• Landesregierung in NRW stellt 850.000 Euro für aufsuchende Hilfe bereit

    Medizinische Versorgung Wohnungsloser
    13.September 2018
    Köln
    (mhe). Der Marburger Bund Nordrhein-Westfalen/Rheinland-Pfalz begrüßt die Ankündigung des NRW-Gesundheitsministers Karl-Josef Laumann, für die bessere Versorgung wohnungsloser Menschen in diesem Jahr 850.000 Euro zur Verfügung zu stellen. „Wir wissen, dass über 80 Prozent der wohnungslosen Menschen hierzulande medizinische Hilfe benötigen, aber aus Scham oder Resignation weder Kliniken noch Praxen aufsuchen. Daher ist es außerordentlich wichtig, dass wir Ärztinnen und Ärzte diese hilfebedürftigen Patienten aufsuchen und dafür auch die geeignete technische Ausstattung haben“, erklärte Dr. med. Hans-Albert Gehle, erster Vorsitzender des Marburger Bundes NRW/RLP.

    Mit der neuen Landesförderung könnten etwa die technische Ausstattung der mobilen medizinischen Dienste verbessert werden. Ab sofort können die Träger der aufsuchenden medizinischen Hilfsprojekte in NRW Anträge stellen, um mit dem Fördergeld für Einzelprojekte von 12.500 bis 100.000 Euro etwa Ultraschallgeräte, EKG oder Zahnarztstühle anzuschaffen. Die Antragsfrist endet am 30. September 2018. Nähere Infos unter https://www.mags.nrw/hilfe-bei-wohnungslosigkeit

    „Obdachlose Menschen sind in aller Regel über gesetzlich geregelte Leistungen medizinisch abgesichert. Wir müssen die erschreckende Versorgunglücke in einem der reichsten Länder dieser Welt schließen“, mahnte Hans-Albert Gehle. Er erinnert an die jahrzehntelange Erfahrung des Ehrenvorsitzenden des Marburger Bundes NRW/RLP, Prof. Dr. Ingo Flenker, mit Menschen in der Not. 

    Seit den 1990er-Jahren hat sich Prof. Dr. Ingo Flenker auf der politischen Bühne in NRW um eine Verbesserung der medizinischen Versorgung wohnungsloser Menschen in NRW bemüht. Erste mobile Modellprojekte initiierte Prof. Flenker 1996 als seinerzeitiger Präsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe in Bielefeld, Bochum, Dortmund und Münster. Als zwei Jahre später die Förderung der ersten Projekte seinerzeit endete, rief Prof. Flenker den Verein „Aufsuchende medizinische Hilfe für wohnungslose Menschen in Dortmund“ ins Leben, um die Versorgung wohnungsloser zu verstetigen. 2006 wurde die dauerhafte Finanzierung gesichert.

    Der Gesundheitszustand der wohnungslosen Menschen ist meistens höchst desolat. Das Leben auf der Straße ist nicht gesund, es macht krank! Auftretende Krankheiten werden oft chronifiziert. Als Arzt begegnet man im Krankenhaus regelmäßig wohnungslosen Patienten, die man eigentlich nicht in einem der wohlhabendsten Ländern der Welt vermuten würde“, sagt Hans-Albert Gehle.