verständnis entwickeln. Gesundheitsversorgung ist kein Gut wie jedes andere. Ambulante und stationäre Versorgung sind wichtige Bestandteile der Daseinsvorsorge. Unsere Bürger benötigen das Gefühl, auch dort gut aufgehoben zu sein“, betonte Reumann.

    Politik beginne mit dem Betrachten der Wirklichkeit. Es sei beachtlich, was Ärztinnen und Ärzte in den Krankenhäusern rund um die Uhr leisten, unterstrich Thomas Reumann. Er diagnostizierte „Lücken in der Versorgung der Kassenärztlichen Vereinigungen, die unsere Krankenhäuser ausfüllen müssen. Nach 22 Uhr müssten in der Regel Kliniken die ambulante Versorgung übernehmen. Das ist so gewollt.“

    Als Oberbürgermeister in Landkreis Reutlingen habe er Erfahrungen gesammelt, wie schwer es ist, Ärztinnen und Ärzte für Bereitschaftsdienste zu finden. „Wir haben Versorgungslücken nicht nur im ländlichen Raum, sondern längst auch in Städten. Mein Landkreis ist überall.“

    Es gebe viele gute Absätze, aber es scheitere oft an fehlendem Personal und Fachlichkeit. „Niemand brauche sich zu wundern, wo sollen denn die niedergelassenen Ärzte herkommen? Ich habe die Sorge, dass es einseitig zu Lasten der Kliniken geht. Droht uns nun eine Kannibalisierung der Klinikambulanzen?“ warnt Thomas Reumann.

    Es befremde ihn, und es sei zugleich entlarvend, wenn Kliniken die aufwands- und kostengerechte Vergütung verweigert wird und gleichzeitig von der KV in Baden-Württemberg ein „Doc Direkt System“ etabliert werde, bei dem ein Arzt pro Anruf 20 bis 25 Euro erhält. „Dort ist nicht von Zwei-Minuten-Medizin für gut 4 Euro die Rede. Letztlich geht die Mehrzahl der Vertragsärzte kein Risiko ein und verweist Notfallpatienten eher an Kliniken. Niemand darf sich da wundern, wenn hier die Frage gestellt wird, ob eigentlich hier nur Klientel bedient wird?“

    „Wir werden die Probleme in der Notfallversorgung nur gemeinsam lösen können, unterstrich Reumann und stimmte dem Positionspapier der KBV und des MB zu. „Wir müssen Synergieprozesse nutzen, brauchen eine sachgerechte Vergütung. Wenn nicht an jedem Krankenhaus eine Notfallambulanz stehen kann, muss im Rahmen der Klinikplanung geklärt werden, wo sie sein soll.

    „Die Planungen müssen sich an dem Versorgungsbedarf orientieren. „Und dieser ist in den Regionen ganz unterschiedlich. Pauschal aber zu beklagen, wir haben zu viele Betten, halte ich für falsch.“ Es wäre völlig inakzeptabel, wenn die KVen in der Verantwortung blieben, aber die Kliniken die Hauptlast der Versorgung tragen müssen, schloss Reumann.